Stinkende Nieswurz

Stinkende NieswurzNieswurz - Helleborus foetidus

Hefe-Heizung für Hummeln

Hübsch anzuschauen ist sie, die Stinkende Nieswurz: Die immergrüne Pflanze produziert Büschel nickender Blüten, die sich im späten Winter bis zum Beginn des Frühjahrs geöffnet haben. Aber will man an einer Pflanze mit einem solchen Namen auch riechen?

Woher stammt der Name „Stinkende Nieswurz“?

Echter Gestank oder nur üble Nachrede – warum wird diese Nieswurz-Art als „stinkend“ bezeichnet? Gartenbuch-Autoren sind uneins, ob die Blätter, wenn man an ihnen reibt, einen üblen Geruch verströmen. Wir wollten es wissen und haben im Botanischen Garten die „Reibeprobe“ gemacht. Das Ergebnis: Die Blätter riechen durchaus intensiv. Und zwar nach, nun ja, „Grünzeug“, was man bei einer Pflanze durchaus erwarten und ihr auf keinen Fall vorwerfen kann. Stinken im engeren Sinne tun sie unserer Empfindung nach nicht.

Helleborus foetidus – Stinkende Nieswurz

Dafür ist der Herkunft des Namens „Nieswurz“ verbürgt: Das geriebene Pulver der unterirdischen Pflanzenteile reizt die Schleimhaut und regt zum Niesen an. Früher wurde die Stinkende Nieswurz gar als Brechmittel, Abführmittel und zu Wurmkuren verwendet. Mittlerweile sind die Präparate aus der Medizin verschwunden. Aus gutem Grund: Die Pflanze enthält gleich mehrere Gifte; ihr Saft verursacht starke Hautreizungen.

Die wissenschaftliche Bezeichnung der Staude lautet „Helleborus foetidus“ und ist die lateinische Entsprechung des deutschen Namens. Die Bedeutung oder Herkunft des lateinischen Pflanzennamens helleborus (oder elleborus) ist unbekannt, „foetēre“ heißt „stinken“.

Im Steingarten

Woher stammt die Stinkende Nieswurz?

Nieswurz-Arten sind von Europa bis Asien zu finden. Eine von den ersten Siedlern als Heilpflanze genutzte Art breitete sich in Amerika aus. In europäischen Gärten und Parks wurde Nieswurz immer schon gern gepflanzt – so viele Blumen gibt es eben hierzulande nicht, die auch im Winter Blüten produzieren. Wilde Exemplare findet man dagegen in Ostwestfalen kaum und in Deutschland am ehesten im Südwesten der Republik.

Wo finde ich eine Stinkende Nieswurz im Botanischen Garten Gütersloh?

Von allen Nieswurz-Arten toleriert die Stinkende Nieswurz am besten Trockenheit. Deshalb pflanzt man sie oft in halbschattigen Beeten auf kalkhaltigen Böden mit gutem Wasserabzug – wie im Steingarten des „Botanischen“. Eine weitere Art, die Orientalische Nieswurz (Helleborus orientalis), wächst in den Beeten um den Apothekergarten.

Wie pflanze ich Stinkende Nieswurz im eigenen Garten?

Die Nieswurz möchte eher in Ruhe gelassen werden. Schneiden, umpflanzen und ewiges umgraben nimmt sie übel. Stimmen die Bedingungen, sät sie sich oft selbst aus. Dazu lässt man verblühte Blüten stehen, bis die Samen reif sind. Sie verstreuen sich dann im umliegenden Beet – Vorsicht beim Jäten!

Wer hätt’s gedacht?

Schon im antiken Griechenland kannte man die Giftwirkung der Pflanze. Um 590 v. Chr. nahmen die Athener im Ersten Heiligen Krieg die belagerte Stadt Krisa durch eine Kriegslist ein: Sie warfen Nieswurz-Rhizome in den Bach, der die Stadt durchfloss. Die Verteidiger tranken das verseuchte Wasser, litten schon bald an heftigem Durchfall und waren kampfunfähig. Sagenhaft!

Um mit etwas Netterem zu schließen: Die Stinkende Nieswurz kann durch Hefepilze in ihrem Nektar dessen Temperatur um bis zu sechs Grad erhöhen. Damit lockt sie frierende Hummeln an. Eine solche Hefe-Heizung bei Pflanzen war bis 2010 unbekannt gewesen, die Entdeckung fand in der Fachwelt große Beachtung.



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