Schachbrettblume

Schachbrettblumen - Fritillaria meleagris

Schachmatt für das „Wunder von Sassenberg“?

Manchen Spaziergänger im Stadtpark erfreuen die Schachbrettblumen mit ihrer auffallenden Optik, doch auch für Stubenhocker haben sie ihren Reiz: Wer beim ›Stadt-Land-Fluss-Spiel einen Beruf mit „S“ notieren muss, dürfte mit „Schachbrettblumenzähler“ zehn Punkte sicher haben.

Einen Eintrag für die Kategorie „Stadt“ hat man damit auch, denn einen solchen Job gibt es Sassenberg. Dort steht im Mai eine der letzten Schachbrettblumenwiesen in Blüte. Leider kann der Schachbrettblumenzähler seine Arbeit von Jahr zu Jahr schneller erledigen – die Pflanze gilt als stark gefährdet.

Woher stammt der Name „Schachbrettblume“?

Wir kennen das Phänomen vom ›Rohrschachtest: Sie zeigen drei Leuten einen Tintenklecks und erhalten zehn verschiedene Assoziationen, was die Betrachter darin erkennen. So verhielt es sich wohl auch bei der Benennung der Schachbrettblume.

Den Volksmund erinnerte das Blütenmuster an ein Schachbrett oder, so ein weiterer Trivialname der Pflanze, an ein „Kiebitzei“. Für Carl von Linné, der die Pflanze 1753 wissenschaftlich beschrieb, sah die Blüte aus wie ein Knobelbecher und ihr Muster wie das Gefieder eines Perlhuhns. Der botanische Name lautet seitdem „Fritillaria meleagris“ (von lateinisch „fritillus“ = Würfelbecher und griechisch „meleagris“ = Perlhuhn).

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Woher stammt die Schachbrettblume?

Die Schachbrettblume ist in ganz Europa verbreitet, aber überall stark gefährdet und steht mancherorts – zum Beispiel in Österreich – vor dem Aussterben. Ihr Glück ist, dass viele Menschen sie wegen ihres ungewöhnlichen Blütenmusters schön genug finden, sich für sie einzusetzen (andere Lebewesen, wie der ›Grottenolm, haben dieses Glück nicht).

In Kroatien genießt sie, wegen des ›Schachmusters im Staatswappen, einen besonderen Status. In Schweden wird jede Provinz von einer regionaltypischen Pflanze repräsentiert, die Schachbrettblume ist die offizielle ›„Landschaftsblume“ der Provinz Uppland. Eine nette Idee – auf Deutschland übertragen wäre das in NRW wahrscheinlich der Giersch: nicht schön, nicht beliebt, aber in der Überzahl …

Schachbrettblume
Schachbrettblumen im Botanischen Garten (Foto: Sven Grochholski)

Größere Schachbrettblumen-Bestände gibt es in allen Ländern nur in überschaubaren Oasen. In Schweden liegt diese in Kungsängen („Königswiesen“), einem Stadtteil von Uppsala, weshalb die Pflanze dort Kungsängsliljan heißt.

Wie pflanze ich Schachbrettblumen im eigenen Garten?

Die Schachbrettblume ist eine Lichtpflanze, sie braucht einen sonnigen Standort und erträgt nur in Grenzen Beschattung. Der Boden sollte feucht sein (oder häufig gegossen werden), gegen längere Trockenheit ist sie nicht allzu widerstandsfähig.

Wo finde ich Schachbrettblumen im Botanischen Garten Gütersloh?

Ein sonniger und zugleich feuchter Standort muss es sein? Den bietet die kleine Wiese am Teich des Naturnahen Gartens, zwischen dem am Eingang zum Botanischen Garten, dem Info-Pavillon und der Floralen Skulptur.

Wiese mit Schachbrettblumen im Naturnahen Garten, Botanischer Garten Gütersloh

Wer hätt’s gedacht?

„Das weiße Wunder von Sassenberg“ klingt nach ›Persil-Werbung, beschreibt aber ein Naturschauspiel im Kreis Warendorf zur Schachblumenblüte ab Ende April. Die dortige ›Schachblumenwiese ist eines der letzten Naturschutzgebiete, in denen ein größerer Bestand dieser Pflanze vorkommt. Wobei „größerer Bestand“ relativ ist: 1957 wurden 55.000 Blumen gezählt, 2015 waren es nur noch knapp 1.000. Zur Dokumentation wird tatsächlich ein Schachbrettblumenzähler losgeschickt, der die Anzahl der Pflanzen nicht schätzt, sondern jedes Exemplar erfasst.

In Sassenberg ist man sich bewusst, welchen Schatz man dort hütet. Weil es unfassbarerweise Leute gibt, die die Blumen ausgraben oder gar pflücken (es ist nicht nur das Glück der Blume, sondern auch ihr Unglück, dass viele Menschen sie so schön finden…), kontrollieren Mitarbeiter des Ordnungs- und des Umweltamts das Gelände in den Wochen der Blüte regelmäßig. „Nur gucken, nicht anfassen“ muss reichen – das gilt natürlich auch für die Exemplare im Botanischen Garten Gütersloh.

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