Japanisches Geißblatt

Japanisches Geißblatt

Die Geißel Geißblatt

Wie das duftet! Probieren Sies aus: Im Botanischen Garten Gütersloh finden sie gleich drei Geißblatt-Gewächse. Das Japanische Geißblatt kann aber auch zur Plage werden.

Woher stammt der Name „Geißblatt“?

Eine beliebte, wenngleich wissenschaftlich nicht belegte Erklärung des Gattungsnamen „Geißblatt“ ist, dass die Liane so gut und flink klettern könne wie eine Geiß. Im Volksmund ist auch der Name „Jelängerjelieber“ verbreitet.

Der botanische Name der Geißblattgewächse lautet „Lonicera“ und ehrt den Marburger Naturforscher Adam Lonitzer, dem im 16. Jahrhundert mit seinem „Kreuterbuch“ ein botanischen Bestseller gelungen war. Der Autor war nicht unumstritten: In Ermangelung eines Urheberrechts hatte er die Texte und Bilder für seine Bücher größtenteils aus Werken anderer Autoren zusammengestellt und nur leicht verändert – manchmal nicht einmal das. Doch seine Bücher waren einfach interessanter „aufgemacht” als die wissenschaften Studien, aus denen er klaute von denen er sich inspirieren ließ.

Bisweilen ist in seinen Büchern eine Pflanze zweimal, und zwar ganz verschieden abgebildet – weil er die Zeichnungen aus zwei unterschiedlichen Vorlagen entnommen hatte, frei nach dem Motto „eine davon wird schon stimmen“. Der Erfolg gab ihm Recht: Das „Kreuterbuch“ erlebte 27 Auflagen. Zweifellos erwarb sich Lonitzer große Verdienste um die Verbreitung botanischen Wissens – auch wenn es nicht immer sein eigenes war.

Woher stammt das Japanische Geißblatt?

Wir haben bewusst den Namen der Art noch nicht beleuchtet, damit wir zur Herkunft der Pflanze überhaupt noch etwas schreiben können. Der Pflanzenname in voller Länge lautet nämlich „Japanisches Geißblatt“, botanisch „Lonicera japonica“, und zwar zurecht: Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet liegt in Japan, zudem in Korea und China.

Wo finde ich Japanisches Geißblatt im Botanischen Garten Gütersloh?

Das Japanische Geißblatts blüht zwischen Juni und September. Dann duften die weißen bis blassgelben Blüten intensiv nach Jasmin. Die beiden anderen Geißblatt-Arten im Botanischen Garten Gütersloh – das Immergrüne Geißblatt (Lonicera henryi) und die hierzulande noch namenlose Hybride Lonicera × americana – stehen darin dem Japanischen Geißblatt  in nichts nach. Deshalb hat der isländische Künster Ólafur Elíasson diese drei Arten in sein Natur-Kunstobjekt, den Geruchstunnel, eingebunden, zu finden zwischen dem Apothekergarten und der Dalke.

Ein Immergrünes Geißblatt begrünt zudem den Infopavillon.

Wie pflanze ich Japanisches Geißblatt im eigenen Garten?

Natürlich so, dass jeder Besucher daran riechen kann. Die Pflanze ist pflegeleicht. Sie ist aber eben nicht nur eine Duft-, sondern auch eine Kletterpflanze. Die Liane klettert an Pergolen, Rosenbögen, Rankgittern und Zäunen, und wenn Sie sie lassen auch an Bäumen und Sträuchern. Als Besitzer eines Geißblatts sollten Sie eine Heckenschere besitzen und regelmäßig davon Gebrauch machen.

Wer hätt’s gedacht?

Oder vielleicht sollten Sie das Japanische Geißblatt besser doch nicht pflanzen? In Australien, Neuseeland, den USA, Mexiko, aber auch vielen europäischen Ländern gilt die Schlingpflanze als Plage und wird ebenso vehement wie erfolglos bekämpft. Über Tiere, die die Beeren fressen, aber auch durch nicht sachgerechte Entsorgung von Grünabfällen verwildern die Lianen schnell. Ohne gärtnerische Aufsicht bilden sie in bemerkenswert kurzer Zeit ein dichtes Geflecht.

Immergrünes Geißblatt

Bis zu zehn Meter hoch kletternd oder auf dem Boden kriechend, überwachsen sie einheimische Pflanzen und verdrängen diese letztendlich. Rupfen, schneiden, mähen und selbst verbrennen bringt gar nichts, weil der starke unterirdische Wurzelstock diese Prozeduren schadlos übersteht und sofort wieder austreibt. Die Verwendung von Herbiziden wie Glyphosat ist erfolgreich, aber eine Sünde.

Eine natürliche, etwas langwierige, aber letztlich erfolgreiche Methode zur Geißblatt-Eindämmung fand man in einem Gebiet in Ohio, wo eine größere Population von Weißwedelhirschen lebt. Man schnitt die Pflanzen nicht komplett ab (bringt gar nichts, weil … das wissen Sie ja nun schon), sondern kürzte sie auf etwa 50 bis 60 Zentimeter, auf Weidehöhe der Tiere.

Vor dieser Aktion war das Japanische Geißblatt kein Bestandteil des Hirsch-Speiseplans gewesen. Nach zehn Jahren hatte sich das vollständig geändert. Heute, so heißt es, fräßen die Hirsche die Pflanze „mit großem Enthusiasmus“ (so enthusiastisch wie es wohl nur amerikanische Hirsche können …) und halten die „Geißel Geißblatt“ klein.

Heißt für Sie: Entweder Japanisches Geißblatt pflanzen und konsequent beschneiden oder Geißblatt pflanzen und ein Rudel Weißwedelhirsche anschaffen oder – unsere Empfehlung – einfach den Botanischen Garten Gütersloh besuchen.



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