Patagonisches Eisenkraut

Patagonisches Eisenkraut

Durchgucker aus der Pampa

Eine unbelaubte Staude – kann die schön aussehen? Ond ob! Das Patagonische Eisenkraut hat eine Strategie entwickelt, sowohl in der Pampa als auch in Pavenstädt erste Wahl zu sein.

Woher stammt der Name „Patagonisches Eisenkraut“?

Die Eisenkräuter bilden eine weltweit verbreitete Pflanzengattung mit rund 80 Arten. Dem Echten Eisenkraut sagte man schon in der Antike nach, heilende Wirkung bei Stichwunden mit Eisenwaffen zu entfalten – daher der Name. Das Patagonische Eisenkraut weist auf Patagonien hin, die durch die Pampa geprägte Landschaft Südamerikas zwischen dem Rio Colorado in Argentinien und Kap Hoorn.  

Der botanische Name der Pflanze lautet Verbena bonariensis. Der Gattungsname geht auf eine indogermanische Vokabel für „winden, flechten“ zurück. „bonariensis“ heißt „aus Buenos Aires“ – in der argentinischen Hauptstadt wurde die Staude im 18. Jahrhundert erstmals dokumentiert.

Schmetterling auf Patagonischem Eisenkraut

Woher stammt Patagonisches Eisenkraut?

Es trägt Buenos Aires im botanischen, Patagonien im deutschen Namen – sein Verbreitungsgebiet ist aber noch größer. Patagonisches Eisenkraut kommt ursprünglich in der gesamten Südhälfte des südamerikanischen Kontinents vor. Mittlerweile hat sich die Staude aber weltweit verbreitet. Wo immer die Temperaturen nicht unter -10 Grad fallen, kommt die bodentolerante und anspruchslose Pflanze gut zurecht.

Wo finde ich Patagonisches Eisenkraut im Botanischen Garten Gütersloh?

Verstreut im Gräserband an der Wiese gegenüber den saisonal bepflanzten Beeten sowie im Sonnengarten. Dort wächst es mit anderen Prärie-Gräsern – einige Beetnachbarn wie Federgras, Reitgras und Rutenhirse porträtieren wir auf anderen Seiten.  

Wie pflanze ich Patagonisches Eisenkraut im eigenen Garten?

Liegt Pavenstädt in der Pampa? Infrastrukturell lässt sich darüber streiten, die klimatisch Gemeinsamkeiten sind aber (noch) gering. Das heißt: Die einzelne Pflanze wird einen „normalen“ westfälischen Winter temperaturbedingt nicht überleben.

Das sollte Sie von einer Pflanzung nicht abhalten. Versuchsweise können Sie der Staude vor dem ersten Frost mit Vlies und Laub eine schützende Abdeckung bauen. Und wer weiß schon, wie milde die Winter zukünftig werden? Nicht zuletzt können sie auf die Selbstaussaat setzen, mit der sich die Pflanze eben doch reproduzieren und damit über Jahre auch in Gütersloher Gärten halten kann.

Da die Pampa extrem baumarm ist, bevorzugt das Patagonische Eisenkraut vollsonnige Standorte. 

Patagonisches Eisenkraut

Wer hätt‘s gedacht?

Das Patagonische Eisenkraut bildet besonders lange Internodien. So nennt man in der Botanik den Teil des Stängels zwischen den einzelnen Abzweigungen zu den Blättern (die Abzweigungen werden Knoten genannt, das lateinische „internodium“ heißt übersetzt „zwischen den Knoten“). Die Pflanze, die einen halben Meter bis mannshoch werden kann, entwickelt also eine Sprossachse mit nur wenigen und zudem länglichen, lanzettenartigen Blättern. Auf den ersten Blick wirkt sie oft komplett blattlos. Da auch der Stängel selbst recht schlank ist, wirkt es zwischen Juli und Oktober beinahe so, als schwebten ihre violetten Blütenkissen in der Luft. 

Die Pflanze verschafft sich mit dieser Wachstumsstrategie einen Vorteil im Konkurrenzkampf. Für weit ausladendes Blattwerk ist im dichten Steppengras ohnehin kein Platz. Ihre gesamte Energie steckt sie lieber in das Ziel, die höchste Blüte im Gräsermeer zu präsentieren. 

Bei Gärtnerinnen und Gärtnern ist diese „offene“ Wuchsform beliebt, weil Patagonisches Eisenkraut trotz seiner Größe den Blick auf alle Pflanzen des Beetes – auch kleinere – freilässt. Es ist damit nicht nur ein Hin-, sondern auch ein Durchgucker.

Gräserband mit Patagonischem Eisenkraut


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