Spinnenblume

Spinnenblume im Botanischen Garten Gütersloh

Die schönste Spinne der Welt 

Die Spinnenblume hat trotz ihres Namens in den letzten Jahren Gärten und Parks erobert. Dass sich die optisch ungewöhnliche Sommerblume aus Südamerika hierzulande so großer Beliebtheit erfreut, liegt an akribischer Laborarbeit in Rheinland-Pfalz. 

Woher stammt der Name „Spinnenblume“?

„Spinnenblume“ als Name für eine Zierpflanze ist aus Sicht von Gärtnereien unvorteilhaft, weil wenig verkaufsfördernd. Zieht die Blume etwa Spinnen an? Doch nicht nur Arachnophobiker, also Menschen mit einer übersteigerten Angst vor Spinnentieren, können unbesorgt sein. Die Pflanze trägt ihren Namen wegen ihrer langen Staubfäden. Diese geben ihr, zusammen mit dem Blütenkopf, das Aussehen eines Spinnenkörpers mit abstehenden Beinen – allerdings einer sehr farbenfrohen, leuchtend-rosavioletten Spinne. 

Um erst gar keine negativen Assoziationen aufkommen zu lassen, vermarkten die meisten Gartencenter die Spinnenblume unter ihren botanischen Gattungsnamen „Cleome“, gefolgt von einem möglichst positiv besetzten Sortennamen. Im Fall des Botanischen Gartens Gütersloh haben wir es mit einer Cleome ‘Señorita Rosalita’ zu tun. Der Erfolg gibt der Umetikettierung Recht: Als ‘Señorita Rosalita’ ist die Spinnenblume zu einer Trendpflanze geworden, die auch in Gütersloher Gärten immer häufiger zu sehen ist.

Der vollständige botanische Name lautet Cleome spinosa. Die Herkunft des Gattungsnamen liegt im Dunkeln, spekuliert wird auf einen Bezug zum griechischen „kléein“ für „rühmen, preisen“. „spinosa“ bedeutet „dornig“. 

Woher stammt die Spinnenblume?

Die Wildform der Spinnenblume ist in Südamerika zuhause: Bolivien, Brasilien, Paraguay. Für mitteleuropäische Gärten hat man 2002 in Deutschland eine eigene Sorte kreiert. ‘Señorita Rosalita’ ist eine Kreuzung aus zwei Cleome-Hybriden, also ebenfalls Kreuzungen. 

Wo finde ich die Spinnenblume ‘Señorita Rosalita’ im Botanischen Garten Gütersloh?

In den saisonal bepflanzten Beeten.

Wie pflanze ich die Spinnenblume ‘Señorita Rosalita’ im eigenen Garten?

Unter Berücksichtigung ihrer ursprünglichen Heimat an einem vollsonnigen Standort. Für eine größtmögliche Blütenpracht sollten Sie gelegentlich düngen und regelmäßig gießen, doch prinzipiell ist die Hybride robust und pflegeleicht. 

Wer hätt’s gedacht?

Wie stellen Sie sich einen Staudenzüchter vor? Wer ihn kennt, denkt bei dieser Berufsbezeichnung sofort an ›Karl Foerster (1874–1970), wer ihn nicht kennt, stellt sich jemanden wie Karl Foerster vor: einen netten, älteren, botanikbegeisterten, vielleicht etwas spleenigen Mann, der im Gewächshaus ›seines wildromantischen Gartens Pflanzen pflegt. 

Schon für Karl Foerster stimmt das Bild nur bedingt, denn auch ›seine Gärtnerei war trotz aller philosophischen Betrachtungen des Chefs schon ein mittelständischer Betrieb. Heutige Pflanzenzüchter aber arbeiten mindest so viel im Labor wie im Gewächshaus. 

Die ‘Señorita Rosalita’ zum Beispiel ist ein Produkt der InnovaPlant Zierpflanzen GmbH & Co. KG. Das Unternehmen gehört zu Kientzler-Firmengruppe, die sich auf Jungpflanzen spezialisiert hat und u. a. ein Labor für die Massenvermehrung von Stauden in Krakau und eine ›Stecklings-Plantage in Costa Rica unterhält. InnovaPlant sitzt in Gensingen bei Mainz und kümmert sich laut eigener Aussage um „Züchtung, Produktentwicklung und Herstellung von Elitekulturen für weltweite Lizenznehmer“. 

Um einen optischen Eindruck zu bekommen, empfehlen wir einen Klick auf ›www.innovaplant.eu. Dort sieht man mehr Weiß als Grün – die neuen Pflanzen entstehen in biotechnologischen Arbeitsschritten auf 600 qm Laborfläche. Das Ergebnis im Fall ‘Señorita Rosalita’: Die gartenoptimierte, den ganzen Sommer blühende Spinnenblumen-Sorte hat weder Dornen noch klebrige Blätter – anders als die Wildform, die diese zum Schutz vor Insektenfraß bildet, aber damit auch Gärtnerinnen und Gärtner trifft. 

Zur Vermarktbarkeit gehört immer auch gutes Marketing. Zur ‘Señorita Rosalita’ ließ man in Studio City (liegt direkt neben Hollywood) eigens ein Video drehen, das eine erdachte Legende visualisiert: Eine mexikanische Schönheit – Señorita Rosalita – beweint ihren im Freiheitskampf gefallenen Don Manuel und dort, wo ihre Tränen auf den trockenen Boden fallen, sprießt eine prachtvolle Spinnenblume (das ganze, recht kitschige Drama findet man auf YouTube unter „The Legend of Señorita Rosalita“).

Entzaubert das Wissen um Entstehung und Vermarktung die Wirkung einer blühenden Spinnenblume? Nein, sicher nicht – aber man sollte sich bewusst sein, dass viele Pflanzen in unseren Gärten im Reagenzglas entstehen. Das sehenswerte Ergebnis der akribischen Laborarbeit lässt sich im Botanischen Garten bewundern.


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