Kugelprimel

Kugelprimel

Das Runde muss ins Eckige

Kugelprimeln schmücken das Dach der Welt, manches Briefmarken-Sammelalbum und im Frühjahr den Botanischen Garten Gütersloh

Woher stammt der Name „Kugelprimel“?

Kugelprimeln gehören zur Gattung der Primeln und bilden violette Blütenkugeln – zumindest während der Blütezeit zwischen März und Mai ist ihr Name damit auch für den Laien unmittelbar nachvollziehbar. „Primel“ wiederum kommt vom latenischen „primus“, d. h. „der Erste“, schließlich gehören Primeln zu den ersten Boten des Frühlings. 

Der komplette botanische Name lautet „Primula denticulata“. Der Artname geht auf „denticulus“ = „Zähnchen“ zurück und beschreibt den gezähnten Blattrand der Pflanze.

Woher stammt die Kugelprimel?

Aus dem Mittleren Osten, also Ländern wie Afghanistan, Indien, Nepal und Bhutan. Die Briten brachten sie im frühen 19. Jahrhundert aus ihren asiatischen Kolonien nach Europa. Mit einer Höhe von rund 80 Metern über dem Meeresspiegel wachsen die Kugelprimeln in Gütersloh auf für sie ungewohntem Terrain, im Hindukusch und Himalaya begrünen sie Lagen auf bis zu 4.000 Metern Höhe.

Wo finde ich Kugelprimeln im Botanischen Garten Gütersloh?

Im Staudenparterre zwischen Steingarten und Mediterranem Garten.

Wie pflanze ich Kugelprimeln im eigenen Garten?

In ihrer Heimat wachsen Kugelprimeln zum Teil unter widrigen Bedingungen, entsprechend robust und anspruchslos sind sie. Allein pralle Sonne vertragen sie nicht, ein halbschattiger Standort ist ideal.

Wer hätt’s gedacht?

„Die neue Postwertzeichen-Serie will die Menschen auf die Schönheit und Vielfalt der Blumen in Gärten und freier Natur in Deutschland aufmerksam machen. Die farbenfrohen und stimmungsvollen Darstellungen sollen dazu beitragen, die in unserer hektischen Zeit oft kaum mehr wahrgenommenen kleinen Freuden des Alltags wieder neu zu entdecken.“

Dies ist ein Zitat aus dem Jahrbuch 2005 der Deutschen Post AG – damals erschien die erste von mittlerweile 64 Briefmarken mit Blumen-Motiven. Was nicht jeder weiß: Die Deutsche Post vertreibt die Marken zwar exklusiv, doch Herausgeber aller Briefmarken mit dem Aufdruck „Deutschland“ ist das ›Bundesministerium der Finanzen

Was auf den Briefmarken zu sehen ist, entscheidet der Bundesfinanzminister, der bei der Auswahl der Themen und Entwürfe von zwei Gremien mit Fachleuten aus Politik, Verwaltung, Postwesen und Grafikdesign beraten wird. 2014 dachte sich Finanminister Schäuble offenbar „Das Runde muss ins Eckige“ und entschied sich für die Kugelprimel als Briefmarken-Motiv.

Optimal beraten war er bei der Ausführung aber nicht, trug die Marke doch den Portowert „80 Cent“. Damals entzog sich dieser Wert etwas der Nutzbarkeit: Das Porto für einen Brief war seinerzeit (die Älteren innerhalb der Leserschaft werden sich erinnern) gerade von 58 auf 60 Cent erhöht worden. Immerhin wurde ein Jahr später das Porto für international versendete Postkarten auf 80 Cent festgelegt – es blieb dennoch ein eher selten nachgefragter Wert. So ging die hübsche Kugelprimel im breiten Briefmarkenbeet leider etwas unter. 

Seit der letzten Portoerhöhung wären die Primelmarken für den Briefversand zwar wieder praktisch, doch wer heute eine 80-Cent-Blumenmarke kauft, erhält das 2019 herausgegebe Motiv „Kapuzinerkresse“. Wer also Kugelprimeln bewundern möchte, sollte nicht auf Post warten, sondern direkt in den Botanischen Garten Gütersloh gehen.



Mehr Stauden und Bäume im Stadtpark und Botanischen Garten Gütersloh:


Mehr Pflanzenporträts …

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