Artischocke

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Diese Distel hat es in sich!

Was haben Zeus, Goethe und Marilyn Monroe gemeinsam? Sie alle standen auf Artischocken, wenngleich aus unterschiedlichen Gründen. Und das, obwohl das Distelgewächs bei einem oberflächlichen Blick eher an Unkraut erinnert. Doch die Pflanze kann Krankheiten kurieren, Beete verschönern – und Herzen erobern.

Woher stammt der Name „Artischocke“?

Der Name „Artischocke“ ist das Ergebnis des verzweifelten Versuches, den arabischen Pflanzennamen für deutsche Zungen aussprechbar zu machen.

Die botanische Bezeichnung lautet „Cynara cardunculus“. Der Gattungsname entspringt der griechischen Mythologie: Zeus verguckte sich in die hübsche Cynara und verwandelte das selbstbewusste Mädchen in eine Göttin, damit sie mit ihm auf den Olymp kommen und bei ihm sein könne, wenn seine Gattin Hera unterwegs war. Cynara sagte zu, bekam aber Heimweh und wollte schon bald zurück nach Hause (kein Wunder: den ganzen Tag auf dem ollen Götterberg rumsitzen und warten – da musste man den Mädels auch schon vor 2500 Jahren ein bisschen mehr bieten). Trotz der Drohungen des Göttervaters schlich sich die junge Dame heimlich davon. Als Zeus ihre Flucht bemerkte, verwandelte er die Widerspenstige zornig in eine stachelige, distelartige Pflanze: die Artischocke. „carduus” ist der lateinische Name für die Distel.

artischocken-apothekergarten

Woher stammen die Artischocken?

Ursprünglich aus Persien, Kleinasien und dem Mittelmeerraum. Eine erste ausführliche Beschreibung der Pflanze stammt von Aristoteles-Schüler Theophrast aus dem 4. Jahrhundert vor Christus. Heute finden sich die größten Anbauflächen quer über den Globus verteilt, u.a. in Italien, Ägypten, Argentinien, China und den USA. Als Zier- und Gemüsepflanze ist die Artischocke auch in vielen deutschen Beeten zu finden. Wildvorkommen gibt es aber wegen der Frostempfindlichkeit in ganz Mitteleuropa nicht.

Wo finde ich Artischocken im Botanischen Garten Gütersloh?

Im Apothekergarten. Denn ihre Heilwirkung ist seit der Antike bekannt und wurde in den letzten Jahrzehnten wissenschaftlich nachgewiesen. Der Verzehr von Artischocken wirkt entgiftend, fördert die Verdauung, schützt die Leber, senkt die Blutfettwerte und trägt zu einer Verbesserung der Allgemeingesundheit bei.   

Artischocken

Artischocke

Wie pflanze ich Artischocken im eigenen Garten?

Die Artischocke braucht von allem viel: viel Sonne, viel Wasser, viel Platz, viel Dünger – und einen ausreichenden Winterschutz. Wer keinen grünen Daumen hat, wird an der anspruchsvollen Pflanze wenig Freude haben und sollte auf Artischockenherzen aus der Dose zurückgreifen.

Wer hätt´s gedacht?

Goethe war ein bekennender Freund der Artischocke. Er baute sie in seinem Garten in Weimar an, ließ sie sich aber auch aus seiner Heimatstadt Frankfurt am Main schicken, wo ihre Blüten im milderen Klima der Wetterau noch größer wurden. Nicht nur als Küchenzutat verwendete er das Gemüse – sondern auch, um die Damenwelt zu beeindrucken. Quasi als Blumenstraußersatz verschickte er Körbe mit Artischocken. Natürlich legte er ein passendes Gedicht dazu, so wie dieses hier:

„Gegen Früchte aller Arten,
Saftig-süßen, schmacklich-zarten
aus gepflegtestem Revier,
send ich starre Disteln dir.

Diese Distel, laß sie gelten!
Ich vermag sie nicht zu schelten
die was uns am besten schmeckt
in dem Busen tief versteckt.“

Merke: Wer Herzen brechen will, verschenke welche. Dies nur als Anregung für alle Herren, die ihre Angebetete überraschen möchten. Und Artischockenherzen mit Selbstgedichtetem dürften in der Tat eine Überraschung werden…

artischocken-guetersloh

Dass die Artischocke auch die Karriere von Hollywood-Stars beflügeln kann, zeigt ein Beispiel aus Castroville. Den kalifornischen Ort umgibt das größte Anbaugebiete für Artischocken in den USA, weshalb man sich amerikanisch-unbescheiden und ungeachtet der Realität „Artichoke Center of the World“ nennt. Den Ortseingang schmückt eine überraschend hässliche, ›sechs Meter hohe Beton-Artischocke („World’s Largest Artichoke!“). Und wer hätt´s gedacht: 1947 hatte dort das 21-jährige Fotomodell Norma Jeane Baker, später bekannt als Marilyn Monroe, einen ihrer ersten publikumswirksamen Auftritte – als Kalifornische Artischocken-Königin. Der Rest ist Filmgeschichte…

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