Kahle Drillingsblume

Kahle Drillingsblume

Drillinge an Bord

Anfang November bietet der Mediterrane Garten vor dem Palmenhaus-Café nicht mehr viele Postkartenmotive. Eine Ausnahme bildet die Kahle Drillingsblume, die ein leuchtendes Lila ins Gütersloher Grau zaubert. Dass wir in Ostwestfalen diesen ungewöhnlichen Strauch aus Brasilien bewundern können, verdanken wir seinem Entdecker. Oder dessen Assistenten. Die eigentlich seine Assistentin war. Oder seine Geliebte – es ist etwas kompliziert. Doch lesen Sie selbst.

Woher stammt der Name „Kahle Drillingsblume“?

Bei der Drillingsblume stehen – daher der Name – jeweils drei Blüten zusammen, die von farbigen Hochblättern kelchartig umrahmt werden. Kurioserweise sind die Blüten relativ unscheinbar, dafür leuchten die Hochblätter in kräftigem Purpur (und werden daher häufig für Blütenblätter gehalten). Einige Drillingsblumen-Arten haben stark behaarte Blätter – nicht so die Kahle Drillingsblume, die darum ebendiese Artbezeichnung verpasst bekam.

Kahle Drllingsblume

Der Botanische Name ist ebenso klangvoll wie erklärungsbedürftig: „Bougainvillea glabra“. Der Gattungsname ehrt den Seefahrer ›Louis Antoine de Bougainville. Dieser leitete 1766 die erste französische Weltumsegelung – und bei diesem Abenteuer war der Botaniker Philibert Commerson an Bord, dem die Entdeckung der Drillingsblume in der Regel zugeschrieben wird.

Eine Benennung nach Commerson wäre also naheliegender gewesen, allerdings gab es bereits 70 (!) Pflanzen, Insekten und Muscheln, die dessen Namen tragen. Bei der Menge an Pflanzen und Tiere, die der arbeitswütige Franzose beschrieb, musste man also schon auf den Kapitän des Schiffes ausweichen. Wäre Commerson nicht schon mit 45 Jahren verstorben, hätte wahrscheinlich auch noch der Smutje eine eigene Pflanzengattung erhalten …

Die Artbezeichnung „glabra“ ist lateinisch und heißt „kahl“.

Woher stammt die Kahle Drillingsblume?

Aus den tropischen und subtropischen Regionen Südamerikas. Bereits wenige Jahre nach seiner Entdeckung in Brasilien wurden der kletternde Strauch in britischen und französischen Gärtnereien kultiviert und seine Samen in alle Welt verschickt. Seitdem halten Nord- und Mitteleuropäer die frostempfindlichen Pflanzen als kleinen Baum mit Kugelkrone in Kübeln, im Mittelmeerraum hingegen lässt man sie frei wachsen und klettern, dort dienen sie z.T. zur Fassadenbegrünung.

Wo finde ich eine Kahle Drillingsblume im Botanischen Garten Gütersloh?

In Kübeln zwischen Oleander, Engelstrompete, Oliven-, Mandarinen- und Zitronenbäumchen, d. h. im Mediterranen Garten zwischen Palmenhaus und Lavendelgarten.

drillingsblume-strauch

Wie pflanze ich eine Kahle Drillingsblume im eigenen Garten?

Aus Brasilien stammend, liebt es die Drillingsblume sonnig, warm und hell. Wässern müssen Sie sie nicht übermäßig, austrocknen darf der Boden aber auch nicht, da der Strauch sonst seine Blätter abwirft – so kahl sollte selbst die Kahle Drillingsblume nicht werden. Wenn die ersten Nachtfröste drohen, holen Sie die Drillingsblume ins Winterquatier, ab Mitte Mai, nach den Eisheiligen, geht´s zurück ins Freie.

Wer hätt’s gedacht?

Wer hat die Drillingsblume entdeckt? Zunächst wollen wir darauf hinweisen, dass dem Wort „Entdeckung“ immer eine extrem eurozentrische Sicht zugrunde liegt – natürlich kannten die indigenen Völker Südamerikas die Pflanze schon Jahrtausende vor der französischen Weltumsegelung.

Also fragen wir besser: Wer hat als erster Europäer eine Drillingsblume gesehen? Wie oben beschrieben, Philibert Commerson – mit 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit. Vielleicht war es aber auch Jeanne Baret. Die damals 26-jährige Französin hatte in Männerkleidung als Kammerdiener und Assistent Commersons an der Weltumsegelung teilgenommen. Sehr wahrscheinlich waren die beiden schon bei der Abfahrt ein Paar. Barets Maskerade war notwendig, weil Frauen an Bord angeblich Unglück brachten und daher verboten waren. Ihre Kostümierung flog erst in Tahiti auf, wo sie die Eingeborenen sofort als Frau erkannten.

Selbst wenn sie zuvor in Rio de Janeiro die Drillingsblume entdeckt hätte, wäre dies Commerson zugeschrieben worden. Jeanne Baret begleitete den Wissenschaftler bei seinen Expeditionen, ihr Anteil am Lebenswerk des vielgeehrten Botanikers wird aber für immer im Unklaren bleiben wird. Im Gegensatz zu ihrem Partner (Sie erinnern sich: 70 Namen!) wurde Baret nur ein einziges Mal mit der Benennung einer Pflanzenart geehrt, und das auch erst 2012.

Commerson selbst schätzte die Verdienste der Naturforscherin um die Wissenschaft offenbar höher ein: Er vermachte ihr seine botanische Sammlung mit 6.000 Pflanzen – inklusive der Drillingsblume.



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