Großer Wiesenknopf

Großer Wiesenknopf

Frühstück für den Parasiten

Dass der Große Wiesenknopf im Stadtpark wächst, ist ein gutes Zeichen – es beweist nämlich, dass der Lebensraum „Feuchtwiese“ an der Dalke intakt ist. Wenn man der Natur ihren Lauf lässt, kommen dabei aber auch bisweilen recht verstörende Geschichten zutage. Die Wiesenpflanze ist Station im Lebenszyklus eines erstaunlichen Sozialparasiten …

Woher stammt der Name „Wiesenknopf“?

Im Hochsommer setzen die eiförmigen, dunkelroten Blütenk(n)öpfe des Wiesenknopfes auffällige Akzente in heimischen Feuchtwiesen – nicht mehr und nicht weniger steckt hinter der deutschen Namensgebung.

Carl von Linné hatte um 1750 die selbstgestellte Aufgabe zu bewältigen, botanische Namen für Tausende Pflanzen zu finden. Da griff er den traditionellen Einsatz des Großen Wiesenknopfs in der Wundbehandlung dankbar auf: In der Volksheilkunde werden Kraut und Wurzel für ihre blutstillende Wirkung geschätzt. Deshalb entschied sich Linné für „Sanguisorba officinalis“, vom lateinischen „sanguis“ für Blut und „sorbere“ für aufsaugen.

Mit dem Artnamen „officinalis“ versah er zahlreiche Heil- und Medizinalpflanzen – die „Offizina“ bezeichnete einen Aufbewahrungsraum von Heilkräutern in Klöstern und später auch eine Apotheke.

Woher stammt der Große Wiesenknopf?

Von der französischen Atlantikküste bis zum Japanischen Meer findet man den Großen Wiesenknopf auf Moor- und Feuchtwiesen in ganz Eurasien, zumindest in den Breiten, die mindestens so warm sind wie die unsrigen.

Wo findet man den Großen Wiesenknopf im Stadtpark Gütersloh?

Auf den Feuchtwiesen der Dalkeaue und an der Dalkeinsel. Darauf ist man bei der Stadt Gütersloh durchaus stolz, ist der Große Wiesenknopf doch in der Roten Liste der gefährdeten Arten in NRW als „stark gefährdet“ eingestuft und sein Vorkommen im Stadtpark ein schöner Erfolg der Dalke-Renaturierung.

Wie pflanze ich den Großen Wiesenknopf im eigenen Garten?

Als echter Trendsetter. Der Große Wiesenknopf wird erst in den letzten Jahres zunehmend  als Zierpflanze für Staudenpflanzungen „entdeckt“. Die meisten Gärtner pflanzen ihn zwar eher aus ästhetischen als aus umweltmoralischen Gründen, aber wenn die Art dadurch ihren „stark gefährdet“-Status verliert, sind die Beweggründe egal. Der Standort sollte eher sonnig sein, der Boden nie zu trocken (Feuchtwiese halt).

Übrigens – haben sie Ameisen im Garten? Ja? Sehr schön. Warum wir das wissen wollen? Och, nur so …

Wer hätt´s gedacht?

Heute machen wir einen Ausflug ins Tierreich und lernen den Dunklen und den Hellen Wiesenknopf-Ameisenbläuling kennen. Die beiden Schmetterlingsarten haben gemeinsam, dass sich ihre Raupen im frühen Entwicklungsstadium ausschließlich von den Blüten des Großen Wiesenknopfs ernähren. Das Weibchen legt seine Eier an die bald blühenden „Knöpfe“. Sobald die Raupe geschlüpft ist, frisst sie einen Gang in den Blütenkopf, den sie mit Seide ausspinnt, um ihn zusammenzuhalten.

Im Herbst ziehen die Raupen dann um – in Ameisennester. Dazu lassen sie sich einfach fallen und sondern eine intensiv nach Honig duftende Flüssigkeit ab – unwiderstehlich für Ameisen. Die schleppen die Larve als vermeintlich nie versiegende Honigquelle in ihren Bau und pflegen sie wie ihre eigene Brut. Die Raupe indes ernährt sich räuberisch von Ameisen-Eiern und -Larven; etwa 600 davon wird sie in den nächsten Monaten verspeisen. Sie überwintert im warmen Ameisenbau und verpuppt sich dort im Frühjahr.

Kritischer Punkt ist das Schlüpfen im Juli, denn sobald der Schmetterling ein Schmetterling ist, funktioniert seine Tarnung nicht mehr und die Ameisen betrachten ihn als Beute. Der Wiesenknopf-Ameisenbläuling verlässt schnellstens das Nest und sucht sich erstmal eine Feuchtwiese. Natürlich nicht irgendeine, sondern eine, auf der ausreichend Großer Wiesenknopf wächst – willkommen im Stadtpark Gütersloh! Oder in Ihrem Garten, jetzt wo Sie Wiesenknopf-Fan geworden sind …



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