Lebkuchenbaum

Lebkuchenbaum

Lebkuchen auf dem Mond

Der Lebkuchenbaum ist hierzulande eine Rarität. Das verwundert, schließlich müsste ein nach Kuchen duftender Baum viele Freunde finden. Immerhin wächst auf dem Mond ein offenbar unverwüstliches Exemplar …

Woher stammt der Name „Lebkuchenbaum“?

Der Lebkuchenbaum, auch Japanischer Kuchenbaum genannt, besitzt ungewöhnliches Laub. Zum einen ist es recht dekorativ: Den Baum schmücken Blätter in Herzform, im Sommer hellgrün, im Herbst mit z. T. spektakulären Färbungen von gelb bis dunkelrot.

Noch bemerkenswerter (und namensgebend) ist der Duft des Laubes, kurz bevor und kurz nachdem es vom Baum fällt. Dann riecht es insbesondere bei feuchtem Wetter (also in Gütersloh quasi immer) nach … tja, nach was? Die Meinungen gehen auseinander. Einige erinnert der Duft an Kuchen, andere an Zimt, dritte an Zuckerwatte, vierte an Karamell. Dem Volksmund stieg der Duft von Lebkuchen in die Nase.

Sobald die herabgefallenen Blätter getrocknet sind, verlieren sie ihren Geruch. Der Duft stammt vom Malzzucker (Maltose), den die Pflanze produziert und der als Geschmacksverstärker u. a. in Brot und Gebäck eingesetzt wird.

Lebkuchenbaum Blätter

„Cercidiphyllum japonicum“ heißt die Pflanze unter Botanikern, was sich mit „Japanischer Judasbaumblättriger“ übersetzen lässt. Die Herzform seiner Blätter erinnerte die Wissenschaftler an das Laub des ›Judasbaumes.

Eigentlich hätte es umgekehrt lauten müssen: Der Lebkuchenbaum ist entstehungsgeschichtlich deutlich älter, in einer fairen Welt müsste der Judasbaum Lebkuchenbaumblättriger heißen. Doch der Judasbaum (an einem solchen soll sich Judas erhängt haben) wächst im Mittelmeerraum und war den europäischen Botanikern bestens bekannt, während sie auf den ostasiatischen Lebkuchenbaum bis zum 19. Jahrhundert warten mussten.

Woher stammt der Lebkuchenbaum?

Wildbestände kommen in Japan, China und Korea vor. Den europäischen Botanikern ist er seit 1846 bekannt, als der Würzburger Japanforscher ›Philipp Franz von Siebold ihn erstmals beschrieb.

Früher war diese Baumart in ganz Asien verbreitet, wobei „früher“ in diesem Fall „sehr viel früher“ bedeutet: Wie der Ginkgo und die Tulpen-Magnolie im Botanischen Garten Gütersloh gilt auch der Lebkuchenbaum als „blühendes Fossil“. Der Baum in seiner jetzigen Form existiert schon seit mindestens 1,8 Millionen Jahren, verwandte Arten begrünten die Erde sogar schon vor 60 Millionen Jahren.

Wo finde ich Lebkuchenbäume im Botanischen Garten Gütersloh?

An der Hyazinthenwiese am Eingang Park-/Ecke Badstraße steht ein Lebkuchenbaum direkt links neben der Pforte. Ein zweites Exemplar wächst an der großen Rasenfläche zwischen Asterngarten und Birkenwiese.

Wie pflanze ich einen Lebkuchenbaum im eigenen Garten?

Als mutmaßlich Einziger in Ihrer Nachbarschaft. Lebkuchenbäume sind in deutschen Gärten Raritäten. Dabei ist die Pflege nicht besonders aufwändig. Allein das Gießen erfordert eine gewisse Disziplin, im Sommer sollten Sie den Baum regelmäßig wässern. Tun Sie es nicht, geht der Baum davon nicht ein, wirft aber schlimmstenfalls sein Laub ab. Das wäre ein trauriger Anblick für den Rest des Sommers und schade um das imposante Farbenspiel des Baumes im Herbst.

Dass Lebkuchenbäume in Japan bis zu 40 Meter hohe Riesen werden können, sollte Sie dagegen nicht von einer Pflanzung abhalten. In unseren Breiten wachsen sie im Regelfall nur zehn bis zwölf Meter hoch.

Wer hätt’s gedacht?

In seiner ursprünglichen Heimat Japan und China gibt es mehrere Legenden, die sich um den Lebkuchenbaum ranken. Sie erinnern sich: Dort wird der Baum wesentlich höher als bei uns, und so symbolisiert er in einigen Volksweisen eine Verbindung zwischen der Erde und dem Himmel, die die Götter einst nutzten, um auf die Erde hinabzusteigen.

Eine besonders anschauliche Erzählung zum Lebkuchenbaum spielt, wo auch sonst, auf dem Mond. Dort lebt der Sage nach ein Mann in einem hell erleuchteten Palast. In seinem Garten wächst ein riesiger Lebkuchenbaum. Dieser wächst und wächst, bis man den Palast kaum noch sehen kann; in dieser Zeit wird der Mond immer kleiner und sichelförmig.

Dann beginnt der Mann den Baum zu stutzen, Tag für Tag, bis der Baum den Blick auf den Palast nicht mehr versperrt und wir von der Erde aus den Mond in seiner runden Gestalt bewundern können. So beschert uns der magische Lebkuchenbaum auf dem Mond den ewigen Wechsel von Neu- und Vollmond.



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