Madonnen-Lilie

Madonnen-Lilie

Schamhafte Marienmaler

Welch eine Schönheit – die Madonnen-Lilie zieht in jedem Garten bewundernde Blicke auf sich. Mit bis zu 1,20 Meter ist der Sommerblüher beeindruckend groß. Und erst der Duft! Kein Wunder, dass die Menschen schon vor 3500 Jahren Lilienbeete anlegten. Nur eine neidvolle griechische Göttin versuchte, die edle Blume zu diskreditieren.

Woher stammt der Name?

Klären wir erst einmal die „Lilie“: Die hieß schon bei den Römern „lilium“, allerdings ist nicht geklärt, warum. Einige Sprachforscher vermuten, dass der Wortstamm in einer noch weitaus älteren Mittelmeersprache schlicht „Blume“ bedeutet hat.

In der griechischen Mythologie entstand die Madonnen-Lilie, als Hera, die Gattin des Zeus, den kleinen Herkules stillte. Der Racker saugte so kräftig an ihrer Brust, dass sie einige Milchtropfen verschüttete. Und wie wir aus der Werbung wissen: Die Milch macht´s! Aus Klein-Herkules wurde dank der göttlichen Milch ein muskelbepackter Held, und wo die Tropfen auf den Boden spritzten, wuchsen strahlend weiße Lilien. Doch die Makellosigkeit der Blüte machte Aphrodite neidisch, die Göttin der Liebe, Schönheit und Begierde. Stutenbissig verpasste sie der Pflanze als Stempel den Phallus eines brünstigen Esels (bzw. gleich mehrere davon) und drückte ihr damit den Stempel des Ordinären auf.

Im Christentum des Mittelalters stand die Lilienart wegen ihrer reinweißen Blüte als Symbol für die Reinheit, für die Unschuld allgemein und speziell für die immerwährende Jungfräulichkeit Marias – daher der Name Madonnen-Lilie. Aber wie verträgt sich das mit den Eselphalli bzw. den ordinären Stempeln? Es gibt zahlreiche mittelalterliche Gemälde, die Maria zusammen mit Madonnen-Lilien zeigen. Dabei griffen viele Maler zur Selbstzensur. Sie ließen die markanten Stempel, ebenso wie die Staubfäden, einfach weg, um die Gottesmutter nicht in Verlegenheit zu bringen …

So rein und klar wie die Blüte ist der botanische Name der Pflanze: „Lilium candidum“, zu deutsch „strahlend weiße Lilie“.

Woher stammt die Madonnen-Lilie?

Die ursprüngliche Heimat der Madonnen-Lilie liegt im östlichen Mittelmeerraum zwischen Griechenland und Galiläa, wo sie bereits um 1500 v. Chr. kultiviert wurde. Sie gilt damit als eine der ältesten Zierpflanzen der Menschheitsgeschichte. Wenn es in der Bibel im Hohelied Salomons heißt „Eine Lilie unter Disteln ist meine Freundin unter den Mädchen“, so kommt aufgrund des Verbreitungsgebiets nur eine Madonnen-Lilie für diesen schönen Vergleich infrage.

Die industrielle Nutzung als Zucht- und Zierpflanze sowie als Schnittblume im 20. Jahrhundert hat einerseits zur weltweiten Verbreitung der Art, andererseits aber auch zum existenzgefährdenden Rückgang der Wildbestände geführt.

Wo finde ich eine Madonnen-Lilie im Botanischen Garten Gütersloh?

Der Geruchtstunnel war ein Beitrag des Künstlers Ólafur Elíasson zur EXPO 2000 und besteht aus rund 30 stark riechenden (zur Beruhigung: überwiegend duftenden) Pflanzenarten. Auch die Blüten der Madonnen-Lilie erfreuen die Besucher des Laubengangs sowohl optisch als auch olfaktorisch – die meisten jedenfalls. Einige reagieren auf den intensiven Geruch auch mit Übelkeit.

Wie pflanze ich Madonnen-Lilien im eigenen Garten?

Ihre ursprüngliche Heimat berücksichtigend, an einem im Sommer sonnigen und trockenen Platz. Wenn die Zwiebelpflanze im Herbst ihre Blattrosette bildet, um Reserven für den Winter einzuspeichern, sollte der Boden dagegen feucht gehalten werden. Wobei er das in Gütersloh zu dieser Jahreszeit ohnehin meist ist. So ist die Pflege recht aufwandsarm.

Wer hätt´s gedacht?

Nicht jede Lilie ist eine Lilie. Zumindest nicht für Botaniker:innen. Was im allgemeinen Sprachgebrauch als Lilien bezeichnet wird, ist häufig gar nicht oder nur sehr entfernt mit der Gattung der Lilien verwandt. Taglilien, Schmucklilien, Jakobslilien oder Belladonnalilien sind alle wunderschön, aber eigentlich keine Lilien. Das gilt auch für die Schwertlilie, die auf vielen Wappen zu sehen ist, z. B. auch auf dem Vereinslogo von ›Darmstadt 98. Sie sollten einem Fan der „Lilien“ trotzdem nicht erklären, dass er in Wirklichkeit ein Iris-Anhänger ist; angesichts der sportlichen Leistungen seines Teams dürfte er ohnehin enttäuscht genug sein.

Trotz der vielen falschen Lilien mangelt es nicht an echten; das Pflanzenlexikon kennt 115 Arten. Wo die schönste davon in Gütersloh zu finden ist, wissen Sie ja jetzt …



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