Oleander

Oleander

Schauergeschichten ums Stockbrot

Ein Hauch von Mittelmeer-Urlaub weht durch den Botanischen Garten, wenn die Stadtgärtner die Oleander-Kübel aus dem Winterquartier wieder nach draußen geschafft haben und die Sträucher zu blühen beginnen. Doch Vorsicht beim Riechen, es gilt: „Nur gucken, nicht anfassen!“ Oleander ist giftig. Vielen gilt er sogar als ganz besonders gefährliche Pflanze.

Warnende Worte sind insofern berechtigt, als dass Hautkontakt zu Reizungen führt und der Verzehr mehrerer Blätter tödlich enden kann. Auf der anderen Seite essen die wenigsten von uns übermäßig viel Oleanderblätter und sind die Sorten, die für die heimischen Gärten gezüchtet werden, weniger giftig als die Wildform. Außerdem entpuppt sich manche Schauergeschichte über die mediterrane Zierpflanze als moderne Sage.  

Woher stammt der Name „Oleander“?

Das Wort „Oleander“ setzt sich aus den Wörtern „olea“ für „Öl“ und „andreios“ für „kräftig, stark“ zusammen. Der lateinische Gattungsname „Nerium“ heißt „nass“ und verweist auf den bevorzugten Standort der Wildform, Auenlandschaften an Flüssen.

Woher stammt der Oleander?

In Europa und Afrika wächst Oleander im Mittelmeerraum. In Höhe dieser Breitengrade ist er auch in ganz Asien verbreitet, vom Nahen Osten über Indien bis China.

Wo finde ich Oleander im Botanischen Garten?

Folgerichtig im Mediterranen Garten.

Wie pflanze ich Oleander im eigenen Garten?

Höchstwahrscheinlich gar nicht. Denn obwohl es Sorten gibt, die auch Minustemperaturen vertragen, gilt Oleander in Deutschland als typische Kübelpflanze. Hinzu kommt das Gift Oleandrin, das gerade Eltern und Großeltern von einer Oleanderpflanzung abhält.

oleander-knospen

Tod durch Oleander-Stockbrot?

Die Angst vor Oleander befeuert eine sogenannte ›Großstadtlegende, die in lokalen Varianten auf der ganzen Welt im Umlauf ist. Demnach sei einem Nachbarn der Schwägerin folgendes tragische Unglück widerfahren: Die junge Familie / eine Pfadfinderschar / eine Wandergruppe grillt sich Stockbrot / Marshmallows / Hot Dogs über dem Lagerfeuer und nutzt als Feuerholz und als Spieße Zweige, die sie am Wegesrand gefunden hat. Am nächsten Morgen sind alle Mitglieder tot. Man identifiziert Holz und Spieße als Oleander, dessen Gift über den Rauch in die Lunge und über die Spieße in die Lebensmittel und damit in den Magen gelangt ist …

Die älteste Version dieser grausigen Geschichte stammt aus dem Jahr 1809 (!). Doch jeder Erzähler schildert sie so, als sei sie erst neulich und just hier in der jeweiligen Gegend geschehen. Toxikologische Untersuchungen haben indes ergeben, dass Oleanderzweige als Spieße keine tödliche Giftdosis absondern können, ganz abgesehen davon, dass die Wissenschaftler offenbar erhebliche Schwierigkeiten hatten, die Würstchen auf die Oleanderzweige zu friemeln. Und der Rauch des verbrennenden Oleanderholzes mag allergische Reaktionen hervorrufen, aber dass eine ganze Gruppe gesunder Menschen dadurch den Tod findet, ist sehr unwahrscheinlich. Unabhängig davon kann man die Frage stellen, wo derart viel Oleander am Wegesrand wächst, dass man daraus ein Püffken machen kann. Im Lutterwald jedenfalls nicht.

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Vorsicht ja, Angst nein

Um keinen Zweifel aufkommen zu lassen: Die Pflanze ist tatsächlich sehr giftig. In Russland starben vor einigen Jahren zwei Kleinkinder nach Verzehr mehrerer Oleanderblätter. Und in Los Angeles versuchte eine Frau ihren Mann mit einem Mixgetränk aus Frostschutzmittel und frischen Oleanderblättern loszuwerden. Giftig sind aber zahlreiche Pflanzen, die in unseren Gärten wachsen (z. B. Grüne Bohnen, solange sie noch nicht gekocht sind), ohne dass Leute so angsterfüllt von ihnen berichten. Deshalb sollten Sie als Gartenbesitzer drei Dinge tun:

  1. Beruhigt die Anschaffung eines Oleanders erwägen.
  2. Oleanderunabhängig Kindern beibringen, nichts aus dem Garten in den Mund zu nehmen.
  3. Und vor allem sich nicht durch Schauermärchen vom Stockbrotgrillen abbringen lassen!

Oleander

Wer hätt´s gedacht?

Oleander ist die offizielle Stadtpflanze von Hiroshima. In der japanischen Metropole steht er als Symbol für Hoffnung und Frieden – soll Oleander doch die erste Pflanze gewesen sein, die nach dem ›Atombombenabwurf 1945 wieder zu blühen begann. Aus ähnlichem Grund wird der Ginkgo in Hiroshima besonders verehrt.



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