Spitzwegerig

Heilpflanzenkunde in der Weltliteratur

Eine Pflanze, die von vielen als Unkraut angesehen wird, hat einen festen Platz im Apothekergarten Gütersloh – und in einem der berühmtesten Theaterstücke der Welt.

Woher stammt der Name „Spitzwegerig“?

Warum heißt der Spitzwegerig „Spitzwegerig“? Vielleicht, weil Carl Spitzweg ihn porträtiert hat? Dann müsste aber auch die Sonnenblume nach van Gogh und die Seerose nach Claude Monet benannt sein. Nein, es ist tatsächlich noch einfacher: Es ist eine Pflanze, der Blätter spitz zulaufen und die an Wegen zu finden ist.

Der Wegerich – so der Name der Pflanzengattung – ist Männernamen wie „Friedrich“, „Heinrich“ und „Dietrich“ nachempfunden und drückt damit schon eine besondere „Volksnähe“ aus. Offensichtlich war der Mensch mit dieser Pflanze schon immer „per du“.

Im Botaniklexikon wird der Spitzwegerig unter dem Namen „Plantago lanceolata“ geführt. Der Gattungsname geht auf das lateinische „planta“ für „Fußsohle“ zurück – vielleicht, weil die Plätter einiger Arten der Form von Fußsohlen ähneln, oder aber, weil die Blätter wegen des Wuchses am Wegesrand häufig von Fußsohlen getreten werden. „lanceolata“ bedeutet wörtlich „mit einer kleinen Lanze versehen“ und bezieht sich auf die spitz zulaufenden Blätter, wir würden es heute eher mit „lanzettblättrig“ übersetzen.

Woher stammt der Spitzwegerig?

Näher als „Eurasien und Nordafrika“ lässt sich der Ursprung nicht eingrenzen, heute kommt er sogar darüber hinaus auch auf anderen Kontinenten vor. Er ist halt ein Kosmopolit, begünstigt dadurch, dass er vom Menschen gern gesehen und verbreitet wurde – zumindest bis zur Erfindung des Parkrasens.

Wo finde ich Spitzwegerig im Botanischen Garten Gütersloh?

Im Parkrasen. Und an den Rändern zum Parkrasen. Dort aber jeweil ungeplant. Seinen eigentlichen Auftritt hat der Spitzwegerig im Apothekergarten. Nicht grundlos wird er auch Heilwegerig und Wundwegerig genannt. Spitzwegerig ist eine seit der Antike genutzte Arzneipflanze, deren antibakterielle, blutstillende und schmerzlindernde Wirkung wissenschaftlich belegt ist.

Nicht nur in der Hausapotheke, auch in der Küche ist der Spitzwegrig von nutzen. Blätter, Samen, Wurzeln und Knospen sind essbar.

Wie pflanze ich Spitzwegerig im eigenen Garten?

Die meisten Gartenbesitzer sehen den Spitzwegerig trotz seiner Heilkraft eher als Unkraut. Denn wer ihn im Beet pflanzt, hat ihn oft auch irgendwann im Rasen. Oder anders: Viele habe ihn ohnehin schon im Rasen und verzichten darauf, ihm außerdem noch ein Beet zu überlassen. Wenn Sie es trotzdem tun möchten, bietet sich ein sonniger Standort mit lockerem Boden an. Zu pflegen brauchen sie die bedürfnislose Pflanze nicht.

Wer hätt´s gedacht?

„Ein Blatt vom Weg’rich dient dazu vortrefflich …“ – „Ei, sag’, wozu?“ – „Für dein zerbrochnes Bein.“ Diesen Ratschlag an seinen Freund Benvolio gibt Romeo gleich im 1. Aufzug von William Shakespeares „Romeo und Julia“. Heilpflanzenkunde in der Weltliteratur …


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