Kerzenknöterich

Kerzenknöterich

Das weiße Schaf der Familie

Ist es eine gute Idee, Knöterich im Garten zu pflanzen? Das kommt darauf an – es gibt „solche und solche“ Knöterich-Arten. Die Stadtgärtner haben sich für Kerzenknöterich entschieden und damit eine gute Wahl getroffen. Mit anderen Arten hätten sie sich und den Besuchern weniger Freude bereitet. 

Woher stammt der Name „Kerzenknöterich“?

Namensgebend bei Knöterichgewächsen sind die Stängel. Die Triebe bilden beim Wachstum in losen Abständen kleine Verdickungen, also „Knoten“. Diese verleihen den Stängeln eine höhere Stabilität. Die Kerzenknöterich-Sorte im Botanischen Garten Gütersloh wird so bis zu einem Meter hoch. Zwischen Juni und Oktober entwickelt sie flammendrote Blütenstände, so dass die Stauden an brennende Kerzen erinnern.

Der botanische Name „Bistorta amplexicaule“ setzt sich zusammen aus den lateinischen Wörtern „bis“ („zweimal“) und „tortus“ („gedreht“, was sich auf die gewundenen Wurzeln bezieht) bzw. „amplexus“ („umfassend, umschlingend“) und „caulis“ („Stängel“).

Woher stammt der Kerzenknöterich?

Aus dem Himalaya. Leicht denkt man bei diesem Namen nur an die unwirtlichen Gipfel der Achttausender. Doch gibt es innerhalb der Gebirgsregion auch Bergketten von weit geringerer Höhe. An deren Hängen gedeiht eine überraschend artenreiche, an die Pflanzenwelt der Alpen erinnernde Vegetation, zu der auch der Kerzenknöterich gehört.

Wo finde ich Kerzenknöterich im Botanischen Garten Gütersloh?

Während der Blütezeit müssen Sie nicht lange suchen: Sofort fallen in den Gräserbändern gegenüber den saisonalen Beeten oder im Staudenparterre neben dem Steingarten die leuchtend roten Blüten ins Auge. Auch am Teich des Naturnahen Gartens stehen einige Exemplare.

Wie pflanze ich Kerzenknöterich im eigenen Garten?

Als Reminiszenz an die 1970er-Jahre, als der Kerzenknöterich eine beliebte Modestaude war und in keinem neu angelegten Garten fehlte – was wiederum gut zur aktuellen Bepflanzung der saisonalen Beete im Botanischen Garten passt, die ebenfalls die „70er“ zum Thema haben. Wie bei einer Pflanze aus dem Himalaya nicht anders zu erwarten, gilt Kerzenknöterich als robust und pflegeleicht. Bei Gartenprofis und Pflanzenkennern ist die Staude wegen ihrer langen Blütezeit beliebt (und aus demselben Grund auch bei Bienen). 

Wer hätt’s gedacht?

Bei weniger botanikinteressierten Gartencenterkunden trägt bisweilen gefährliches Halbwissen dazu bei, vom Kauf eines Knöterichgewächses abzusehen. Denn der Kerzenknöterich hat gleich mehrere schwarze Schafe in der Familie. Allein vier Knöterich-Arten stehen als „Plagepflanzen“ auf der „›Warnliste invasiver Gefäßpflanzenarten in Deutschland“, herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz. Diese Liste erinnert an die früheren ›RAF-Fahndungsplakate in den Postämtern der Republik: Sie soll arglose Bürger vor gefährlichen Subjekten warnen, die die herrschenden Ordnung zerstören wollen. 

Die herrschende Ordnung ist in diesem Fall die heimische Pflanzenwelt, und gefährdet ist diese durch extrem wuchsfreudige und konkurrenzstarke Stauden, die aus ihrer ursprünglichen Heimat Asien nach Europa und Nordamerika eingeführt wurden und verwilderten. Mit dem Bastard-Knöterich ist ebenso wenig zu spaßen wie mit dem Russischen Staudenknöterich, beide können ganze Flächen überwuchern. 

Der schlimmste von allen aber ist der Japanknöterich. Wer je diese Kletterpflanze im Garten gehabt hat, der … hat sie mutmaßlich noch immer. Unterirdisch bildet der Japanknöterich in sich verflochtene Kriechwurzeln (Rhizome), die bis zu 2 Meter in die Erde reichen. Ohne vollständigen Bodenaushub sind diese kaum zu entfernen. Und Versuche, zumindest die oberirdischen Pflanzenteile zu entsorgen, enden oft mit dem gegenteiligen Effekt: Es reichen kleine Stückchen mit „schlafenden Knospen“, die auf dem Weg zur Biotonne auf die Erde fallen und sich wieder bewurzeln, und schon ist ein neuer Knöterich-Standort begründet. 

Soweit das Schreckensszenario. Der Kerzenknöterich jedoch ist brav. Da er keine Rhizome bildet, muss man kein unkontrolliertes Wachstum befürchten. Und für seine Verwandtschaft kann schließlich niemand etwas. 



Mehr Stauden und Bäume im Stadtpark und Botanischen Garten Gütersloh:


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