Hoher Federbuschstrauch

Wenn Busch und Blagen um die Wette wachsen

Anmutig ist er anzuschauen, seine Blüten duften dezent nach Honig, er ist im Sommer eine wahre Freude für Bienen, Vögel und Betrachter und gilt zudem als einer der schönsten Herbstfärber überhaupt. Da fragt man sich, warum nicht in jedem Garten ein Hoher Federbuschstrauch wächst? Vielleicht, weil man etwas Geduld benötigt. So um die 20 Jahre.

Woher stammt der Name „Hoher Federbuschstrauch“?

Doppeltgemoppelt nennt man umgangssprachlich das, was der Sprachforscher als „Pleonasmus“ bezeichnet. Eine La-Ola-Welle, ein Koi-Karpfen, eine Windbö sind bekannte Beispiele – und jetzt auch noch ein Buschstrauch? Das klingt ja fast so unsinnig wie der „Filmfilm“ auf Sat.1. Würde man den „Strauch“ aber weglassen, bliebe nur der „Federbusch“ – und den gibt es schon, am Kap (und im ›Wappen) von Südafrika. Hier ist aber der Federbuschstrauch aus Nordamerika gemeint, der durch den Strauch am Wortende eindeutig zu identifizieren ist. Seine zahlreichen weißen Blütenähren sehen aus einigen Metern Entfernung wie Flaschenbürsten Daunen oder Federn aus.

Der Hohe Federbuschstrauch heißt botanisch „Fothergilla major“. „major“ ist lateinisch für „groß“. Dieses Attribut trägt der Strauch, der kaum 2 Meter hoch wird, weil die einzige andere bekannte Art der Federbuschsträucher nur halb so groß wird.

Der Gattungsname ehrt den englischen Arzt John Fothergill. Als der 1762 mit 55 Jahren finanziell seine Schäfchen im Trockenen hatte, widmete er sich seinem Hobby, dem Pflanzensammeln. Und zwar nicht in dem Sinne, dass er sich fünf bis zwölf Blumentöpfe auf die Fensterbank stellte, sondern im großen Stil: Er legte einen Botanischen Garten mit Gewächshäusern an und bemühte sich, möglichst viele (damals) seltene Pflanzen auf sein Anwesen zu holen – auch und insbesondere aus den Kolonien in Nordamerika, der Heimat des Federbuschstrauchs.

Dass ihm das gelang bezeugen zwei Quellen. Zum einen die Aussage eines Freundes, er habe sich beim Besuch des Gartens in eine andere Welt versetzt gefühlt, so ungewöhnlich seien ihm die Pflanzen dort vorgekommen. Zum anderen war dieser Freund auch noch Jahre später so beeindruckt, dass er einen „Katalog der Pflanzen in Dr. Fothergills Garten zum Zeitpunkt seines Dahinscheidens anno 1780“ zusammenstellte, um den botanischen Schatz für die Nachwelt festzuhalten.

Als Autoren einer Pflanzenporträtreihe zum vergleichsweise überschaubaren Stadtpark Gütersloh wissen wir die Arbeit, die ein solches Werk macht, einzuschätzen und zu würdigen – was hiermit geschehen ist. Fothergills Botanischer Garten besteht übrigens bis heute, er ist Bestandteil des ›West Ham Parks bei London.

Woher stammt der Hohe Federbuschstrauch?

Aus den südlichen Appalachen im Osten der USA, zum Beispiel in den Blue Rich Mountains, die jeder, der schon einmal an einem Lagerfeuer saß, aus John Denvers Folk-Klassiker ›„Take Me Home, Country Roads“ kennt . Die Wildvorkommen sind heute allerdings recht übersichtlich, am ehesten wird man in Georgia fündig.

Wo finde ich einen Hohen Federbuschstrauch im Botanischen Garten Gütersloh?

Gleich zwei Exemplare stehen direkt gegenüber dem Geruchstunnel am Ausgang zur Dalke.

Wie pflanze ich einen Hohen Federbuschstrauch im eigenen Garten?

Mit Vorfreude auf den Herbst. Der Federbuschstrauch ist das ganze Jahr über schön anzusehen, besonders während der Blüte im Mai/Juni. Der eigentliche Höhepunkt aber folgt im Oktober, wenn sein Laub eine von goldgelb über leuchtend-orange bis scharlachrot reichende Färbung annimmt. Je sonniger er den Sommer über gestanden hat, desto intensiver sind die Farben. Im Sommer ist das regelmäßige Gießen Pflicht. Auch etwas Rhododendron-Dünger schadet nicht.

Wer hätt’s gedacht?

Gießen müssen sie Ihren Federbuschstrauch häufig, düngen selten – schneiden eigentlich nie. Der Strauch wächst nur langsam. Als Faustformel gilt: ungefähr wie ein Mensch. Frischgebackene Eltern können sich einen 50 cm großen Federbuschstrauch vom Gärtner holen und dabei zusehen, wie Blag und Busch um die Wette wachsen. Wer einen 2 Meter großen Federbuschstrauch sein Eigen nennen möchte, braucht also etwas Geduld. Aber die braucht man bei den Kindern umso mehr. Vorteil beim Strauch: Sie haben wenigstens keinen Brast mit der Pubertät …



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