Japanischer Blauregen

Japanischer Blauregen

Der falsche Name ist richtig

Der botanische Name des Japanischen Blauregens wird falsch geschrieben – und das ist überraschenderweise völlig korrekt so.

Der Japanische Blauregen ist eine ebenso pracht- wie kraftvolle Kletterpflanze, die Parkbesucher ob ihrer Blütenpracht im Mai und Juni zum Staunen und Regenrinnenbesitzer ob ihrer Schlingkünste ganzjährig zur Verzweiflung bringt.

Woher stammt der Name „Blauregen“?

„Wisteria floribunda“ lautet der botanische Name des Japanischen Blauregens. Mit dem Gattungsnamen Wisteria ehrte der englische Botaniker ›Thomas Nuttall 1818 den amerikanischen Arzt ›Caspar Wistar (der hatte zwar nichts mit der Pflanze zu tun, war aber just gestorben, als Nuttall einen Namen suchte).

Die Ehrung war gut gemeint, aber häufig ist „gut gemeint“ das Gegenteil von „gut gemacht“: Die Gattung hätte korrekt eigentlich Wistaria lauten müssen. Einmal vom Internationalen Code der Botanischen Nomenklatur (ICBN) erfasst, ist dieser Fehler aber wie in Stein gemeißelt. Jeder weiß, dass die Schreibweise falsch ist, aber weil sie falsch in dem Code steht, ist sie offiziell richtig – unglaublich, aber wahr. „Floribunda“ heißt übrigens „vielblütig“. Wenigstens das passt.

Auf den deutschen Trivialnamen „Blauregen“ kann man sich dagegen nur zur Hälfte verlassen: Zwar hängen die Blüten in imposanten, bis zu einem halben Meter großen Trauben wie fallende Regentropfen von den Rankgerüsten. Aber die wenigsten Sorten von Japanischem Blauregen blühen blau, die meisten bringen violette, einige weiße und pinkfarbene Blüten hervor. Nicht nur der ICBN, auch der Volksmund schert sich nicht um Fakten…

Auf den Bänken im Lavendelgarten sitzt man im Mai/Juni unter einem Blauregen-„Wasserfall“.

Woher stammt der Japanische Blauregen?

Der Japanische Blauregen kommt ursprünglich aus Japan – das klingt naheliegend, doch wer schon mehrere Beiträge unserer Pflanzen-im-Park-Rubrik gelesen hat weiß, dass eine geografische Bezeichnung im Pflanzennamen keineswegs immer die Herkunftsregion angibt (Stichwort „Sibirischer Blaustern“). Seit dem 19. Jahrhundert ist die Art auch in Nordamerika und Europa eine beliebte Park- und Zierpflanze.

Wo finde ich Blauregen im Botanischen Garten Gütersloh?

2011 ließ die Bertelsmann Stiftung zu Ehren von ›Liz Mohn und aus Anlass ihres 70. Geburtstages den Lavendelgarten im Botanischen Garten anlegen. Die Bänke vor den Lavendelbeeten stehen unter einem Rankgerüst, an dem 16 Blauregen gepflanzt wurden. Eigentlich blüht Japanischer Blauregen erst nach zehn Jahren, durch starken Rückschnitt haben es die Stadtgärtner aber geschafft, dass sich die Parkbesucher schon seit 2016 an einem Blütenschauer erfrischen dürfen.

Die Sorte, die dort wächst, heißt ‚Macrobotrys‘ und wird auch als Großer Edelblauregen oder auch Prachtblauregen vermarktet.

Wie pflanze ich Blauregen im eigenen Garten?

Mit Bedacht. Die Wuchskraft von Blauregen ist enorm. Er ist ein „Schlinger“, d. h. er hat keine eigenen Haftwurzeln wie Efeu, mit denen er sich an Mauern festhalten kann, sondern windet sich wie eine Riesenwürgeschlange spiralförmig um jegliches Material. Dabei kann er Dachziegel anheben, Regenrinnen einschnüren, Geländer verbiegen oder Rankseile aus der Verankerung lösen. Benötigt wird also ein solide verankertes Rankgerüst, das das Gewicht der Pflanze auch später noch hält. Und „später“ heißt in diesem Fall „bis zu 100 Jahre lang“, denn so alt kann Blauregen werden.

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Wisteria floribunda ‚Macrobotrys‘

Wer hätt´s gedacht?

„Schneidet man sie nicht immer wieder zurück, bringt sie ihre ganze Umgebung um Licht und Nahrung. Es gibt solche Pflanzen und es gibt solche Menschen…“, schrieb der Reiseschriftsteller ›Richard Katz über den Blauregen.

In der Tat kann diese so wunderschön blühende Pflanze zu einem großen Problem werden, nicht nur für Regenrinnenbesitzer: In den USA steht der Japanische Blauregen auf der Schwarzen Liste der invasiven Exoten. In einigen Wäldern dort bringen sie Bäume zum Absterben, verschlechtern die Lichtverhältnisse im Wald und sind damit eine Gefahr für die einheimische Flora und Fauna.

Aber keine Sorge, die Exemplare im Lavendelgarten hat der Fachbereich Grünflächen im Griff – noch jedenfalls…

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