Die Namen des Regenbogens
Die Blüte der Schwertlilien und der Bart-Iris begeistert mit ihrer Farbenpracht im Mai und Juni die Gäste des Botanischen Gartens. Die Besucher sind dabei fein raus, müssen sie die Pflanzen doch nur bewundern. Zu bemitleiden sind dagegen die Züchter, die sich einen Namen für die vielen Sorten ausdenken müssen. Denn nach Jahrhunderten der Iris-Züchtung ist nach jeder Stadt, jedem Promi und überhaupt nach jedem Eintrag im Wörterbuch schon eine Sorte benannt.
Woher stammen die Namen „Sibirische Schwertlilie“ und „Hohe“ bzw. „Mittelhohe Bartiris“?
Nur selten ist der botanische Name einer Pflanze so geläufig oder sogar noch bekannter als der deutsche Trivialname. Bei der Iris mag das der Fall sein. Dies ist der wissenschaftliche Gattungsname der Schwertlilien und zugleich das altgriechische Wort für „Regenbogen“. So bilden Schwertlilien wunderbar bunte, kräftig leuchtende, bisweilen sogar mehrfarbige Blütenblätter. Seit Staudenzuchtbetriebe der Vielfalt zusätzlich nachhelfen, sind sie tatsächlich in allen Farben des Regenbogens erhältlich.
Der deutsche Name „Schwertlilie“ bezieht sich auf die schwert- oder säbelförmigen grünen Laubblätter der Pflanze. Die Bartiris, eine Zuchtform der Schwertlilie, bekam ihren Namen wegen der bartartigen Struktur am hinteren Teil ihrer Hängeblätter.
Die vollständigen Namen der hier porträtierten Pflanzen lauten Sibirische Schwertlilie, botanisch Iris sibirica, und Kamm-Schwertlilie, Iris cristata (lateinisch cristatus = mit einem Kamm oder ›Helmbusch versehen) sowie Hohe Bartiris, Iris barbata-elatior (lateinisch elatior = höher, erhabener), und Mittelhohe Bartiris, Iris barbata-media. So entwickelt die Hohe Bartiris bis zu 120 Zentimeter höhe Stängel, die Mittelhohe Bartiris wächst bis zu 80 Zentimeter hoch.
Woher stammen die Sibirische und die Kamm-Schwertlilie sowie die Bartiris?
Die Sibirische Schwertlilie wächst in der gemäßigten Klimazone Eurasiens und damit auch auf den Wiesen des westsibirischen Tieflandes und der südsibirischer Gebirge wie dem Altai. Menschengemacht ist ihr Vorkommen in Nordamerika – dort, wo die Kamm-Schwertlilie heimisch ist.
Die Hohe wie die Mittelhohe Bartiris stammen aus dem Gewächshaus: Sie sind Züchtungen aus mehreren Schwertlilienarten. Im Botanischen Garten Gütersloh wachsen drei internationale Sorten:
- die blass-rosa-farbene Hohe Bartiris ‘Perle Rose’ aus der französischen Iris-Gärtnerei ›Cayeux, 1990,
- die tiefviolette Hohe Bartiris ‘Titan’s Glory’ aus ›Schreiner’s Iris Gardens in Oregon, 1981, und
- die Mittelhohe Bartiris ‘Az Ap’ (Abkürzung für „Azure Apogee“ = azurblauer Höhepunkt), eine Züchtung von Allan Ensminger / Varigay Gardens Lincoln, Nebraska, 1979.
Wo finde ich Sibirische Schwertlilien und Bartiris im Botanischen Garten Gütersloh?
Die Sibirischen Schwertlilien im Steingarten sowie im und um das Rhododendronbeet am Asterngarten, die Hohe und Mittelhohe Bartiris in den Beeten des Sonnengartens.
Wie pflanze ich Sibirische Schwertlilien und Bartiris im eigenen Garten?
Mit viel Freude. Schwertlilien und ihre Hybriden gehören zu den dekorativsten Stauden, die ein ostwestfälisches Blumenbeet schmücken können. Gärtnerische Pflege brauchen sie trotz ihrer Eleganz kaum.
Kälte und Trockenheit können der Sibirischen Schwertlilie nichts anhaben – genau auf die Kombination von „harten Wintern“ und „heißen Sommern“ ist sie dank ihrer Herkunft spezialisiert. Was die Pflanze zwar nicht umbringt, aber ihre Besitzer trotzdem fürchten, sind Regen und Wind. Die anmutigen Blütenbätter, deretwegen sie gepflanzt werden, sehen nach einem heftigen Schauer oft ramponiert aus. Ideal ist ein geschützter und dennoch sonniger Standort – den muss man erst einmal finden.
Wer hätt’s gedacht?
Schwertlilien gehören neben Rosen zu den ältesten Gartenpflanzen der Welt. In Mitteleuropa werden sie seit dem Mittelalter gezüchtet, seit dem 19. Jahrhundert kommerziell für die Nutzung als Garten- und Schnittblumenpflanze. Die Arten und vor allem die Sorten, die im Lauf der Jahrhunderte entstanden, sind schier unüberschaubar, ihre Anzahl geht in die Tausende.
Das bedeutet aber auch, dass sich ein Staudenzuchtbetrieb nach erfolgreicher Kreation einer Sorte einen neuen Namen ausdenken muss – und zwar einen, den es noch nicht gibt. So lassen sich folgende Sorten im Fachhandel bestellen:
- Dutch Chocolate (nicht braun, aber tiefviolett)
- Golden Gaga (ob die der gleichnamigen Lady gewidmet ist?)
- Jurassic Park (gezüchtet in den 1990er Jahren von einem Filmfan)
- Beach Girl (zweifarbig weiß-apricot, wie zu Beginn eines Strandtags helle, später sonnengebräunte Haut)
- Loop the loop (hat einen violetten Rand und sieht damit von oben aus wie der Looping einer Achterbahn)
- Torero (gelb mit roten Hängeblättern, die an die Muleta des Stierkämpfers erinnern)
- Sahnehäubchen (violette Hänge- mit weißen, sich aufwölbenen Domblättern)
um nur einige Beispiel zu nennen. Wer die restlichen x-tausend Namen lesen möchte, sei ein virtueller oder tatsächlicher Ausflug ins Markgräflerland empfohlen, wo mit der ›Staudengärtnerei Gräfin von Zeppelin eine der größten Iris-Gärtnereien Europas beheimatet ist, oder ein Klick auf die ›Iris-Enzyklopädie der American Iris Society. Die Sorte der weißblühenden Schwertlilien im Steingarten heißt übrigens ‘Welfenfürstin’.
Mehr Stauden und Bäume im Stadtpark und Botanischen Garten Gütersloh:
- nach Standort sortiert
- alphabetisch sortiert nach ihren botanischen Namen
- sortiert nach ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet
Mehr Pflanzenporträts …
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