Weiße Seerose

Weiße Seerose

Unter dem Schutz der Nixen

Sie ist die Königin der Wasserpflanzen: die Weiße Seerose. Ihre großen Blüten, die sich von Juni bis August zeigen, bezauberten schon die Impressionisten (›Claude Monet malte rund 200 Seerosen-Bilder) und lassen im Botanischen Garten die Fotoapparate klicken. Dabei ist ein anderer Pflanzenteil ebenso erwähnenswert: Die Stiele werden bis zu drei Meter lang – Rekord unter den heimischen Blütenpflanzen. Die Kombination „schöne Blüten plus lange Stiele“ ist verhängnisvoll – schon manchen Blumenfreund lernte beim Versuch, eine Seerose zu pflücken, unfreiwillig das Reich der Nixen kennen…

Woher stammt der Name „Weiße Seerose“?

Warum eine Wasserpflanze, deren Blüten weißen Rosen ähneln, Weiße Seerose genannt wird, brauchen wir wohl nicht weiter auszuführen. Spannender ist die Herleitung des wissenschaftlichen Namens „Nymphaea alba“.

Die Älteren unter den Lesern werden ihn noch kennen, nicht persönlich, aber aus dem Lateinunterricht: ›Plinius der Ältere, angesehener Autor einer Naturenzyklopädie im antiken Rom, hatte das Wissen seiner Zeit zusammengetragen. Nicht alles deckt sich mit dem heutigen Stand der Wissenschaft; so schwor er zur Zahnreinigung darauf, den Mund mit der Brühe in Essig gekochter Frösche zu spülen. Was die die Weiße Seerose betrifft, so war er sicher, dass das regelmäßige Einreiben der passenden Stelle mit Seerosenwurzeln bei Männern zu Impotenz führe.

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Tatsächlich wurde die Weiße Seerose – wie schon die Gelbe Teichrose – bis ins 19. Jahrhundert als lusthemmendes Mittel eingesetzt. Vielleicht, weil sie Großabnehmer waren, wählten die Mönche und Nonnen des Klosters Tegernsee zwei Seerosen als ihr Wappensymbol. Wahrscheinlicher ist, dass sie es taten, weil Seerosen allgemein als Symbol der Reinheit und der Keuschheit galten. Auch das liegt am alten Plinius, der eine passende Legende verbreitete. Demnach hatte sich eine im Teich lebende Nymphe in Herakles verliebt. Der antike Held beachtete sie aber nicht, so dass sie der unerfüllten Liebe wegen an gebrochenem Herzen starb. Aus Mitleid ließen die Götter sie als Seerose weiterleben – als schönste Blume ihres Teiches.

Was das alles mit dem wissenschaftlichen Namen der Weißen Seerose zu tun hat? Nun, auch der Botaniker Carl von Linné hatte die Nymphenlegende gelesen und wählte deshalb als Gattungsnamen für Seerosen „Nymphaea“. Der Artname „alba“ bedeutet „weiß“.    

Woher stammt die Weiße Seerose?

Weiße Seerosen wachsen praktisch in ganz Europa.

Wo finde ich Seerosen im Botanischen Garten Gütersloh?

Im Teich des Naturnahen Gartens.

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Wie pflanze ich Seerosen im eigenen Garten?

Nur im Besitz eines entsprechend großen Teiches, denn die Königin braucht Platz: Mit 2 qm pro Pflanze muss man in jedem Fall rechnen. Der Teich sollte mindestens einen, besser zwei Meter tief sein. In der Regel setzt man die Seerosen nicht direkt in den Teichgrund, sondern in Pflanzkörbe mit Henkeln, sodass sich der Wurzelstock am Teichgrund nicht ausbreiten kann. Tut man das nicht, sieht man später viele schöne Seerosen, aber keinen Teich mehr.

Wer hätt’s gedacht?

Wer eine Seerose zu pflücken versucht, macht sich die im Gewässer lebenden Nixen zum Feind. Sie sehen sich als Beschützerinnen der Pflanze und werden versuchen, jeden in ihr nasses Reich zu ziehen, der es auf die Blüten abgesehen hat. Diese Legende hat vielleicht einen wahren Kern, denn ›durch Seerosen ausgelöste Todesfälle sind denkbar. Die Stiele, mit der die Wasserpflanze am armdicken Wurzelstock hängt, sind kräftig. So einfach „pflücken“ kann man die Blüte nicht, man muss schon daran ziehen – keine gute Idee, wenn man sich dazu über einen Bootsrand beugen muss.

Wer einmal im Seerosenteich gelandet ist und mit den Beinen strampelt, verheddert sich leicht im Gewirr der seilartigen Stiele und ist schwimmunfähig. Die starken und zugleich elastischen Stängel schützen die Pflanze bei Wellen und lassen sie unterschiedliche Wasserstände ausgleichen – nur ein Beispiel, wie perfekt die Pflanze an ihren Lebensraum angepasst ist. So sind ihre Blätter wachsbeschichtet, so dass Regen oder auch hochschwappendes Wasser an ihnen abperlt und sie nicht verfaulen. Und Luftkammern im Blattgewebe wirken wie Schwimmflügel, die Blüten und Blätter auf der Wasseroberfläche treiben lassen. Plinius der Ältere wäre verblüfft gewesen.

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Historische Postkarte

Teichrallenmutter mit Küken, siehe auch Wasservögel (Foto: Timo Dageroth, Youbooth)



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