Seelennahrung und Hautvergifter
„Wer zwei Brote hat, verkaufe eines und kaufe sich Narzissenblüten dafür, denn Brot ist nur dem Körper Nahrung, die Narzisse aber nährt die Seele.“ So poetisch soll der Prophet Mohammed die Narzisse gelobt haben, die seit dem 16. Jahrhundert auch bei uns zu den beliebtesten Gartenblumen gehört. Die heimischen Familien Birkholz, Liening und Glasenapp müssten demnach Großkunden bei den heimischen Gartencentern sein und eine recht wohlgenährte Seele besitzen.
Woher stammt der Name „Alpenveilchen-Narzisse“?
„Narzisse“ leitet sich vom griechischen „narkein“ für „betäuben“ ab (daher auch „Narkose“) und bezieht sich auf den intensiven Duft. Untrennbar verbunden ist die Pflanze mit der griechischen Sage von Narziss. Der Schönling hatte sich beim Betrachten seines Spiegelbilds im Wasser unsterblich in sich selbst verliebt. Woran er starb, darüber sind die Chronisten uneins. Einige behaupten, aus Gram über die Unerfüllbarkeit seiner Liebe. Andere schildern einen tödlichen Schock, den er erlitt, als ein herabfallendes Blatt sein Spiegelbild in Wellen versetzte und verzerrte und ihn die vermeintliche Erkenntnis traf, hässlich zu sein. Wieder andere ließen ihn beim Versuch ertrinken, sein eigenes Spiegelbild zu umarmen. Einig sind sich aber alle darin, dass dort, wo er sein Leben aushauchte, eine Narzisse wuchs – sonst könnte uns sein Schicksal ja an dieser Stelle ganz egal sein.
Der deutsche Name Alpenveilchen-Narzisse ist eine Übersetzung des botanischen Namens „Narcissus cyclamineus“. Zumindest den Pflanzenkundigen erinnert die steil nach hinten stehende Blütenhülle dieser Narzissen-Art an die ebenfalls stark nach oben gebogenen Kronblätter des Alpenveilchens, botanisch „Cyclamen“.
Eine alte Streitfrage am Familientisch lautet: Sind Narzissen und Osterglocken dasselbe? Das klären wir hier ein für allemal! Die Antwort lautet: jein. „Osterglocke“ ist der alternative Name für die wohl bekannteste Narzissen-Art, die Gelbe Narzisse. Kurz: Alle Osterglocken sind Narzissen, aber nicht alle Narzissen sind Osterglocken.
Woher stammt die Alpenveilchen-Narzisse?
Ursprünglich von der iberischen Halbinsel. Das ist aber schon ein paar Tage her: Narzissen gehören zu den ältesten als Zierblumen genutzten Pflanzen; die Ägypter, die Griechen, die Römer erwähnen sie. In unsere Breiten gelangten sie, wie auch Tulpen und Hyazinthen, in den Jahrzehnten ab 1560, unter Botanikern „orientalische Phase“ genannt. In der waren solch „exotische“ Pflanzen aus Südeuropa und Kleinasien schwer in Mode. Seit dieser Zeit sind auch die Alpenveilchen-Narzissen der Wissenschaft bekannt; die erste Beschreibung datiert von 1608.
Wo finde ich Alpenveilchen-Narzissen im Botanischen Garten Gütersloh?
An mehreren Stellen, aber besonders auffällig im Birkenhain. Dort schmücken gleich drei Alpenveilchen-Narzissen-Sorten – Tête-à-Tête, February Gold und Jack Snipe – die Rasenfläche in Gelb und Weiß, flankiert von himmelblauen Blausternen und violetten Lerchenspornen.
Wie pflanze ich Alpenveilchen-Narzissen im eigenen Garten?
Die Pflege von Alpenveilchen-Narzissen ist aufwandsarm; prinzipiell sind alle Nährstoffe, die sie brauchen, in der Zwiebel gespeichert. Wer sich aber eine lang anhaltende Blüte und eine große Anzahl an Blüten wünscht – was nahezu jeder sein dürfte, jedenfalls pflanzen nur die wenigsten Narzissen wegen ihrer Stängel und Blätter –, sollte sie maßvoll düngen. Einmal, sobald sich die ersten Blätter zeigen, ein weiteres Mal, wenn sie zu blühen beginnen.
Wer hätt’s gedacht?
So schön, wie die Narzissen anzusehen sind – sie können auch krank machen. Die sogenannte Narzissenkrankheit verursacht Hautirritationen, unter denen hauptsächlich Gärtner und Floristen leiden, die häufiger in Berührung mit den Blumen kommen. Es handelt sich nicht um eine Allergie, sondern um eine toxische Reaktion: Der Pflanzensaft enthält giftige Alkaloide, mit denen sich die Narzisse vor Parasitenfraß schützt, die aber auch die menschliche Haut reizen.
Wer Narzissen als Schnittblume für die Vase nutzt, kann die Erfahrung machen, dass andere Blumen in dem Strauß schnell eingehen. Die Ursache: Die Narzissen sondern in den ersten Stunden ihren Giftstoff als schleimige Substanz ins Wasser ab. Zum „Entgiften“ sollten sie einen Tag allein im Wasser stehen. Nach einem Wasserwechsel können sie dann mit anderen Blumen kombiniert werden.
Falls Sie beim Hantieren von der Narzissenkrankheit befallen werden: Die ist zwar kurzzeitig lästig bis schmerzhaft, aber prinzipiell harmlos und muss nicht behandelt werden. Die Rötungen gehen nach einiger Zeit von selbst zurück. Und falls nicht: Der Apothekergarten ist ja nicht weit …
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