Norbert Zientek war 20 Jahre lang, von 1970 bis 1990, Leiter des Gütersloher Gartenamts, wie der heutige Fachbereich Grünflächen damals hieß. In seiner Funktion als Städtischer Gartenoberbaurat trug er maßgeblich zum Ausbau des Stadtparks, speziell des Botanischen Gartens bei. Auch nach seiner Pensionierung blieben ihm Park und Garten ein besonderes Anliegen. Norbert Zientek verstarb Anfang des Jahres 2020 im Alter von 93 Jahren.
2016 gab er dem Förderkreis Stadtpark ein Interview. Viele Erinnerungen an sein Arbeitsleben spiegeln die Historie des Parks:
„1947 war ich mit 21 Jahren aus russischer Kriegsgefangenschaft nach Gütersloh gekommen, hatte hier eine Ausbildung zum Landschaftsbauer gemacht und die Gartenhochschule in Osnabrück besucht. 1956 hat man mich dann als stellvertretenden Leiter des Gartenamts eingestellt.
Großer Mangel, hohe Wertschätzung
Damals herrschte noch Mangelverwaltung. Wenn eine Schule oder auch städtische Siedlungshäuser eingegrünt werden sollten, bediente man sich aus dem Botanischen Garten. Es fehlten auch Fahrzeuge, ohne die die heutige Arbeit eines Gartenbaubetriebs undenkbar wäre. Alle Gartengeräte, gleich wie schwer und unhandlich, transportierten wir mit dem Rad oder Bollerwagen dorthin, wo sie gebraucht wurden.
Die Menschen wussten unsere Arbeit ganz anders wertzuschätzen als heute. Da wurde nichts frisch Gepflanztes aus den Beeten gerissen, wie das heute leider oft aus Übermut der Fall ist.
Die große Flut
Besonders in Erinnerung ist mir der Winter 1960/61, in dem es viel geschneit hatte. Mit der Schneeschmelze kam die Überschwemmung. Im Park stand das Wasser 30, 40 Zentimeter hoch. Es dauerte eine gute Woche, bis es überhaupt zu versickern begann. Dann erst konnte man die wahren Auswirkungen erkennen. Alles war kaputt: die Pflanzen verdorben, die Wege verschlammt. Aber wir haben uns gleich wieder an die Arbeit gemacht.
Bombenfund im Goldfischteich
1970 wurde mir die Leitung des Gartenamtes übertragen. In dem Jahr suchten und fanden wir auch nach dem Hinweis eines Güterslohers eine Fliegerbombe, eine amerikanische 500-Kilo-Bombe, im kleinen Goldfischteich des Botanischen Gartens. Sie hatte zwei noch funktionsfähige Zünder. Gottlob konnten die vom Kampfmittelräumdienst Detmold entschärft werden. Bei Bauarbeiten wäre ein Unglück sehr wahrscheinlich gewesen. Es war weder der erste noch der letzte Bombenfund im Park.
Der Park wächst
Um den Stadtpark herum lagen damals noch mehrere Parzellen, die lange Zeit landwirtschaftlich genutzt worden waren, vor allem als Viehweiden. Das lohnte sich aber für die Besitzer nicht mehr, und so konnten wir unsere Pläne verwirklichen, den Stadtpark erheblich zu vergrößern. Die Obstwiese entstand und Ibrüggers Teich wurde angelegt. Das Teich-Gelände war ohnehin Überschwemmungsgebiet der Dalke gewesen und damit immer morastig. Mit dem Aushub für das Gewässer haben wir das Gelände ringsherum angehoben und etwas hügelig gestaltet.
Eine Augenweide
Einige Jahre später haben wir es dann noch geschafft, Kleßmanns Wiese anzupachten und damit auch den Botanischen Garten zu erweitern. Dort entstand der Apothekergarten – eine Augenweide, genau wie der Naturnahe Garten. Darauf dürfen alle, die daran mitgewirkt haben, stolz sein.“
Norbert Zientek mit Ehefrau Irmgard auf der Staudentauschbörse