Mitte der 1880 Jahre litt der Pavenstädter Schneidermeister Fritz Güthenke an Geschwüren und Furunkeln. Die schulmedizinischen Behandlungen mehrerer Ärzte halfen ihm nicht, erst Sol- und Dampfbäder brachten Linderung – und Güthenke zur Naturheilkunde. Fortan bot er im Nebenerwerb Massagen und Wasserbehandlungen an, gab die Schneiderei schließlich gänzlich auf und gründete die Kuranstalt Güthenke.
1907 zog er von der innerstädtischen Feld- in die Badstraße. Das neue Domizil bot gleich mehrere Vorteile: Wasser gab es durch die Dalke reichlich (und damals noch in kristallklarer Qualität), seine Anstalt verfügte dank der Nähe zu Avenstroths Mühle (am Parkbad) als eines der ersten Gebäude in Gütersloh über Elektrizität und potenzielle Stammkunden ließen sich durch die Nachbarschaft zum Prießnitz-Verein gewinnen.
1930 waren Güthenkes Wechselbäder, Massagen, Packungen, Dampfkompressen, Kneipp´sche Güsse, Farblichtbehandlungen, Höhensonnen und Infrarotbestrahlungen derart beliebt geworden, dass er seine Privatkrankenanstalt erweitern musste: Das eigentliche Kurhaus wurde erbaut. Der Betrieb verfügte damals über 55 Betten. Die Gäste genossen Roh- und Reformkost, ließen sich in Schrothkuren entschlacken und mit Blutegeln behandeln, nahmen Wasser- und Luftbäder und übten sich in Freilichtgymnastik. Nach dem Tode von Fritz Güthenke 1934 setzten Sohn Heinrich und später Enkel Klaus dessen Lebenswerk fort.
Nach dem Zweiten Weltkrieg sank die Bettenzahl zunächst auf 20, konnte jedoch innerhalb der folgenden zehn Jahre wieder auf 35 erhöht werden. Leider blieben ab Ende der 1960er Jahre die Gäste aus, so dass die Luftkurbad-Einrichtung 1974 ihre Pforten schloss. Wer weiß, ob sich Gütersloh andernfalls nicht längst „Bad Gütersloh“ nennen dürfte …?
Heute ist das ehemalige Kurhaus Sitz der örtlichen ›Geschäftsstelle des Arbeiter-Samariter-Bunds und darüber hinaus Station des Wassererlebnispfads Dalke.
In unserer Rubrik Einst und jetzt finden Sie historische Fotos des Kurhauses Güthenke.