Schneeglöckchenstrauch

Schneeglöckchenstrauch

Im Frühling voller Schneeglöckchen, im Winter voller Früchte

Ein Strauch, über und über mit Schneeglöckchen behangen – wo gibt’s denn so etwas? Im Botanischen Garten Gütersloh. Dort steht ein in Europa eher selten zu bestaunender Schneeglöckchenstrauch. Das Gehölz hat ganzjährig einen hohen Zierwert, ist aber besonders während der Blüte ab Mitte April ein echter Hingucker.

Woher stammt der Name „Schneeglöckchenstrauch“?

Der Schneeglöckchenstrauch trägt seinen Namen aufgrund der leuchtend weißen, glockenförmigen Blüten. Sie schmücken bis Mitte Mai in dichten Büscheln seine Triebe und erinnern durchaus an Schneeglöckchen

Erstbeschrieben wurde der Frühjahrsblüher 1761 von John Ellis. Nichts tat der irische Naturforscher lieber, als über einem Wassermikroskop zu sitzen und damit Korallen und Schwämme zu untersuchen. Praktischerweise war ein solches Gerät just vom Optiker ›John Cuff erfundenen erfunden worden. Ellis veröffentlichte so viele Wassermikroskop-Untersuchungen, dass das neue Gerät als „Ellisches Wassermikroskop“ bekannt wurde. Das war ein bisschen ungerecht, denn sicher hätte es Mr. Cuff eher verdient gehabt, mit dem Namen seiner Erfindung verknüpft zu werden. Tragischerweise, wenngleich nicht sonderlich überraschend, war die Zahl der Menschen, die Ellis´ Wassermikroskop-Euphorie teilten, überschaubar, und Cuff musste drei Jahre nach seiner Erfindung Insolvenz anmelden.

Ellis hingegen forschte fleißig weiter. Er beschäftigte sich intensiv mit Pilzsporen, Schildläusen und Schwanzlurchen und schrieb nebenbei noch einen Ratgeber zum Transport von Pflanzen aus Ostindien. Heute würde man jemanden wie Ellis einen „Nerd“ nennen: Je spezieller ein Thema war, desto sicherer konnte man sein, dass Ellis sich damit beschäftigte – ein würdiger Vertreter, den ungewöhnlichen Schneeglöckchenstrauch zu erforschen und ihm einen Namen zu geben.

In jenem Jahr, als Ellis’ Interesse den Schneeglöckchensträuchern galt, verstarb sein englischer Kollege ›Stephen Hales (1677–1761). Ihm zu Ehren nannte er die Gattung „Halesia“.  

Blüten des Schneeglöckchenstrauch

Woher stammt der Schneeglöckchenstrauch?

Ihr natürliches Verbreitungsgebiet liegt in den Appalachen und dem ›Piedmont der südöstlichen USA, in einem Dreieck zwischen Virginia, Texas und Florida. Und weil dort die englische Kolonie Carolina (das Gebiet der heutigen US-Bundesstaaten North und South Carolina) mittenmang lag, lautet der botanische Name des Carolina-Schneeglöckchenbaums „Halesia carolina“.

Wo finde ich einen Schneeglöckchenstrauch im Botanischen Garten Gütersloh?

Für diesen Strauch lohnt – zumal in der Blütezeit – der Besuch des Botanischen Gartens besonders. Denn mit ihm betrachten Sie eine in unseren Breiten botanische Rarität; abseits von öffentlichen Parkanlagen ist das Gehölz kaum anzutreffen. Ein Exemplar steht im Beet vor den großen Rhododendren, zwischen dem Eingang Badstraße und der markanten Tulpenmagnolie

Wie pflanze ich einen Schneeglöckchenstrauch im eigenen Garten?

Am besten als Solitär, denn so bekommt der Strauch Licht von allen Seiten und wird besonders blütenreich.

Im Klima seines natürlichen Verbreitungsgebiets entwickelt sich das Gehölz zu einem Kleinbaum mit bis zu 10 Metern Höhe, hierzulande bleibt es ein nicht halb so hoher Großstrauch, dennoch sollte man genügend Platz einplanen.

Das Beet im Botanischen Garten Gütersloh wurde nicht grundlos als Standort ausgewählt, die Bodenansprüche ähneln denen von Rhododendren. 

Wer hätt’s gedacht?

Der Schneeglöckchenstrauch ist das ganze Jahr hindurch eine Zierde für den Park: Im Frühjahr schmückt er ihn mit seinen Blüten, im Sommer und Herbst mit seinem grünen, später gelben Laub und im Winter mit seinen Früchten.

Moment – Früchte im Winter? In der Tat: Die grünlich-gelben Steinfrüchte bildet der Strauch natürlich schon im Herbst, zwischen den herbstgefärbten Blättern fallen sie aber kaum auf. Das ändert sich, sobald das Gehölz sein Laub verliert. An den nackten Zweigen treten die nun bräunlichen Früchte markant hervor.

Der Strauch ist ein sogenannter Wintersteher, d. h. die Früchte bleiben bis ins Frühjahr hinein am Strauch hängen. Damit lockt er Vögel an, denen er in der insektenarmen Jahreszeit eine Futterquelle bietet und die im Gegenzug über ihre Verdauung für seine Ausbreitung sorgen. Auch die in unseren Pflanzenporträts behandelte Robinie und das Echte Mädesüß verfolgen als Wintersteher diese Ausbreitungsstrategie.



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