Russel-Brandkraut

Russel-Brandkraut

Designobjekt mit Ausbreitungsdrang

Das Russel-Brandkraut ist zu jeder Jahreszeit ein Hingucker: Im Frühling und Sommer schmückt es die Beete mit olivgrünem Laub und hellgelben Blüten auf mehreren „Etagen“. Im Herbst und Winter verwandeln sich die Stängel in exotisch-futuristisch wirkende Gartenschmuck-Objekte.

Woher stammt der Name „Russel-Brandkraut“?

Das Brandkraut hat seinen Namen von seinen dicken, safthaltigen Blättern, aus denen die Menschen seit der Antike Dochte für Öllampen herstellten. Die Art, die im Botanischen Garten wächst, wird Russel- oder Syrisches Brandkraut genannt. Namensgeber Alexander Russel war ein schottischer Arzt, der 1740 bis 1753 im nordsyrischen Aleppo praktizierte. Er stand in der Gunst des Paschas und bekam sowohl für seine berufliche Arbeit als auch für seine außerberuflichen naturwissenschaftlichen Expeditionen freie Hand. Nach Großbritannien zurückgekehrt, gab er 1756 das Werk „Die Naturgeschichte Aleppos“ heraus. Die wenigen Leser finden darin, wen wundert´s, das hier porträtierte Brandkraut beschrieben.

Der botanische Pflanzennamen „Phlomis russeliana“ bedeutet übersetzt „Russel-Wollkraut“. Mit der Wolle ist die filzige Behaarung der Blätter gemeint.

Woher stammt das Russel-Brandkraut?

Nachzulesen in Russels „Naturgeschichte Aleppos“: aus Syrien. Wildbestände gibt es auch noch im angrenzenden Anatolien. Dem trockenen und warmen bis heißen Klima ihres Lebensraumes hat sie sich bestens angepasst: Stängel und Blätter sind einem wolligen Flaum überzogen. Die fein-flauschige Behaarung dient dem Verdunstungsschutz und isoliert die Blattoberfläche, ähnlich der dicken Styroporschicht einer Hauswand. Dank ihrer Fähigkeit, Flüssigkeit zu speichern, gedeihen Brandkräuter auch bei längeren Trockenperioden prächtig.

Wo finde ich Russel-Brandkraut im Botanischen Garten Gütersloh?

Im Lavendelgarten. Das passt gut; auch der Lavendel liebt die Sonne. Mit seinen silbern erscheinenden, leicht filzigen Blättern hat er eine ähnliche Methode wie das Brandkraut entwickelt, sich vor starker Sonneneinstrahlung und zu schneller Verdunstung zu schützen.

Wie pflanze ich Russel-Brandkraut im eigenen Garten?

Unter den neugierigen Blicken der Nachbarn. Die Pflanze ist hierzulande selten anzutreffen und sieht zudem mit ihren gelben, etagenförmig angeordneten, quirlartigen Blüten recht exotisch aus. So ihr Standort sonnig genug ist, steht ihrem Wachstum nichts im Wege. Sie benötigt quasi keine Pflege, dient als Bienenweide, eignet sich als Schnittblume und ist, angesichts ihres ursprünglichen Verbreitungsgebiets nicht selbstverständlich, frosthart bis -20 Grad.

Ein westfälischer Winter macht ihr also nichts aus, mehr noch: Gerade im Winter ist sie ein echter Blickfang. Wie Designobjekte ragen dann die stabilen Blütenstängel mit den dann trockenen, braunen Samenständen empor. Besonders im Raureif oder mit kleinen Schneehauben auf den Fruchtquirlen ergeben sich Fotomotive, die auf Facebook und Pinterest planbar eine Höchstzahl an Likes bekommen. Der Gartenprofi spricht von einer „Wintersilhouette mit einzigartigem Zierwert“.

Wer hätt´s gedacht?

Russel-Brandkraut ist ein Schnellstarter: Unterirdisch nimmt der Sämling in einer Geschwindigkeit Raum ein, die man ihm oberirdisch nicht zutraut. So ragt die Jungpflanze sechs Wochen nach dem Keimen nur wenige Zentimeter aus dem Boden, kann aber bereits 70 Zentimeter lange Wurzeln gebildet haben. Wer dem nicht Einhalt gebietet, sieht seinen Garten schnell in eine Brandkrautplantage verwandelt. Was tun?

Das Problem ist hierzulande leicht lösbar: Anders als auf den kargen, sandig-steinigen Böden seiner Heimat sind auf ostwestfälischer Gartenkrume viele Pflanzen konkurrenzstärker als das Brandkraut. Gartenprofis umpflanzen ihr Brandkrautbeet mit Königskerzen, Blaurauten, Ziergräsern und Seggen, und der Ausbreitungsdrang der Wurzelausläufer findet eine natürliche Grenze.



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