Ein ganz besonderer Saft
Die Mandelblättrige Purpur-Wolfsmilch sieht wunderschön aus. Doch durch ihre Stängel fließt ein Saft, vor dem sich Mensch und Tier aus gutem Grund hüten sollten.
Woher stammt der Name Mandelblättrige Purpur-Wolfsmilch?
Es gibt rund 200 Wolfsmilcharten; ihr bekanntester Vertreter dürfte der Weihnachtsstern sein. Sie alle produzieren einen Saft, der ihnen als Fraßschutz und Wundverschluss dient. Die Flüssigkeit ist milchig-trüb und hochgefährlich – eine Kombination, die der Pflanze den Namen „Wolfsmilch“ einbrachte. Wobei Tierschützer dem entgegenhalten werden, dass Wölfe für den Menschen weitaus ungefährlicher sind, als gemeinhin angenommen: Im letzten Jahr starben in Deutschland 13 Menschen durch Rehe (nämlich bei Wildunfällen), aber niemand durch einen Wolf. Dem Volksmund war diese Statistik allerdings unbekannt.
Mit dem Saft der Wolfsmilch ist jedenfalls nicht zu spaßen, er ist ätzend und hautreizend, besonders an Augen, Nase und Mund verursacht er schmerzhafte Entzündungen. Pferde, Kühe, Hunde, Katzen, Hasen und Vögel sind schlau genug, die Pflanze nicht zu fressen – wenn sie frisch ist. Getrocknet, im Heu, erkennen sie sie nicht immer, gerade Pferde und Rinder zeigen dann Vergiftungserscheinungen. Es kommt zu einem Absinken der Körpertemperatur, Lähmungen und blutigem Harn. Kurz: Hände, Pfoten und Hufe weg von der Wolfsmilch!
Die Mandelblättrige Wolfsmilch unterscheidet sich von anderen Arten sichtbar durch ihre Blätter, die dem Laub von Mandelbäumen ähneln.
Die Sorte ′Purpurea′ ist eine spezielle Züchtung, die im Winter purpurfarbenes Laub an den dann dunkelroten Stängeln bildet.
Der mauretanische König Juba II. benannte um 25 v. Chr. die von ihm entdeckte Wolfsmilch „Euphorbia“, zu Ehren seines Leibarztes ›Euphorbos. Wobei man zweifeln kann, ob es eine Ehre es ist, wenn eine derart unangenehm-gefährliche Pflanze nach einem benannt wird. Allerdings wurde Wolfsmilch auch schon in der Antike als Heilpflanze gegen Ekzeme genutzt – und als Brech- und Abführmittel. Vielleicht sollte sich Euphorbos doch mal fragen, was genau Juba gegen ihn hatte …
„Euphorbia amygdaloides“ lautet der komplette botanische Name; „amygdalum“ ist das griechische Wort für Mandel.
Woher stammt die Mandelblättrige Wolfsmilch?
Wildbestände findet man zwischen Italien und dem Schwarzen Meer, vor allem auf dem Balkan. In Deutschland wird man sie am ehesten in Bayern antreffen, in Ostwestfalen-Lippe wächst sie außerhalb von Gärten so gut wie gar nicht.
Wo finde ich Mandelblättrige Purpur-Wolfsmilch im Botanischen Garten Gütersloh?
Weil es farblich so schön passt: im Lavendelgarten. Außerdem an den Beeten vor der großen Rasenfläche. Im Steingarten wächst zudem Walzen-Wolfsmilch (Euphorbia myrsinites), im Beet zwischen Eingang Dalkepromenade und dem Sonnengarten-Zentrum Himalaya-Wolfsmilch (Euphorbia griffithii), Sorte ‘Fireglow’.
Wie pflanze ich Mandelblättrige Purpur-Wolfsmilch im eigenen Garten?
Prinzipiell ist die Pflanze recht pflegeleicht. In der freien Natur wächst sie – anders als die meisten Wolfsmilcharten – als Waldstaude, d. h. am liebsten im (Halb-)Schatten von Laubgehölzen. Schatten im Sommer und eine schützende Laubdecke im Winter sollte sie daher auch in Ihrem Garten bekommen, sonst machen ihr sowohl Sonne als auch Kahlfröste schwer zu schaffen. Im Frühjahr erfreut sie dann mit grüngelben Blüten, perfekt für die Kombination mit Elfenblumen, Funkien und Wald-Hainsimse.
Wer hätt’s gedacht?
Noch einmal zur „Wolfsmilch“ in der Wolfsmilch: Der ätzende Pflanzensaft entfaltet eine 10.000- bis 100.000-fach stärkere Reizwirkung als Capsaicin, der „scharfe“ Wirkstoff der Chilischote. Deshalb sollte man Saft, der auf die Haut gelangt ist, umgehend gründlich abwaschen! Die „Milch“ hat außerdem die zumeist unschöne Eigenschaft, latexartig zu gerinnen, so das sie nicht mehr wasserlöslich ist.
Den praktischen Wert erkannte der deutsche Arzt und Apotheker ›Tabernaemontanus im 16. Jahrhundert. In seinem Kräuterbuch riet er Patienten mit Zahnschmerzen: „Die Milch in ein holen Zahn getan nimt den Schmertzen, es soll aber zuvor das Zahnfleisch mit rothem Wachs versorget werden.“ Das sollte es tatsächlich, denn sonst ist vom Zahnfleisch nicht mehr viel übrig. Wegen der Giftigkeit des Saftes und seiner Nebenwirkungen darf die „Milch“ heutzutage nur noch in Notfällen eingesetzt werden, in denen es keinen Zugang zur modernen Medizin gibt.
Das dürfte im Lavendelgarten nicht der Fall sein – das ›Klinikum Gütersloh liegt nur 300 Meter entfernt …
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