Liebesperlenstrauch

Liebesperlenstrauch

Lila Liebesperlen – verlockend, aber nicht lecker

Im Sommer ist er eine graue Maus und findet wenig Beachtung. Seine große Stunde schlägt im Herbst. Dann bildet der exotische Liebesperlenstrauch glänzend-violette, beerenartige Früchte – Hunderte kleine Hingucker.

Woher stammt der Name „Liebesperlenstrauch“?

„Callicarpa“ lautet der wissenschaftliche Name der Gattung, vom griechischen „kallos“ = Schönheit und und „karpos“ = Frucht. Tatsächlich heißt der Strauch im Deutschen auch „Schönfrucht“, gebräuchlicher ist aber die Bezeichnung „Liebesperlenstrauch“.

Zurecht: Die violetten Früchte sehen aus wie die Zuckerdragées, die man vornehmlich auf der Kirmes für seine Kinder erwirbt, welche dann ein Drittel der Liebesperlen essen und ein weiteres Drittel beim Versuch, die Perlen aus der babyfläschchenförmigen Verpackung zu bekommen, auf dem Boden verschütten. Das restliche Drittel findet man dann verklebt in den Hosen- und Jackentaschen der Blagen, und zwar auch noch Wochen später.

„Liebesperlen“ heißen die Zahnkiller, weil ihr Erfinder, Süßwarenfabrikant ›Rudolf Hoinkis, 1908 seiner Frau Emilie das zweifelhafte Kompliment machte, er liebe sie genauso wie seine neueste Süßigkeiten-Kreation, für die er leider noch keinen Namen habe. Woraufhin Emilie „Liebesperlen“ vorschlug. So will es zumindest die Legende.

Zurück zur Botanik: Es gibt drei Callicarpa-Arten, im Botanischen Garten wächst die, die am unempfindlichsten gegen Frost ist: Callicarpa bodinieri, benannt nach Émile-Marie Bodinier. Der französische Priester missionierte ab 1864 in China und versorgte von dort aus das Pariser Naturkundemuseum regelmäßig mit Pflanzenproben. Wer schon mehrere Pflanzenporträts in dieser Rubrik gelesen hat weiß: So etwas wird früher oder später immer mit einem eigenen Pflanzennamen belohnt.

Woher stammt der Liebesperlenstrauch?

Die Pflanze ist ursprünglich in China beheimatet. Wildbestände gibt es in Mitteleuropa kaum, allerdings eroberte der Strauch im 19. Jahrhundert die Herzen aller hiesigen Gartenarchitekten. Nach Nordamerika gelangte er durch den in Sachsen geborenen Botaniker ›Alfred Rehder, der ihn im ›Botanischen Garten der Harvard University kultivierte. Beiderseits des Atlantiks ist die asiatische Pflanze bis heute ein beliebter Zierstrauch in Parks und Gärten.

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Wo finde ich einen Liebesperlenstrauch im Botanischen Garten?

Im Steingarten zwischen Palmenhaus-Café und den Hainbuchen-Laubengängen.

Wie pflanze ich einen Liebesperlenstrauch im eigenen Garten?

So sie ihm einen sonnigen bis halbschattigen Standort spendieren, gibt sich der Strauch pflegeleicht. Am besten pflanzen Sie gleich mehrere Exemplare, denn diese bestäuben sich dann gegenseitig und bilden besonders viele der schönen Beeren.

Wer hätt’s gedacht?

Lila Liebesperlen – welches Kind kann da schon widerstehen? Nun bestehen echte Liebesperlen aus Traubenzucker, Zuckerwasser und Lebensmittelfarbstoffen, der Liebesperlenstrauch hingegen enthält Callicarpenal, Intermedeol und Spathulenol. Diese drei schwach giftige Substanzen verursachen Magenbeschwerden, Übelkeit und Erbrechen.

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Allerdings müssten Kinder schon ein Dutzend Liebesperlenstrauchfrüchte essen, damit es soweit kommt. Das ist einerseits unwahrscheinlich, da die Beeren derart bitter schmecken, dass sie jeder Mensch mit einem gesunden Geschmacksempfinden sofort ausspuckt. Andererseits ist das gesunde Geschmacksempfinden eines Vierjährigen nicht mit dem unsrigen gleichzusetzen, und wer weiß schon, wieviel man von den Früchten überhaupt noch schmeckt, wenn man gleichzeitig eine Handvoll Sand und einen halben Regenwurm im Mund hat? Also gilt einmal mehr, die Kinder aufzuklären, dass nichts aus dem Garten gegessen wird, ohne dass Mama oder Papa es vorher gesehen haben.

Kleiner Trost, falls ihr Kind doch den Tag mit Liebesperlenpflücken verbracht hat: Das Risiko von Mückenstichen ist damit extrem gesunken. Die Inhaltsstoffe, die uns inwendig Übelkeit bereiten, wirken äußerlich aufgetragen als Abwehrmittel gegen Stechmücken, Feuerameisen und Zecken. Das können echte Liebesperlen nicht …

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