Weißrand-Japansegge

Japansegge, Japan-Segge

Japanischer Exportschlager

Playstation, Sushi, Karaoke, Animes, Pokémon oder der Toyota Corolla – welches ist der größte Exportschlager Japans? Bei der Aufstellung einer Rangliste sollte die Japansegge nicht unterschätzt werden. Kaum ein heimischer Garten, in der die wintergrüne Staude nicht zu finden ist. Der Botanische macht da keine Ausnahme.

Woher stammt der Name der Japansegge?

Offensichtlich war man sich in Europa und Asien einig, was die Pflanze auszeichnet: Sowohl die deutsche „Segge“ als auch ihr botanischer, lateinischer Name „Carex“ gehen auf eine Wortwurzel aus der indogermanischen Ursprache zurück, die „kratzen“ bedeutet. Kein Wunder: Vor 5.000 Jahren waren Schnittschutzschuhe mit durchtrittsicherer Sohle der Schutzklasse 3 viel schwerer zu bekommen als heute und auch noch weniger breit verbreitet als die meisten Segge-Arten, weshalb sich die Leute damals beim Gang durchs örtliche Seggenried an den scharfkantigen Blättern oft blutige Füße holten.

Mit dem botanischen Namen „Carex morrowii“ erinnert man an den Agrarwissenschaftler Dr. James Morrow. Dieser erwarb sich große Verdienste – vielleicht nicht aus menschlicher, wohl aber aus botanischer Sicht – während seiner Teilnahme an der amerikanischen ›Perry-Expedition nach Japan 1853. Die Expedition sollte die jahrhundertelange Isolation Japans beenden und das Land für den Handel öffnen. Dazu hatten die Amerikaner Geschenke (zur Bestechung), technische Geräte (zum Angeben), Wissenschaftler (zur Spionage) und zur Sicherheit vier Kriegsschiffe mit 61 Geschützen mitgebracht. Die sogenannte Kanonenboot-Diplomatie funktionierte: Vor die Aussicht eines Kampfes „Geschütze gegen Samurai-Schwerter“ gestellt, unterschrieb Japan 1854 den „Vertrag über Frieden und Freundschaft“.

Noch während die Amerikaner das Abkommen erpressten verhandelten, sammelte Morrow Pflanzen. Der damals 33-Jährige brachte mehr als 1.500 Pflanzenarten an Bord der US-Flotte, lebende und getrocknete Exemplare sowie Samen. In Japan gilt die Expedition als historische Demütigung, für Morrow war sie ein Karriereturbo. Sein monatliches Salär als Expeditionsteilnehmer hatte 25 Dollar betragen. Nun bekam er als staatliche Anerkennung für die geraubten gesammelten Pflanzen 3.000 Dollar zugesprochen – und den einen oder anderen Pflanzennamen obendrauf.

Woher stammt die Japansegge?

Seggen sind Kosmopoliten: Bis auf das tropische Tiefland besiedeln sie fast alle Regionen der Erde. Besonders viele der rund 1.000 Arten stammen aus Ostasien – so wie die Japan-Segge.

Wo finde ich Japansegge im Botanischen Garten Gütersloh?

Über den ganzen Park verteilt, oft unter Gehölzen, fast immer im Schatten. Auch wenn die Japan-Segge aus dem Land der aufgehenden Sonne kommt, mag sie diese eher nicht. Die Fotos auf dieser Seite entstanden im Heckengarten.

Wie pflanze ich Japansegge im eigenen Garten?

Mit Handschuhen – fragen Sie die Indogermanen, warum. Nach dem Pflanzen können Sie die anspruchslose und frostharte Japansegge sich selbst überlassen. Das heißt, hin und wieder sollten Sie schon nach dem Rechten sehen: Die Staude verwildert leicht und kann lästig werden. Wer sich rächen will, deckt den Boden mit Rindenmulch ab (das lässt sie an der Erdoberfläche abfaulen) oder schneidet die Halme (gibt braune Spitzen). Wer ihr Gutes tun will, lässt als ausreichenden Dünger das Herbstlaub liegen und zupft braungewordene Halme stets am Ansatz aus.

Wer hätt´s gedacht?

Unter Variegation versteht der Botaniker das Auftreten verschiedener Farben auf Blättern oder Blüten. Bei manchen Pflanzen sind Variegationen normal, bei anderen Arten treten sie nur ausnahmsweise auf. Für den Blumen- und Gartenhandel werden diese seltenen Formen oft herausgelesen, gezielt als Zierpflanze vermehrt und züchterisch bearbeitet. Als Sortennamen tragen sie dann den Zusatz ‚Variegata‘, zu deutsch panaschiert oder buntlaubig. So heißt die spezielle Sorte der Japansegge, die im Botanischen Garten wächst, „Carex morrowii ‚Variegata‘“, auf Deutsch Weißgestreifte oder Weißrand-Japan-Segge. Bereits 1895 wurde sie als Blattschmuckstaude in Europa kultiviert.

In den weißen Blattbestandteilen fehlt das Chlorophyll. Deshalb können diese keine Nährstoffe bilden, und deshalb wächst die Sorte weniger stark als rein grüne Arten. Aber wie man im Botanischen sehen kann: immer noch stark genug.



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