Glanzschildfarn

Glanzschildfarn

Wie viele Schildfarn-Arten gibt es? Und woran erkennt man ganz sicher einen Schildfarn? Auch die größten Farnexperten wissen darauf keine Antworten. Sie gehen aber davon aus, dass im Botanischen Garten Gütersloh ein Glanzschildfarn steht. Höchstwahrscheinlich jedenfalls.

Woher stammt der Name „Glanzschildfarn“?

Wer verstehen möchte, woher die Schildfarne ihren Namen haben, muss die Unterseite eines Blattes betrachten. Dort reifen die Sporen. Um diese zu schützen, bilden Schildfarne wie viele andere Farnarten auch sogenannte Indusien. Das ist ein Schutzgewebe, das über den Sporen liegt und schrumpft bzw. abfällt, sobald diese gereift sind.

Bei kaum einer Pflanzengruppe tun sich auch ausgewiesene Experten so schwer mit der eindeutigen Bestimmung einer Art wie bei Farnen. In Habitus und Blattform ähneln, ja gleichen sich auch unterschiedlichste Farnarten – als einzige Möglichkeit, einen Farn zweifelsfrei der korrekten Art zuzuordnen, erweisen sich oft die Indusien: die Existenz, ihre Art, ihre Form, ihre Farbe. Manche Farne verzichten ganz auf die Ausbildung einer Schutzhaut oder schützen die Sporen, indem sie die Ränder ihrer Blätter einrollen. Andere entwickeln als Indusium eine Hülle, die die Sporen vollständig umschließt. Und wieder andere Farne bilden Indusien, die die Sporen schirmartig abdecken – so als wären es Schilde. Sie ahnen, zu welcher Methode Schildfarne tendieren.

Haben Sie das Bild eines Wikinger-Langboots vor Augen, an dessen Seiten die Nordmänner über den Rudern ihre kreisrunden Schilde – Schild an Schild an Schild – befestigt haben? So ähnlich dürfen Sie sich die Blattunterseite eines Schildfarns während der Sporenentwicklung vorstellen.

Wer verstehen möchte, woher der Glanzschildfarn seinen Namen hat, muss sich die Oberseite eines Blattes ansehen. Diese ist dunkelgrün glänzend, was die Beliebtheit dieser Farnart als Gartenpflanze erklärt. Für die Unterseiten reicht es nur weniger schmückend zu einem Blassgrün.

„Polystichum aculeaum“ wird der Glanzschildfarn unter Botanikern genannt. Der Gattungsname heißt übersetzt „mit vielen Reihen“ und bezieht sich auf die Sporenhaufen. Die Fiederblättchen des Glanzschildfarns haben scharfe Spitzen, ähnlich wie die Blätter der Stechpalme. Das hat ihm seinen Artnamen „aculeatum“, lateinisch für „stachelig, scharf“, und seinen deutschen Alternativnamen „Dorniger Schildfarn“ eingebracht

Woher stammt der Glanzschildfarn?

Der Glanzschildfarn ist die verbreitetste Schildfarnart in Mitteleuropa und kommt hier vor allem in Gebirgen und Mittelgebirgen vor. Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich aber über halb Eurasien: von den Alpen über den Kaukasus bis zum indischen Himalaya.

Wo finde ich Glanzschildfarne im Botanischen Garten Gütersloh?

Zum Beispiel an der Hyazinthenwiese neben der Schutzhütte, vor der Hainbuchenhecke zum Parkplatz des Fachbereichs Grünflächen.

Wie pflanze ich Glanzschildfarne im eigenen Garten?

Der Glanzschildfarn ist ein „klassischer“ Farn: Er liebt den Schatten und die Feuchtigkeit. Sonnige, trockene Sommer wie zuletzt bedeuten daher Stress – entweder für den Farn oder für den Gärtner. Ansonsten kommen Farne, die es seit über 300 Millionen Jahren ohne menschliches Zutun geschafft haben, ganz gut alleine zurecht. Auch der Glanzschildfarn ist robust und frosthart. Als wintergrüne Pflanze schmückt er den Garten mit seinem bis zu 80 Zentimeter großen Wedeln auch in der kalten Jahreszeit.  

Wer hätt´s gedacht?

Man sollte meinen, im Jahr 2020 sei das Leben auf unserer Erde, die Vielfalt der Arten zwischen Marianengraben und Mount-Everest-Gipfel, weitestgehend erforscht. Doch ›Flötepiepen! Bevor die ersten Wissenschaftler nach Leben auf dem Mars und anderen Orten im Weltall suchen, sollten sie doch erst einmal ihre Hausaufgaben auf dem Heimatplaneten erledigt haben. Dazu gehört die Auflösung eines der letzten großen Rätsel der Botanik: Wie viele Schildfarnarten gibt es auf der Welt?

Diese Frage kann tatsächlich seriös niemand beantworten. Woran liegt das? Wie oben erwähnt, haben sogar die profiliertesten Farnforscher bisweilen große Schwierigkeiten bei der Bestimmung von Farnarten. Bei mancher Klassifikation war das Ergebnis „Schildfarn“ das Resultat einer Ausschlussdiagnose: Was sich nicht eindeutig als andere Farngattung bestimmen ließ, wurde zu einem Schildfarn. Zudem sehen sich einzelne Schildfarnarten äußerst ähnlich, und zu allem Überfluss bilden sie stärker als andere Arten Hybride, d. h. sie kreuzen sich untereinander. Das macht eine sichere Artabgrenzung schwierig bis unmöglich.

Wenn in der Fachliteratur die Zahl der Arten mit „zwischen 180 und 320“ angegeben wird, so stets mit dem Hinweis, dass sich diese Werte quasi täglich ändern könne. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Liste der derzeit bekannten Schildfarnarten etliche Einträge enthält, bei denen es sich tatsächlich um Dubletten oder Unterarten handelt.

Beim Glanzschildfarn hingegen darf man sich sicher sein: den gibt es als eigenständige Art. Und sehr, sehr wahrscheinlich sind es Exemplare dieser Art, die Sie als Anschauungsobjekte im Botanischen Garten Gütersloh finden …



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