Stieleiche

Robin Hoods Lieblingsbaum im Gütersloher Stadtpark

Stieleichen sind nun nicht gerade eine botanische Rarität und kommen auch im Gütersloher Stadtpark in großer Zahl vor. Doch ein spezielles Exemplar ist etwas Besonderes – nicht nur, weil diese Stieleiche ein Gastgeschenk aus England ist, sondern weil sich auf ihrer Mutterpflanze einst Robin Hood versteckt haben soll …

Woher stammt der Name „Stieleiche“?

Der Name „Eiche“ stammt wohl aus dem Germanischen. Unsere Vorfahren bezeichneten den Baum mit dem Laut „aik”. Die Früchte der Stieleichen, die Eicheln, hängen an auffälligen, bis zu 4 Zentimeter langen Stielen, was der Baumart ihren Namen gab.

Der botanische Name lautet „Quercus robur”. „Quercus“ hieß im antiken Rom „die Eiche“, mit „robur“ bezeichnete man Kernholz, also den inneren Kern des Stamms. Bei der Stieleiche ist dieser deutlich dunkler als die hellen äußeren Schichten des sogenannten Splintholzes. Die Unterscheidung war sinnvoll, weil Eichen-Splintholz weniger dicht, fest und witterungsbeständig ist und daher nicht im Außenbau eingesetzt werden konnte.

Woher stammt die Stieleiche?

Die Stieleiche ist die in Mitteleuropa mit Abstand am weitesten verbreitete Eichenart. Bezeichnend, dass der Baum hierzulande auch als „Deutsche Eiche“ gehandelt wird, weil er vermeintlich so typisch für die heimische Vegetation sei. Abgesehen davon, dass es in Deutschland sowohl mehr Fichten als auch mehr Buchen als Eichen gibt, nennen die Briten den Baum „English Oak“, weil er vermeintlich so typisch für die dortige Vegetation sei. Der Alternativname „European Oak“ ist deshalb noch am treffendsten.

Wo finde ich Stieleichen im Stadtpark Gütersloh?

Alle Nase lang. Das Bild unten zeigt ein eigentümlich gewachsenes Exemplar an der Sichtachse zwischen Liebesschlösserbrücke und Großer Wiese.

Eine andere Eichenart im Stadtpark, die wir porträtiert haben, ist die Sumpfeiche.

Wie pflanze ich eine Stieleiche im eigenen Garten?

In dem Bewusstsein, dass Sie eine Entscheidung für die „Ewigkeit“ treffen. Eichen werden mehrere hundert Jahre alt. Die vermutlich älteste Stieleiche Nordeuropas, die ›Kongeegen („Königseiche“) in Dänemark, wird auf ein Alter zwischen 1.400 und 2.000 Jahre geschätzt.

Außerdem sollte Ihr Garten groß genug sein: Der Stammumfang der dicksten Stieleiche Deutschlands beträgt fast 13 Meter; zu finden ist diese sogenannte ›Kattholzeiche bei Plön. Doch auch wenn Ihre Eiche nicht ganz so stämmig wächst, benötigen Sie Platz, idealerweise 15 Meter um die Eiche herum. Denn anders als die konkurrenzstärkeren Buchen gedeihen Eichen am besten an einem sonnigen Standort, wo sie nicht im Schatten anderer Bäume oder Häuser stehen. Wer ihr einen solchen Platz nicht bieten kann, greift besser zur Säuleneiche, einer besonderen, platzsparenden Form der Stieleiche.

Ansonsten benötigen diese Bäume keine intensive Pflege – sonst hätten sie sich auch nicht seit 12 Millionen Jahren so flächendeckend über Europa ausbreiten können.

Wer hätt´s gedacht?

Ein kleines Stück des legendären ›Sherwood Forest wächst im Gütersloher Stadtpark. Im Juli 2019 schenkte die englische Gemeinde Broxtowe ihrer deutschen Partnerstadt Gütersloh einen Trieb der sogenannten Major Oak. Die „Großen Eiche“ ist in Großbritannien einer der bekanntesten Bäume des Landes. Das gewaltige Naturdenkmal im Sherwood Forrest wird auf ein Alter zwischen 800 und 1.000 Jahren geschätzt. Der Sage nach sollen sich ›Robin Hood und seine Gefährten in diesem Baum vor den Soldaten des Sheriffs von Nottingham versteckt haben; es heißt sogar, die Major Oak sei der Lieblingsbaum des mittelalterlichen Helden gewesen.

Ihr Trieb wird derzeit im Kübel aufgezogen und zu gegebenem Zeitpunkt an einem geeigneten Ort im Stadtpark umgepflanzt. Die Stieleiche wird dann, wie schon die Blutbuche am Dalke-Altarm, ein botanisches Symbol der Verbundenheit zwischen Gütersloh und den Briten darstellen. ›Broxtowes Bürgermeister Michael Brown äußerte bei der Überreichung jedenfalls die Hoffnung, „dass die Freundschaft mindestens so lange währen möge“ wie das Lebensalter der Major Oak – die sich auch nach vielen Jahrhunderten bester Gesundheit erfreut.



Mehr Stauden und Bäume im Stadtpark und Botanischen Garten Gütersloh:


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