Königsfarn

Majestätische Erscheinung

Zwei Dinge machen den Königsfarn zu etwas augenfällig Besonderem unter den heimischen Farnen: seine beachtliche Größe und seine Sporenwedel. Anders als herkömmliche Farne entwickelt der Königsfarn seine Sporen nämlich nicht an der Unterseite seiner Blätter. Vielmehr bildet er im Juni und Juli braune, ährenartige Fiedern, die quasi nur aus Sporangien bestehen. Das sieht etwas seltsam aus, hat sich aber in den letzten 180 Millionen Jahren offenbar bewährt.

Woher stammt der Name „Königsfarn“?

In tropischen Regenwäldern wachsen Baumfarne mehr als 20 Meter hoch in den Himmel. In den gemäßigten Klimazonen kommen solch gigantische Ausmaße nicht vor. Hierzulande gilt bereits der Königsfarn mit seiner Wuchshöhe von 1,50 bis 2 Metern als eine der größten Farnarten. Seinen royalen Namen erhielt er aufgrund dieser herausgehobenen Stellung in der europäischen Farngrößenrangreihe. Allein der Adlerfarn rangiert mit bis zu 4 Metern noch (deutlich) über ihm – aber schließlich gilt der Adler auch als König der Lüfte.

Der botanische Name des Königsfarns lautet „Osmunda regalis“. Der Gattungsname leitet sich von Osmundr, einem Beinamen des Gottes Thor ab. Der Artname „regalis“ (vom lateinischen „rex“ = König) bedeutet „königlich“.

Woher stammt der Königsfarn?

Wo immer es in einer gemäßigten Klimazone dieser Erde feucht und schattig genug ist, bezieht der Königsfarn sein Reich. Vorausgesetzt, der Mensch lässt ihn: Weil immer mehr Moore und Bruchwälder vernichtet werden, gilt der Königsfarn in Deutschland mittlerweile als gefährdete Art.

Wo finde ich Königsfarne im Botanischen Garten Gütersloh?

Am kleinen Tümpel, an dem die Bronzeplastik „Flamingos“ steht.

Wie pflanze ich einen Königsfarn im eigenen Garten?

Der Königsfarn wächst so breit wie er hoch wird – entsprechenden Platz sollte man beim Pflanzen lassen. Ansonsten gilt: Stimmt der Standort (Sie erinnern sich: feucht und schattig, mindestens halbschattig), gedeiht der Farn ganz ohne Pflege.

Wer hätt’s gedacht?

Sollte eine weitere Fortsetzung der ›„Jurrassic-Park“-Filmreihe geplant sein, wäre Gütersloh ein durchaus geeigneter Drehort. Denn im Botanischen Garten wachsen zahlreich „blühende Fossile“, die es in dieser oder ähnlicher Form auch schon zur Zeit der Dinosaurier gegeben hat: Gingkos, Urweltmammutbäume (nomen est omen), Tulpenbäume, Flügelnüsse, Lebkuchenbäume und Tulpen-Magnolien begrünten schon vor Millionen von Jahren unseren Planeten.

Unter den Gewächsen dieser Aufzählung wird selbst der botanische Laie eine Gemeinsamkeit ausgemacht haben: Es sind alles Bäume. In Bodennähe können vor allen anderen Pflanzen die Farne auf die längste Ahnengalerie verweisen. Schon vor mehr als 300 Millionen Jahren gab es Farne, Vorläufer der heute im Botanischen Garten zu bewundernden Arten wie Straußenfarn, Hirschzunge oder Glanzschildfarn.

Etwas später, nämlich in den 1960er Jahren, fand ein Landwirt im südschwedischen Korsaröd auf seinem Acker ein Fossil, das er an das ›Naturhistorische Reichsmuseum nach Stockholm schickte. Die Wissenschaftler dort waren begeistert: Sie hielten ein Farn-Rhizom in den Händen, das sie auf das frühe Jura, also auf ein Alter von 180 Millionen Jahren datieren konnten. Aber mehr noch: Ihre Untersuchungen zeigten, dass der Farn in seiner perfekt erhaltenen und erkennbaren Zellstruktur quasi identisch war mit einer noch immer existierenden Farnart, namentlich mit einem – Sie ahnen es – Königsfarn.

Die Evolutionsbiologen bescheinigten dieser Farnart damit eine „absolut ungewöhnliche Entwicklung“ – nämlich gar keine. Offenbar habe die Natur in diesem Fall einen zeitlos perfekten Organismus geschaffen, der (mindestens) 180 Millionen Jahre lang allen Änderungen seiner Umgebung trotzen konnte. Ein Grund mehr, dem Königsfarn im Botanischen Garten zu huldigen!


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