Purpur-Erle

Purpur-Erle

Frühreife Späth-Entwicklung

Erlen kannten und benannten schon die Germanen, die Purpur-Erle hingegen gibt es erst seit 1908. Angesichts des Klimawandels ist sie ein Baum der Zukunft. Das freut viele, aber nicht alle.

Woher stammt der Name „Purpur-Erle“?

Der Name „Erle“ lässt sich über das Althochdeutsche „elira“ auf den germanischen Namen „alizo“ für den Baum zurückverfolgen. Darin steckt wie in „Ulme“, „Elch“ und „Iltis“ eine Wortwurzel, die eine rötlich-braune Farbe bezeichnet. Erlenholz ist rötlich-gelb bis hellbraun, zudem färbt sich bei vielen Erlenarten beim Fällen des Baumes die Schnittstelle intensiv orangerot.

Die Blätter der Purpur-Ele weisen häufig rötliche Blattadern auf, was zur Namensgebung dieser speziellen Erlenart ausreichte.

Der botanische Name der Purpur-Erle lautet „Alnus × spaethii“. Alnus ist der lateinische Name des Baumes, das „ד zeigt an, dass es sich um eine Hybride, eine Züchtung aus zwei Erlenarten handelt, und Späth war der Name des Züchters – mehr dazu im nächsten Absatz.

Woher stammt die Purpur-Erle?

Aus der einst größten Baumschule der Welt, der Späth´schen Baumschule in der Späthstraße in Berlin-Treptow. Nach ihr ist ein ganzer Ortsteil, nämlich Berlin-Baumschulenweg, benannt. Um 1900 maß sie 225 Hektar – das ist 15 mal so groß wie der Gütersloher Stadtpark – und hatte einen eigenen Eisenbahnanschluss. Ihr damaliger Besitzer Franz Späth führte das Unternehmen in fünfter Generation und war der persönliche Gartenberater von Reichskanzler Otto von Bismarck und Generalfeldmarschall Helmuth von Moltke. 

Die Firma hat seit ihrer Gründung 1720 – sie besteht bis heute – eine Reihe kommerziell erfolgreicher Züchtungen hervorgebracht. 1908 fügte Franz Späth der Liste die Purpur-Erle hinzu. Dafür kreuzte er eine Japanische Erle (Alnus japonica) mit einer Kaukasischen Erle (Alnus subcordata).

Purpur-Erle am Findling

Wo finde ich Purpur-Erlen im Stadtpark Gütersloh?

An drei Stellen. Eine Purpur-Erle steht am Findling an den Dalkeauen, eine zweite an der Böschung zur Eiswiese, die dritte am Eingang Virchowstraße.

Die beiden letztgenannten gehören zu den mehr als 60 Bäumen, mit denen der Gütersloher Stadtpark 2021 aufgeforstet wurde. Orkane und Dürre hatten bestehende Gehölze so geschwächt, dass sie gefällt werden mussten. Als Ersatz wählte der Fachbereich Grünflächen neben bereits im Park vorhandenen Arten solche Bäume aus, die besonders gut mit den Auswirkungen des Klimawandels zurechtkommen. Das sind insbesondere trockenresistente Arten – wie die Purpur-Erle.   

Wie pflanze ich eine Purpur-Erle im eigenen Garten?

Dass die Purpur-Erle mittlerweile in vielen Städten als Straßen- und Parkbaum gepflanzt wurde, liegt an der guten Mischung aus Zierwert und Robustheit dieses Gehölzes. Allzu viel Pflege benötigt der standorttolerante Baum also nicht, allein Platz sollte vorhanden sein: Eine Purpur-Erle wächst rund 18 Meter hoch und 10 Meter breit.

Wer hätt’s gedacht?

Wie beschrieben gilt die Purpur-Erle als ein Baum der Zukunft: Sie trotzt dem Klimawandel, sie erhöht die Artenvielfalt, ohne dass dies auf Kosten heimischer Pflanzen ginge, sie gilt als gute Bienenweide und sie erfreut nahezu jeden Betrachter.

Ausnahmen bilden solche Menschen, die gegen Erlenpollen allergisch sind. In Langzeit-Untersuchungen seit den 1980er-Jahren wurde festgestellt, dass die Zeit des Nießens und Augenjuckens für die Betroffenen immer früher einsetzt. Zunächst war man ratlos, woran das liegt, bevor man eine deutliche Korrelation mit der Purpur-Erlen-Population in Mitteleuropa erkannte. 

Die Purpur-Erle ist im Vergleich zu heimischen Erlenarten besonders witterungsresistent und winterhart. Das führt dazu, dass sie oft schon im Dezember zu blühen beginnt – zwei Monate vor den anderen Erlen. Die winterliche „Pollenfabrik“ gilt damit als Auslöserin für den sogenannten Weihnachtsheuschnupfen. Eine trockenresistente und pollenfreie Erle hat selbst die Späth´sche Baumschule noch nicht züchten können …


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