Himalaya-Birke

Himalaya-Birke

Bibliothek aus Birken-Büchern

Die Himalaya-Birke zählt wegen ihrer gleichmäßig weißen, seidig-zarten Rinde zu den schönsten Birkenarten. Trotz ihrer ästhetischen Vollkommenheit ist sie derart anspruchslos, dass sie nicht nur im asiatischen Hochgebirge, sondern sogar auf den kargen Böden Ostwestfalens gedeiht.

Woher stammt der Name?

Unter Botanikern heißt die Birkenart „Betula utilis“. Betula ist einfach der lateinische Name für Birke. Die ursprüngliche Bedeutung liegt im Dunkeln. Jedoch vermuten Sprachforscher eine uralte indogermanische Wortwurzel, die „glänzen“ ausdrückt – ein Hinweis auf die helle Rinde der Birke? Eine Wortverwandtschaft könnte mit „Bitumen“ bestehen – Birkenpech war vor rund 50.000 Jahren der erste systematisch hergestellte Kunst- und Klebstoff der Menschheitsgeschichte; Neandertaler und Homo sapiens verbanden damit z.B. ihre Steinkeile mit Holzgriffen.

Dazu passt die botanische Bezeichnung der Art „utilis“, lateinisch für „nützlich, brauchbar“. Diesen Beinamen trägt die Himalaya-Birke in besonderem Maße zurecht – dazu unten mehr.

Woher stammt die Himalaya-Birke?

Der deutsche Name lügt nicht: Die Himalaya-Birke stammt tatsächlich vom „Dach der Welt“. Ihre Heimat sind die Hochlagen von Nepal, Buthan, Pakistan, Indien, Afghanistan und China. Sie wächst dort bis zur Baumgrenze in 4.400 Metern Höhe. Erstbeschreiber des Baumes war 1825 der schottische Botaniker David Don, der in Nepal auch die Raue Hortensie erforschte.

Wo finde ich Himalaya-Birken im Stadtpark?

Gemessen an ihrer Heimat ist sie im ostmünsterländischen Flachland mit ca. 75 Meter ü. NHN an der Dalke definitiv unterfordert. Man hätte 100 Mal das Gütersloher Rathaus aufeinanderstapeln und auf der Dachterrasse Himalaya-Birken pflanzen müssen, um es ihnen etwas heimelig zu machen.

Aus praktischen Gründen haben die Stadtgärtner jedoch einen alternativen Standort gewählt: Im nördlichen Teil des Botanischen Gartens, am Ausgang zur Dalke, pflanzten sie 1950 einen kleinen Birkenhain. Um die Himalaya-Birken herum wachsen Alpenveilchen-Narzissen, Gefingerter Lerchensporn und Sibirischer Blaustern – die Sie als regelmäßige Leser dieser Kolumne ja schon kennen …

Birkenhain im Januar

Wie pflanze ich Himalaya-Birken im eigenen Garten?

Birken sind bei Privatgärtnern wenig beliebt und werden eher gefällt als gepflanzt. Die Flachwurzler saugen Wasser aus dem Boden und machen es den Nachbarpflanzen schwer. Derweil ärgert sich der Birkenbesitzer über das feine Laub auf Wegen und Rasen sowie über klebrigen Blütenstaub in Dachrinnen und (das besiegelt meist das Aus des Baumes) auf der Windschutzscheibe seines Autos.

Wer auf die Ästhetik einer Birke nicht verzichten, sich aber weniger ärgern möchte, dem sei neben einem Selbstbeherrschungs-Kurs die Himalaya-Birke empfohlen. Als filigraner, schwachwüchsiger Zierbaum ist sie auch für kleinere Gärten geeignet, wird sie doch, bei passendem Rückschnitt, nicht höher als ein mittlerer Apfelbaum.

Zudem ist die Himalaya-Birke so anspruchslos, wie es eine Pflanze eben ist, die noch auf über 4.000 Meter Höhe gedeiht, dort oben kommt schließlich auch niemand, der sie düngt. Mit nährstoffarmen Böden kommt sie bestens zurecht und frosthart ist sie allemal.

Wer hätt´s gedacht?

Wir bewundern die Himalaya-Birke für ihre Schönheit – in ihrer Heimat hatte und hat sie dagegen ganz praktischen Wert. Ihre Rinde wurde in ›Kaschmir mindestens 1000 Jahre lang dafür genutzt, Texte aufzuschreiben. Einige Pandits, religiöse Gelehrte, besaßen ganze Bibliotheken, die aus Himalaya-Birke gefertigt waren – wohlgemerkt nicht die Regale, sondern die Bücher. Erst im 16. Jahrhundert löste Papier langsam die Rinde als Trägermaterial ab.

Bis heute werden in Kaschmir Mantras auf Birkenrinde geschrieben und als Schutz- oder Segens-Amulett um den Hals getragen. Bergvölker nutzen die Rinde der Himalaya-Birke außerdem für Dachabdichtungen, als Verbands- und als Verpackungsmaterial, z. B. für Yak-Butter. Ein Aufguss aus der Rinde wirkt antiseptisch, die Birke wär also auch im Apothekergarten gut aufgehoben.Ihr Laub dient als Viehfutter.

Sibirischer Blaustern am Birkenhain

Ihr Holz verwendet man in kleinem Umfang als Bau- und – leider – in größerem als Brennmaterial. Das ist einerseits verständlich, da es nicht allzu viele Bäume gibt, die in den oberen Höhenlagen wachsen, führte aber andererseits mancherorts zu einer bestandsgefährdenden Abholzung. In manchen Regionen, wie im indischen Gangotri-Nationalpark, wurden umfangreiche Aufforstungsprogramme gestartet und das Fällen von Himalaya-Birken unter Strafe gestellt.

Im Botanischen Garten zu Gütersloh dürfen die Birken einfach nur schön sein – und diesen Zweck erfüllen sie selbst im Winter vorbildlich.



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