Wie Phönix aus der Asche
Die exotische Sägepalme kann weitaus schmerzhaftere Stiche erzeugen als die heimische Stechpalme. Doch das ist nicht der Grund, warum die Stadtgärtner sie wintertags in Bambusmatten einwickeln.
Woher stammt der Name „Sägepalme“?
Die Frage erübrigt sich, sobald man die Blätter dieser Fächerpalme aus der Nähe betrachtet: Die Blattränder sind wie eine Säge mit zahlreichen kleinen Zähnen besetzt. Achtung: Diese „Sägeblätter“ können bei unvorsichtiger Handhabung die Haut aufritzen wie Rasierklingen!
Der botanische Name „Serenoa repens“ ehrt den bemerkenswerten amerikanischen Botaniker Sereno Watson. Bemerkenswert ist er deshalb, weil er ungeplant zum Botaniker wurde. 1867 nahm der studierte Chemiker und Mineraloge an einer geologischen Expedition teil; für eine Eisenbahngesellschaft sollte der 40. Breitengrad erforscht werden. Als der Expeditionsbotaniker erkrankte, bekam Watson dessen Aufgaben aufs Auge gedrückt.
Obwohl kein ausgebildeter Botaniker, verfasste er einen hervorragenden Bericht über die vorgefundene Pflanzenwelt. Die ollen Steine, die er auf der Reise gesammelt hatte, interessierten niemanden, seinen Pflanzenbericht aber bekam der Harvard-Professor Asa Grey zu lesen. Der war so begeistert, dass er Watson für die Dokumentation und das Ordnen seiner Pflanzenproben-Sammlung engagierte. Ab diesem Tag musste Watson nie wieder Leerlauf in seinem Arbeitsleben fürchten, umfasste doch die Sammlung bereits zu der Zeit mehr als 200.000 Proben. Als er in Rente ging, waren es 350.000. Watson war als Seiteneinsteiger mit „learning by doing“ zum Kurator der größten Pflanzensammlung der USA und zu einem angesehenen Botaniker geworden.
Der Artname „repens“, vom lateinischen „repere“ = „kriechen“, bezieht sich auf die Rhizome, über die sich die Palme unterirdisch verbreitet.
Woher stammt die Sägepalme?
Aus Florida und den angrenzenden Bundesstaaten der USA. Nur dort finden sich größere Wildbestände.
Wo finde ich eine Sägepalme im Botanischen Garten Gütersloh?
Im Apothekergarten. In ihren ersten beiden Jahren stand sie noch im Kübel und wurde im Winter ins Gewächshaus geholt – zweistellige Minusgrade verträgt sie ungeschützt nicht. Mittlerweile bleibt sie im Winter draußen. Die Stadtgärtner hüllen ihren Stamm mit einer Bambusmatte ein und verteilen viel Laub unter der Matte. Da es eine immergrüne Palme ist, müssen ihre Wedel frei bleiben. Im Apothekergarten steht sie, weil sie gegen zahlreiche Leiden eingesetzt wird. Die Wirkung der Präparate ist allerdings in vielen Fällen umstritten und wissenschaftlich nicht belegt.
Wie pflanze ich eine Sägepalme im eigenen Garten?
Nicht zwingend in der prallen Sonne, denn auch in Florida gibt es Schatten: Die Sägepalme ist eine kleine Buschpalme und wächst in ihrer natürlichen Umgebung nur selten unter freiem Himmel, sondern meist als Unterbewuchs in Wäldern. Der Aufwand für ihre Pflege hält sich in Grenzen – im Sommer. Danach gilt es, die Pflanze entweder winterfest zu machen, ins Haus zu holen oder mit in den Florida-Urlaub zu nehmen.
Wer hätt´s gedacht?
Die Sägepalme ist feuerfest – im weiteren Sinne. Zwar sind ihre Blätter leicht entflammbar, aber die Pflanze als solche überlebt die Brände, die durch Blitzeinschlag regelmäßig in den Everglades ausbrechen. Das Geheimnis ihrer Unverwundbarkeit liegt unter der Erde: Ihre Rhizome bleiben meist unbeschädigt und enthalten eigens für die Feuer angelegte Energiereserven. „Wie Phönix aus der Asche“ beginnt die Palme unmittelbar nach einem Brand mit ihrer Reproduktion. Und das im Eiltempo: Verbrannte Blätter werden innerhalb weniger Wochen ersetzt. So gehört sie zu den ersten Pflanzen, die durch Feuer zerstörte Waldgebiete wieder besiedeln.
Natürliche Buschbrände spielen im Ökosystem der Everglades eine wichtige Rolle für die Erneuerung der Vegetation. Früher wurden sie mit aller Kraft bekämpft und gelöscht, was zur Folge hatte, dass sich viel Totholz ansammelte und es später zu unkontrollierbaren Mega-Bränden kam. Mittlerweile lässt man die Natur gewähren und schützt nur menschliche Siedlungen. Zum Vorteil der 1 bis 3 Meter kleinen Sägepalme: Das Feuer lichtet die dichten Baumkronen, so dass wieder mehr Licht auf den Waldboden gelangt. Je häufiger es in einer Region brennt, desto verbreiteter ist deshalb dort die Sägepalme.
Da es im Stadtpark Gütersloh wesentlich seltener zu Flächenbränden kommt als in den Everglades, ist das eine Exemplar im Botanischen Garten durchaus schon eine Sehenswürdigkeit.
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