Vielblütiges Salomonssiegel

Salomonssiegel im Botanischen Garten GüterslohSalomonssiegel im Staudenparterre

Königliches Siegel gegen Hühneraugen

Salomonssiegel ist eine mystische, magische Pflanze. Sie lässt (angeblich) verschlossene Türen aufspringen, bekämpft (angeblich) Hühneraugen und gedeiht (nicht nur angeblich, sondern tatsächlich) selbst in komplett beschatteten Beeten.

Woher stammt der Name „Salomonssiegel“?

Welch ein klangvoller Name: „Polygonatum multiflorum“ nennen Botaniker die Pflanze. Auf deutsch übersetzt hört sich das weit weniger beeindruckend an: „vielblütige Vielknieige“.

Die „vielen Blüten“ sieht auch der Laie (zumindest derzeit) sofort, für die „vielen Knie“ muss man die Rhizome ausbuddeln. Die knotigen Glieder des Wurzelstocks erinnern an aufgereihte Kniegelenke. Zumindest erinnerten sie die namensgebenden Botaniker an solche.

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Wir thematisieren es in dieser Rubrik mehrfach: Wissenschaftler glauben in Blüten, Blättern oder Wurzeln oft etwas ganz anderes zu erkennen als das gemeine Volk. So auch hier. Im Volksmund heißt die Pflanze eben nicht „Kniekette“, sondern Salomonssiegel: An den legendären, aus dem Paradies stammenden Siegelring des biblischen König Salomo fühlten sich die Menschen beim Anblick der Wurzeln mit ihren Stängelnarben erinnert.

Doch die Frage muss erlaubt sein: Wer weiß denn schon, wie dieser Ring ausgesehen hat? Andererseits kann niemand nachweisen, dass er nicht so ausgesehen hat wie die Rhizome des Salomonssiegels.

Salomonssiegel Blüten

Woher stammt das Salomonssiegel?

Salomonssiegel ist weit verbreitet. Es wächst in Laub- und Mischwäldern in den gemäßigten Klimazonen der Nordhalbkugel.

Wo finde ich Salomonssiegel im Botanischen Garten Gütersloh?

Im Staudenparterre zwischen dem Steingarten und der Rhododendron-Hecke, die hinter dem Blauregen am Lavendelgarten steht, wachsen zahlreiche Salomonssiegel.

Wie pflanze ich Salomonssiegel im eigenen Garten?

Ruhig im Schatten – Salomonssiegel gehören zu den wenigen Pflanzen, die sogar unter dichten Baumkronen gut gedeihen und dabei noch ein echter Hingucker sind. Ihre weißen Blüten bilden im Mai und Juni paarweise dekorative Ketten an den Stängeln. Die Pflanze ist relativ anspruchslos. Nur austrocknen darf sie nicht; der Boden sollte stets mäßig feucht sein, was er aber – wie praktisch – im Schatten ohnehin meist ist. 

Geeignete Nachbarpflanzen im Beet sind Fingerhut, Frauenmantel, Funkien und Maiglöckchen. Gern wird Salomonssiegel auch in der Nähe von Rhododendren und Azaleen gepflanzt.

Wer hätt’s gedacht?

Die Signaturenlehre war im Mittelalter weit verbreitet. Ihre Anhänger (z. B. ›Paracelsus) vertraten die Theorie, dass man die heilende Wirkung von Pflanzen u. a. an ihrer Form erkennen könnte. So wurde die Walnuss wegen ihrer Ähnlichkeit mit einem menschlichen Hirn als Heilmittel bei Krankheiten des Kopfes eingesetzt (was nicht verkehrt ist) und der Schlangenknöterich wegen seiner schlangenförmigen Wurzel bei Schlangenbissen empfohlen (was ein weniger guter Tipp ist).

Wer daran glaubt, sieht in den Rhizomen der Pflanze nicht das Siegel des biblischen Königs, sondern ganz profane Hühneraugen und vertreibt diese durch Reiben des Wurzelstocks über die betroffenen Stellen. Wer nicht daran glaubt, nimmt lieber einen Bimsstein und stellt anders als bei der Rhizom-Methode sicher, dass er die Haut beim Reiben nicht verletzt und keine Keime eindringen.

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Apropos eindringen: Der Legende nach gibt es eine geheimnisvolle Wurzel, die alle Türen und Schlösser aufspringen lässt, hält man sie nur davor. Viele Alchemisten suchten ernstlich nach dieser sogenannten Springwurz, nicht wenige schrieben der Wurzelknolle des Salomonssiegels die magische Eigenschaft zu. Entsprechende Versuche bestätigten die Theorie allerdings nicht, weshalb die meisten Einbrecher heute weiterhin mit Dietrich und Brecheisen statt mit Salomonssiegel-Rhizomen unterwegs sind…  



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