Gefingerter Lerchensporn

Gefingerter Lerchensporn

„Nektarraub im Stadtpark – Täter flüchtig!“

Nektar gegen Bestäubung: das ist in der Natur ein fairer „Deal“ zwischen Pflanzen und Insekten. Doch nicht jeder hält sich daran – zu Ungunsten des Gefingerten Lerchensporns.

Gefingerter Lerchensporn – nicht nur für die nächste Scrabble-Partie lohnt es, sich diesen Namen zu merken. Seine blassvioletten Blüten erfreuen die Stadtpark-Besucher von Mitte März bis Mitte Mai.

Woher stammt der Name „Gefingerter Lerchensporn“?

Lerchensporne heißen Lerchensporne, weil ihr Sporn, d.h. ihre waagerecht abstehende Blütenröhre, an den Fuß einer Lerche erinnert. Es gibt mehr als 300 Arten; speziell der „Gefingerte“ Lerchensporn trägt direkt an den Blüten Blätter, die durch mehrere Einschnitte in fingerförmige Zipfel unterteilt sind und wie kleine Hände aussehen.

Auch beim botanischen Namen „Corydalis solida“ stand die Vogelart Pate: Corydalis kommt aus dem Griechischen und heißt „Haubenlerche“. Noch prägnanter als die „Finger-Blätter“ fanden die namensgebenden Botaniker offenbar die Wurzelknolle. Diese ist, im Gegensatz zu denen anderer Arten, fest – auf Latein: „solida“. Ein Botaniker muss also erst die Knolle ausbuddeln, möchte er die Pflanze zweifelsfrei bestimmen, dem Laien reicht ein Blick auf die Blätter…

Woher stammt der Gefingerte Lerchensporn?

Aus Eurasien. Präziser lässt sich das kaum sagen, sie ist vom Atlantik bis zur Wolga, von Finnland bis zum Libanon nachgewiesen. Aber: die norddeutsche Tiefebene ist quasi gefingerterlerchenspornfreie Zone. In Niedersachsen steht die Art auf der Roten Liste – südlich der Porta Westfalica ist die Pflanze im Bestand ungefährdet.

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Wo finde ich Gefingerten Lerchensporn im Stadtpark?

Gleich an mehreren Stellen im Botanischen Garten: Sie stehen in Gruppen im Steingarten, an den Wegrändern und in den Beeten am Heckengarten sowie am Birkenhain.

Wie pflanze ich Gefingerten Lerchensporn im eigenen Garten?

Sie müssen nur den Anfang machen, den Rest erledigen Ameisen: Der Gefingerte Lerchensporn produziert an seinem Samen kleine Öl-Anhängsel – Leckerbissen für Ameisen. Die Insekten schleppen die Samen in ihren Bau, verzehren das Anhängsel und legen den für sie unbrauchbaren Rest, den eigentlichen Samen, in der Nähe des Baus wieder ab, wo der Samen keimt. Der Lerchensporn verwildert auf diese Weise beträchtlich. Weil erst dadurch die prachtvolle Wirkung größerer Bestände erzielt wird, ist dies eine für den Gärtner geniale Lösung der Natur.

Ein alter Name des Lerchensporns lautet Donnerflug – man glaubte, dass das Kraut verwelkt, sobald es donnert. Tatsächlich blüht es bis Mitte Mai und ist verwelkt, wenn die sommerlichen Gewitter kommen. Mit spät austreibenden Stauden kann so ein perfekter Szenenwechsel im Garten erfolgen. Unter den sich entwickelnden Blättern von Funkien oder Prachtspieren verschwindet das trockene Laub des Lerchensporns.

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Wer hätt´s gedacht?

Der Gefingerte Lerchensporn wird oft Opfer eines dreisten Nektarraubes. Die Täter sind identifiziert, aber flüchtig: Hummeln, die mit ihren kurzen Rüsseln nicht an den im Sporn verborgenen Nektar gelangen, beißen den Sporn von außen auf. So trinken sie den Nektar, ohne dass es zu einer Bestäubung kommt.

Für Spaziergänger ist der Lerchensporn schön anzusehen, für den Schwarzen Apollo ist er überlebenswichtig. Die Raupen dieser Schmetterlingsart ernähren sich ausschließlich von Lerchensporn. Als wäre diese Ernährung nicht schon eintönig genug, dürfen es auch nur bestimmte Lerchensporn-Arten sein. Immerhin: der Gefingerte Lerchensporn ist darunter. Wenn dieser Schmetterlingsart, quasi der Pandabär unter den Tagfaltern, vielerorts vom Aussterben bedroht ist – am Botanischen Garten Gütersloh liegt es nicht …



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