Handlappiger Rhabarber

Handlappiger Rhabarber

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Für den Handlappigen Rhabarber, der im Botanischen Garten Gütersloh wächst, hätte der russische Zar vor 200 Jahren mehrere Tausend Rubel bezahlt. Heute ist die Pflanze weit weniger begehrt – völlig zu Unrecht, ist sie doch ebenso schön anzusehen wie praktisch nutzbar.

Woher stammt der Name „Handlappiger Rhabarber“?

Das „Rha-“ im Rhabarber geht wahrscheinlich auf ein persisches Wort für die Pflanze zurück, das wohl denselben Ursprung wie das lateinische „radix“ = Wurzel hat. Das „-barber“ kommt von „barbaros“ = ausländisch, fremd, nach der exotischen Herkunft der Pflanze aus Ostasien. Frei übersetzt haben wir es also beim Rhabarber mit einer „fremdländischen Wurzel“ zu tun.

„Rheum palmatum“ nennen Botaniker die Pflanze. Der Gattungsname geht erneut auf die persische Vokabel für das Gewächs zurück, „palmatus“ heißt „handförmig“ und bezieht sich auf die auffällige Form der Blätter.

Woher stammt der Handlappige Rhabarber?

Aus den Hochebenen der Mongolei, Zentralchinas und Tibets. Altchinesische Schriften, mehr als 4.000 Jahre alt, beschreiben die Anwendung von Rhabarberwurzeln zur „Entgiftung des Körpers“, sprich als Abführmittel. Im 11. Jahrhundert entstand ein interkontinentaler Handel mit der Pflanze über die Seidenstraße. In Europa blieben die Stängel als Lebensmittel weitgehend unbekannt; begehrt – und teuer – waren die Wurzeln als Medikament gegen Verstopfung. Der Gemüse-Rhabarber, der heutzutage auch bei uns angebaut wird, ist eine recht junge Züchtung aus dem 18. Jahrhundert. Er wurde erst populär, als Zucker, in den man die sauren Stiele taucht, durch die industrielle Herstellung erschwinglich wurde. Im Mittelalter war der Handlappige Rhabarber gefragt. Dieser wird wegen seiner Wurzeln auch Medizinal-Rhabarber genannt.

Als sich China Mitte des 16. Jahrhunderts für den Handel mit Russland geöffnet hatte, beanspruchte das Zarenreich ein Handelsmonopol für Handlappigen Rhabarber und richtete eine amtliche Kontrollstation für den Rhabarberhandel ein. Noch lieber hätten die Russen diese Rhabarberart allerdings selbst angebaut. Deshalb stellten sie 1789 eine Expedition unter Vorsitz des aus Peine stammenden Apothekers Johann August Carl Sievers zusammen. Er sollte Original-Saatgut in seinen Besitz bringen und Wissen über die Anbaumethoden erkunden. Aus gutem Grund verweigerte ihm aber China die Einreise, und auf russischem Gebiet wurde er nicht fündig. Erst 80 Jahre später konnte der Forschungsreisende Nikolai Prschewalski mehrere Exemplare des Handlappigen Rhabarbers und damit die Unabhängigkeit von Importen für das Zarenreich sichern.

Handlappiger Rhabarber

Wo finde ich Handlappigen Rhabarber im Botanischen Garten Gütersloh?

Angesichts dieser Geschichte wenig überraschend im Apothekergarten. Außerdem in der Nähe des historischen Eingangs an der Badstraße und dem Asterngarten bei den großen Rhododendren.

Wie pflanze ich Handlappigen Rhabarber im eigenen Garten?

Nicht ohne ihn regelmäßig zu gießen. Fast alle Rhabarberarten haben einen hohen Wasserbedarf, ein Austrocknen des Bodens sollten Sie unbedingt vermeiden. Zum Lohn erhalten Sie eine imposante und sehr dekorative, breit ausladende Staude. Was auch bedeutet, dass Sie diese als Solitär pflanzen – Ihr Zierrhabarber wird bis zu zwei Meter hoch und breit, mehrere Exemplare nebeneinander braucht es da gar nicht.

Wer hätt´s gedacht?

Fünf überraschende Fakten zum Rhabarber:

  1. Rhabarber ist botanisch gesehen ein Gemüse, auch wenn es kulinarisch eher wie Obst behandelt wird. In den USA dagegen gilt dieses Gemüse seit 1947 als Obst – damals gabe es hohen Zölle auf importiertes Gemüse, die so umgangen wurden …
  2. (Gemüse-)Rhabarber war mal beliebter: Vor dem Zweiten Weltkrieg war die Anbaufläche in Deutschland fünfmal so hoch wie heute.
  3. Rhabarberwurzeln werden auch heute noch zu Abführmittel verarbeitet, eine modernere Nutzung sieht vor, sich mit einem Wurzelbrei die Haare hennaartig rotbraun zu färben.
  4. Der Riesenrhabarber im Botanischen Garten Gütersloh heißt nur so und ist zwar riesig, aber botanisch gesehen kein Rhabarber.
  5. Bei Theaterschauspielern ist „Rhabarber“ bzw. „Rharbarberrhabarberrhabarber“ ein beliebtes Wort, um Hintergrundgespräche zu simulieren.

Handlappiger Rhabarber



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