Säulenpappel

Säulenpappel im Herbst

Zwei prägende Gestalten

Einst war die Säulenpappel unverzichtbarer Bestandteil hochherrschaftlicher Parks, dann schwenkten Gartengestalter auf eine optisch ähnliche Alternative um. Im Botanischen Garten hingegen gehören zwei Exemplare von Anbeginn zum Inventar.

Woher stammt der Name „Säulenpappel“?

Aus dem lateinischen „Populus“ (mit langem o) hat sich der deutsche Begriff „Pappel“ entwickelt. Der Name „Säulenpappel“ erklärt sich angesichts des aufrechten Wuchses mit einer kegelförmigen Krone von alleine. Der Baum ist eine besondere Form der Schwarz-Pappel. Er wurde Anfang des 18. Jahrhunderts in Oberitalien kultiviert, weshalb er auch als „Italienische Pappel“ oder auch „Lombardische Pappel“ bekannt wurde. Sein botanischer Name lautet entsprechend „Populus nigra ‘Italica’“.

Woher stammt die Säulenpappel?

Der Heckengarten im März 2021

Das Etikett „Italienische Pappel“ klebt wohl an einer Mogelpackung, zumindest einer halben. Zwar wurde der Baum in der Lombardei gezüchtet, doch da die Schwarz-Pappel ursprünglich aus Asien stammt, liegt es nah, dass auch die Sonderform dieses Baumes dort erstmals auftrat. Fachleute vermuten Persien als Ursprungsort.

Wo finde ich Säulenpappeln im Botanischen Garten Gütersloh?

Es gibt kaum eine Möglichkeit, sie dort nicht zu sehen: Die beiden Säulenpappeln im Heckengarten prägen das Bild des Botanischen Gartens im besonderen Maße. Schon bei der Eröffnung der Anlage 1912 standen dort zwei Exemplare. Die heutigen Bäume sind allerdings deutlich jünger; sie wurden Anfang der 1990er-Jahre gepflanzt und sind bereits die dritte Säulenpappel-Generation im Stadtpark Gütersloh. 

Wie pflanze ich Säulenpappeln im eigenen Garten?

Es gibt gute Gründe, warum man Säulenpappeln nur selten in Vorgärten Pavenstädter Neubaugebieten sieht, sondern fast ausschließlich in Parkanlagen. Trotz ihrer schlanken Eleganz wirken die oft 30 Meter hohen Riesen neben dem Gemüsebeet platziert meist überdimensioniert. 

Pflanzung und Pflege sind prinzipiell unkompliziert, zumindest die ersten 40 Jahre. Dann kommt es bei Säulenpappeln häufig zu Astbrüchen und Stammfäule, so dass Sie Ihrer Verkehrssicherungspflicht nachkommen sollten. Zur Not müssen Sie die Säulenpappeln fällen und neue Exemplare pflanzen. Das wiederum geht so fix wie bei kaum einem anderen Baum dieser Größenordnung: Säulenpappeln schießen bis zu einem Meter pro Jahr in die Höhe.

Wer hätt’s gedacht?

Da stehen sie am Wege nun,
die langen Müßiggänger
Und haben weiter nichts zu thun,
und werden immer länger.

Sie tragen nicht, sie schatten nicht,
und rauben, wo wir wallen
uns nur der Landschaft Angesicht.
Wem können sie gefallen?

So dichtete ›Friedrich Rückert (1788–1866) in seinem Gedicht „Die drei Wanderer“ recht despektierlich über die Bäume. 

Dabei war die Säulenpappel in den Jahrzehnten vor Rückerts Geburt der Modebaum schlechthin gewesen. 1762 erschien die Monografie „Die Kunst, Italienische Pappeln zu kultivieren“. Wer sie las – und das taten viele Gartengestalter –, wollte so einen Baum: schnellwachsend, leicht vermehrbar, pflegearm, frosthart, windfest – was sollte da schiefgehen? 

Überall in Europa schmückten fortan Säulenpappeln die Schlossparks, lange Alleen entstanden. Besonders Friedrich Wilhelm II. liebte den Baum und ließ um 1790 in Berlin und Potsdam mehrere Chausseen mit ihnen bepflanzen. Dann aber waren schon bald die oben erwähnten 40 Jahre um, und die erste Generation der Säulenpappeln wurde unansehnlich. Schließlich gehen alle Säulenpappeln auf ein einziges Exemplar aus der Lombardei zurück; jahrhundertelang war das Erbgut infolge der künstlichen Vermehrung über Stecklinge unverändert geblieben. Das verminderte ihre Widerstandskraft. Zu Astbruch und Stammfäule gesellte sich der Große Pappelbock, ein Käfer, der die geschwächten Alleebäume ratzekahl fraß. 

Warum war das in der Monografie verschwiegen worden? Weil es eine forstwirtschaftliche Abhandlung war. Die Empfehlung des Autors lautete, die Bäume nach 15 bis 20 Jahren zu fällen. Das hatten die Gartengestalter in der Euphorie, einen Ersatz für die in Mitteleuropa so bewunderten Zypressen gefunden zu haben, überlesen. Ab 1800 setzten sie vermehrt auf die – allerdings deutlich kleinere – Säuleneiche (die man ebenfalls im Stadtpark Gütersloh findet). 

Unabhängig davon hatte sich der Zeitgeschmack geändert. Wie man an Rückerts Gedicht sieht, galten Pappelalleen Mitte des 19. jahrhundert als monoton und ermüdend. Die beiden Säulenpappeln im Botanischen Garten hingegen sind ein echter Blickfang und bleiben dem Park hoffentlich noch einige Jahre erhalten.



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