Gemeiner Buchsbaum

Buchsbaum am Senkgarten

Kahlfraß im Buchsbaumbeet

Dem Buchsbaum droht Gefahr: Ein neuer Fressfeind hat sich auf den Weg gemacht – und ist längst in Gütersloh angekommen.

Buchsbäume können bis zu acht Meter hoch werden – wenn man sie lässt. Seit mehr als 2.000 Jahren jedoch stutzt und nutzt man sie als Beeteinfassung. Im Barock erhielt die Schnitttoleranz der Pflanze gar eine gesellschaftspolitische Symbolik.

Woher stammt der Name „Buchsbaum“?

Nebulös ist die Namensherkunft. Der griechische Naturforscher ›Theophrast beschrieb um 300 v. Chr. eine Pflanze, die er „pyxos“ nannte. Bei den Römern wurde dieser Name zu „buxus“, aber ob der gelehrte Grieche seinerzeit überhaupt einen Buchsbaum vor Augen hatte? Man weiß es nicht. Seine Aufzeichnungen sind irgendwann in den letzten 2300 Jahren im Großraum Griechenland verloren gegangen. Weiß man nicht, woher der Name kommt, so vermutet man doch immerhin, was daraus geworden ist: Da aus Buchsbaumholz schon in der Antike Dosen und Kästchen gefertigt wurden, mag buxus das Ausgangswort für die deutsche „Büchse“, die englische „box“ und die französische „boîte“ sein.

Der Gewöhnliche Buchsbaum heißt unter Botanikern viel schöner, nämlich „Buxus sempervirens“, d.h. „Immerlebender Buchs“. Die Pflanze gehört zu den wenigen Gewächsen in Mitteleuropa, die auch im Winter grünes Laub tragen. Das beeindruckte schon die Kelten, und auch allen nachfolgenden Völkern galt der Buchsbaum als Zeichen ewigen Lebens. Christen diente der Buchs als Palmenwedel-Ersatz an Ostern. Dann wurden für die Palmsonntagsprozession frische Palmzweige benötigt, die aber vor der Erfindung des 7-Tage-die-Woche geöffneten Gartencenters nicht zu bekommen waren. So griff man zu wintergrünen Palm-Doubles: Stechpalme oder eben Buchsbaum.

Woher stammt der Buchsbaum?

Buchsbäume waren ursprünglich in ganz Europa und Kleinasien beheimatet. Heute findet man größere Wildbestände nur noch in den Pyrenäen und auf dem Balkan. Dafür schmückt Buchs weltweit Parks und Privatgärten. Seit den Römern wird er als Element der Gartengestaltung gepflanzt.

Seine große Stunde schlug im Barock. In den streng geometrischen Gärten selbstherrlicher Sonnenkönige symbolisierte er das absolutistische System: Formbar wie er sollten die Untertanen sein, in Reih und Glied stehen, gestutzt ihre Funktion erfüllen. Staat wie Natur beugten sich dem Willen des Königs, und dessen Gnade allein entschied, welcher Zweig sich wie entwickeln durfte.

Eher praktische Gründe sorgten dafür, dass auch der Bauerngarten nicht ohne Buchsbaumhecke auskam: Buchs hält die Erde im Beet und schützt es vor kalten Bodenwinden, sein giftiges Wurzelgeflecht erschwert Wühlmäusen das Durchkommen, er ist leicht zu vermehren, eignet sich zum Binden von Kränzen und an Palmsonntag hatte man was vorzuweisen. So war der Buchsbaum, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen, bei allen Ständen gleichermaßen beliebt und verbreitet.

Wo finde ich Buchsbaum im Botanischen Garten?

Große Buchsbaumquader flankieren den Brunnen im Senkgarten. Einige freistehende Buchsbäume wachsen am Weg zwischen Palmenhaus-Café und Senkgarten, drei am Weg neben der Schutzhütte zwischen Hyazinthenwiese und Lavendelgarten. Bis 2020 durchzogen kleine Buchsbaumhecken den Sonnengarten. Diese mussten leider nach vermehrtem Auftreten des Buchsbaumzünslers beseitigt werden.

Senkgarten

Wie pflanze ich Buchsbaum im eigenen Garten?

Mit Geduld. Buchsbaum wächst seeehr langsam. Es wurden schneller wachsende Sorten gezüchtet, die aber nicht so dicht werden. Wer sich ein paar Jahre in Geduld übt, kann

  1. besonders stolz auf sich sein, wenn eine dichte Buchs-Einfriedung seine Beete schmückt, und sich
  2. besonders ärgern, wenn die grüne Pracht urplötzlich abstirbt, was wir Ihnen nicht wünschen, aber nicht ganz unwahrscheinlich ist.

Schuld sind buchsbaumexklusive Pilzerkrankungen – und der ›Buchsbaumzünsler. Dieser ostasiatische Kleinschmetterling beschert Ihnen zwar bei Stadt-Land-Fluss unter „Tier mit B“ zehn sichere Punkte, seine Raupen fressen Ihnen aber Ihre in zehn Jahren gewachsene Buchsbaumhecke in zwei Wochen ratzekahl. Der Falter breitet sich seit 2006 in Deutschland aus und wurde 2015 zum ersten Mal im Kreis Gütersloh, genauer in Harsewinkel nachgewiesen – und wenn er es von China nach Harsewinkel geschafft hat, würde er es auch von Harsewinkel nach Gütersloh schaffen, zumal es eine halbstündliche ›Busverbindung gibt (Linie 71).

2018 war es dann so weit, der Zünsler wurde erstmals im Botanischen Garten Gütersloh gesichtet. Zwei Jahre lang versuchten die Stadtgärtnerinnen und Stadtgärtner, mit naturschonenden Methoden der Plage Herr zu werden, doch der Zünsler behielt die Oberhand. Die langen Hecken wurden aufgegeben, weil der Pflegeaufwand einfach zu hoch wurde. Nun konzentriert man sich darauf, die einzeln stehenden Buchsbäume regelmäßig zu untersuchen und buchsbaumzünslerfrei zu halten.

Wer die Kahlfraß-Schmach vermeiden möchte, pflanzt statt Buchs die Buchsblättrige Berberitze, Berg-Ilex oder Heckenkirsche. Wahrscheinlich erkennt Ihr Nachbar nicht einmal den Unterschied – im Gegensatz zum Buchsbaumzünsler, der diese Pflanzen verschmäht.

Wer hätt’s gedacht?

Buchsbaumholz gehört zu den härtesten und widerstandsfähigsten Hölzern überhaupt. Kugellager in den ersten sowjetischen ›Sojus-Raumschiffen, die ab 1966 ins All starteten, waren aus Buchsbaum gefertigt.



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