Mythos Myrte
Laut des Propheten Jesaja wird die Wiederkehr Jesu sich auch botanisch ankündigen: „Statt der Brennnesseln werden Myrten aufschießen. Und es wird zu einem ewigen Denkzeichen sein, das nicht ausgerottet wird.“ Das freut nicht nur gläubige Gärtner. Denn die Kultivierung der Myrte gilt als ausgesprochen kompliziert.
Woher stammt der Name „Brautmyrte“?
Leicht verwechselt man Myrte und Myrrhe – und liegt gar nicht so verkehrt damit. Die Myrte hieß bei den alten Griechen „myrtos”, weil sie der Duft der ätherischen Öle in den Blättern an Myrrhe erinnerte, das aromatische Gummiharz einiger Balsambäume und laut Bibel eines der Geschenke der ›drei Weisen für das Jesuskind.
Die Brautmyrte – botanisch Myrtus communis – hat ihren Namen von verschiedenen Hochzeitsbräuchen. Seit der Antike war die Pflanze ein Symbol für Jungfräulichkeit und Liebe. In Athen wie in Rom trugen Frauen zu ihrer Hochzeit einen Myrtenkranz. In Mitteleuropa schmückten sich ab der Renaissance auch Bräutigam, Trauzeugen und Brautjungfern zumindest mit Zweigen. Die frisch vermählte Ehefrau pflanzte einen Zweig aus ihrem Kranz und hoffte, dass dieser Wurzeln schlug – das Wachstum der Pflanze wurde als Symbol für das Eheglück gesehen.
Dieser Logik folgend hätte nun der nächste Winter dem Eheglück ein jähes Ende bereitet, da die Brautmyrte nicht frosthart ist. So wurden die Pflanze eingetopft, in die Stube geholt und lange vor der Yucca zur beliebtesten Zimmerpflanze Deutschlands. In England ließ ›Queen Victoria 1840 einen Myrtenzweig aus ihrem Brautstrauß pflanzen, und Zweige aus dem Strauch, der daraus erwuchs, wurden in mehrere Hochzeitssträuße des britischen Königshauses aufgenommen.
Woher stammt die Brautmyrte?
Myrtensträucher wachsen in mediterranem Klima, ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich vom Mittelmeer bis nach Zentralasien.
Wo finde ich Brautmyrte im Botanischen Garten Gütersloh?
Folgerichtig im Mediterranen Garten vor dem Palmenhaus-Café. Zum Winter bringen die Stadtgärtner die Kübelpflanzen in die benachbarten Gewächshäuser.
Wie pflanze ich Brautmyrte im eigenen Garten?
Sie erinnern sich: Die Pflanze symbolisiert Ihr Eheglück. Und niemand hat gesagt, dass es leicht ist, eine Ehe zu führen. Die Pflege der Brautmyrte ist kompliziert und verzeiht wenig Fehler. Oder um es positiver zu formulieren: Die Brautmyrte braucht viel Zuwendung. Gießen Sie sie viel, aber nicht zu viel, stellen Sie sie in die Sonne und holen Sie sie rechtzeitig vor dem ersten Frost ins Haus – dann klappt es (vielleicht) auch mit der Goldenen Hochzeit.
Wer hätt´s gedacht?
Die Myrte wurde schon früh in der mediterranen Küche genutzt – vorrangig als Gewürz für Fleischgerichte und als Grundstoff von Likören. Die Mortadella verdankt dem Strauch sogar ihren Namen. Die beliebte Brühwurst ist eine Erfindung der alten Römer. In deren Rezeptur war Myrte eine geschmacksprägende Zutat, weshalb sie sie „Myrtatella“ nannten. Erst im 17. Jahrhundert, als Pfeffer in Europa erschwinglich und dadurch populär wurde, verschwand die Myrte nach und nach aus der Zutatenliste.
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