Glocken-Funkie

Glocken-Funkie Hosta

Sammler suchen Silbermond

Im Botanischen Garten Gütersloh erfreuen sich Besucher an der Glocken-Funkie. Wächst auch in Ihrem Garten eine Funkie? Vielleicht brächte Ihnen die Pflanze in den USA mehrere Hundert Dollar ein …

Woher stammt der Name „Glocken-Funkie“?

Bezeichnen Sie die Pflanze als „Funkie“ oder „Hosta“? Beide Namen sind üblich, und beide gehen auf Botaniker zurück, die Anfang des 19. Jahrhunderts wirkten, deren Lebensläufe aber unterschiedlicher kaum sein könnten.

Heinrich Christian Funck führte die örtliche Apotheker von Gefrees im Fichtelgebirge und war zudem Bürgermeister des Ortes. Seine Leidenschaft aber war die Botanik, die er nebenher betrieb. Anders als Funk gelangten seine Aufsätze über Moose bis nach Berlin. Die Universität bot ihm eine Professur an. Der bodenständige Funck konnte sich nicht vorstellen, aus dem Fichtelgebirge fortzuziehen, und lehnte ab. Endlich, mit fast 60 Jahren, beschloss er, sich nur noch der Botanik zu widmen. Er verkaufte die Apotheke, baute ein Haus mit Garten – und verstarb ein Jahr nach der Fertigstellung. Sein Leben hatte sich in einem Radius von wenigen Kilometern abgespielt.

Ganz anders dagegen der Österreicher Nicolaus Thomas Host: Als Leibarzt von Franz II. überzeugte er den Kaiser davon, im Wiener Schloss Belvedere einen k.k. Botanischen Garten anzulegen. Zum Direktor der Anlage ernannte der Kaiser – wohl auch das auf Empfehlung von Host – Host. Auf der Suche nach neuen Pflanzen für den Garten bereiste Host pausenlos die k.u.k.-Monarchie und erforschte die bis dahin botanisch wenig bekannten Regionen Istrien und Dalmatien. Zwischendurch reiste er immer wieder an den Wiener Hof und berichtete seine Forschungsergebnisse dem Kaiser, der sich sehr für die Botanik interessierte, und den Erzherzögen, die gezwungenermaßen zuhören mussten.

Funck und Host: zwei unterschiedliche Zeitgenossen – der eine heimatverbunden, der andere weltgewandt –, die über die Funkie/Hosta verbunden sind. Sowohl der deutsche Artname „Glocken-Funkie“ als auch der botanische „Hosta ventricosa“ (lateinisch für „dickbäuchig”) beziehen sich auf die Blütenform.

Woher stammt die Glocken-Funkie?

Ursprünglich heimisch ist die Glocken-Funkie im mittleren und südlichen China. Als eingebürgert gilt sie in Nordamerika, als Zierpflanze ist sie weltweit verbreitet. Ohne Übertreibung kann man von einem Triumphzug der Gattung „Funkie“ durch die Gärten der Welt sprechen: In den Gartencentern der USA ist sie die am häufigsten verkaufte Staude, und in mehr als 100 Ländern der Welt haben sich Funkien-Freunde in eigenen Hosta-Gesellschaften organisiert.

Wo finde ich Glocken-Funkien im Botanischen Garten Gütersloh?

An vielen Stellen, z. B. am Asterngarten.

Glocken-Funkien

Wie pflanze ich Glocken-Funkien im eigenen Garten?

Im Schatten. Die Glocken-Funkie braucht wenig Licht, etwas Dünger und viel Wasser. Dann wird die Blattschmuckstaude bis zu 80 cm hoch, bis zu 60 cm breit (Platzbedarf beim Pflanzen berücksichtigen!) und ziert das Schattenbeet im Juli und August mit violettfarbenen Blütenglocken.

Wer hätt’s gedacht?

Was sammeln Sie? Euroscheine? Modellautos? Pokémon? Wie gewöhnlich … Der wahre Kenner sammelt Funkien! Bzw. ganz spezielle Funkiensorten – das Sammelgebiet „alle Funkiensorten“ ist selten, weil es mehr als 4.000 davon gibt. Da braucht es schon einen entsprechend großen Garten.

Die Sammlerszene hat sich daher spezialisiert. „Hosta-Maniacs“ sammeln nur Funkien einer bestimmten Blüten- oder Laubfarbe, Blattmusterung oder Größe (die Miniaturausgaben sind besonders beliebt); einige suchen ausschließlich Pflanzen mit „moon“ im Namen.

Wo etwas gesammelt wird, steigen die Preise: Besonders in den USA werden horrende Beträge für (vermeintlich) neue oder seltene Sorten verlangt und gezahlt. Das ruft Geschäftemacher auf den Plan: Mittlerweile entstehen die meisten Hosta-Neuheiten nicht mehr als traditionelle Züchtung seriöser Gärtnereien, sondern man „designed” sie in Laboren, wo sie über Zellkulturen massenhaft reproduziert werden. Dann beantragt man einen Patentschutz, um die neue Sorte mit Lizenzgebühren belegen zu können, und vermarktet sie an die Sammler.

Auf gärtnerische Werte wie Wiedererkennbarkeit, Stabilität der Sorteneigenschaften und Langlebigkeit wird bei diesen Fließband-Pflanzen gepfiffen, aber was will der Sammler machen? Wenn die zwergenwüchsige, graublättrige, weißblühende Sorte „Silvermoon“ auf den Markt kommt – die braucht er im Beet, koste es, was es wolle. Die Glocken-Funkien im Botanischen Garten Gütersloh gibt es dagegen weiterhin für alle Gartenfreunde kostenfrei zu bewundern.



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