Schlangenkopf

Schlangenkopf

Schlange oder Schildkröte?

Mit dem Schlangenkopf porträtieren wir eine weithin unbekannte Pflanze. Doch wer sie einmal gesehen hat, wird sie immer wiedererkennen und auch ihren Namen nicht vergessen: Die Blüten des Schlangenkopfs sind ungewöhnlich geformt und machen ihrem Namen alle Ehre. Hübsch anzusehen „züngeln“ sie zwischen Juli und September im Botanischen Garten Gütersloh.

Woher stammt der Name Schlangenkopf?

Die ungewöhnliche Blütenform erinnert in der Tat an einen Schlangenkopf. Zumindest die Deutschen. Briten und Amerikaner erinnert sie an einen Schildkrötenkopf: „turtlehead” heißt die Blume im englischsprachigen Raum.

Die internationale Wissenschaft hat ganz ähnliche Assoziationen: Die obere Blütenkrone sei wie ein Schildkrötenpanzer geformt, so dass man als botanischen Pflanzennamen die griechisch-lateinische Kombination „Chelone obliqua“ wählte, was sich frei mit „Schiefe Schildkrötenblume“ übersetzen lässt.

Woher stammt dier Schlangenkopf?

Aus der Osthälfte Nordamerikas. Wildbestände wachsen in Sümpfen, an Gewässern und in feuchten Wäldern auf dem halben Kontinent, von der Atlantikküste bis zu den Großen Seen, von der Hudson Bay bis nach Florida. Das Verbreitungsgebiet des Schlangenkopfs ist damit zwar riesig, sein Vorkommen dennoch überschaubar – in vielen US-Bundesstaaten gilt er als gefährdet.

Wo finde ich Schlangenköpfe im Botanischen Garten Gütersloh?

Wer den Botanischen Garten am Eingang an der Badstraße betritt und sofort nach links abbiegt, wird die Schlangenköpfe am Weg zum Asterngarten finden. Eine Exemplare wachsen auch im Schatten der Felsenbirnen und Pimpernüsse an der Hyazinthenwiese.

Schlangenkopf

Wie pflanze ich Schlangenköpfe im eigenen Garten?

Prinzipiell ist der Schlangenkopf pflegeleicht, aber der Standort muss stimmen – und an den stellt er gewisse Ansprüche. Feucht sollte der Boden sein, das kann man einer Sumpfpflanze nicht verdenken. Doch je feuchter es ist, umso heller sollte der Standort sein – direkt am Teichufer stehend oder auch nur über hohem Grundwasser wachsend möchte er nicht von Sträuchern überschattet werden. Steht er hingegen im Schatten, darf der Boden etwas trockener sein bzw. muss es sogar. Aber nicht zu trocken! Kurz: Es ist kompliziert.

Mutet ihm der Gärtner suboptimale Standortbedingungen zu, stellt der Schlangenkopf nach 30 Zentimetern das Wachstum ein und erinnert an eine junge Zwergnatter. Hat der Gärtner eher eine Anakonda vor Augen und strebt 90 Zentimeter Wuchshöhe an, d. h. sorgt er für optimalen Standortbedingungen, so zieht das nur noch mehr Arbeit nach sich: Dann neigt der Schlangenkopf zum Wuchern und besiedelt gleich den ganzen Garten über Wurzelausläufer und Selbstaussaat. Nur jährliches Jäten oder wuchtige Wurzelsperren gebieten ihm Einhalt.

Sie merken schon: Der Schlangenkopf ist etwas für Liebhaber. Aber genau das ist ja das Tolle am Botanischen Garten Gütersloh – Sie brauchen sich um all diese Pflanzhinweise gar keinen Kopf zu machen und können sich doch mitten in Ostwestfalen an einer ostamerikanische Sumpfpflanze erfreuen.   

Wer hätt’s gedacht?

Der Schlangenkopf ist nicht nur schön, sondern auch praktisch. Nicht in der Schul-, aber in der Volksmedizin Amerikas fand er breite Anwendung, z. B. als Zutat für Salben gegen Geschwüre und Mittel gegen Gelbsucht und Malaria. Einige Indianerstämme nutzten einen Tee aus seinen Blättern als Abführmittel bei Wurmbefall. In Zeiten von Hungersnöten wurden Sprossen und Blätter auch gekocht oder gebraten gegessen. Wobei die Hungersnot schon dramatisch sein muss, bevor man ein Abführmittel zum Abendessen serviert.

Allzu gut scheint der Schlangenkopf auch nicht zu schmecken. Bei amerikanischen Gärtnern ist die Pflanze beliebt, weil sie wegen ihrer Bitterstoffe von Tieren wie Wildkaninchen oder Hirschen verschmäht wird. Sie umpflanzen Gemüsebeete mit einer Schlangenkopf-Hecke als natürlichen Kaninchenschutz.

Die Schlangenköpfe im Botanischen Garten von Gütersloh erfüllen nicht diese, aber zwei andere höchst sinnvolle Zwecke: Sie dienen als Nektarquelle für Insekten und der Freude ihrer Betrachter.



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