Gemeine Hainbuche

Heinbuche

Hanebüchen!

Was wäre der Botanische Garten ohne seine Hainbuchenhecken? Sie brauchen nicht zu antworten, das war eine rhetorische Frage. Deren Antwort lautet: Um eines seiner ältesten und bis heute wichtigsten Gestaltungselemente beraubt. Und außerdem um eine Pflanze ärmer, die aus ganz besonderem Holz ist.

Woher stammt der Name „Hainbuche“?

Der Name „Hainbuche“ leitet sich vom althochdeutschen „haganbuoche“ ab. „Hag“ steht für „Einfriedung“ oder „Hecke“ und ist ein Bestandteil vieler heimischer Straßennamen (Ellern-, Wie-, Putzhagen), Ortsbezeichnungen (Blanken-, Brock-, Steinhagen) und Familiennamen (Hagemann, Hagedorn, Hagenlüke, Dreckshage und drei Dutzend weitere). Diesen Namensteil trägt die Pflanze zurecht, gilt sie doch wegen ihrer Schnitttoleranz als die Heckenpflanze schlechthin. Der zweite Namensteil „Buche“ führt dagegen in die Irre: Die Hainbuche ist keine Buche, sondern sieht nur aus wie eine. Genauer: Größe, Form, Blätter und Rinde erinnern an die Rotbuche, zumindest diejenigen, der eine Rotbuche vor Augen haben.

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Botaniker nennen die Hainbuche „Carpinus betulus“. Beim Gattungsnamen waren sie nicht allzu kreativ, sie schlugen einfach im Latein-Lexikon nach: Bei den Römern hieß die Pflanze „Carpinus“ (von „carpere“ = „pflücken, rupfen“). Während der Volksmund den Vergleich mit der Rotbuche zieht, erkennt der Botaniker in der Hainbuche eine Pflanze aus der Familie der Birkengewächse: „betula“ ist lateinisch für „Birke“ .

Woher stammt die Hainbuche?

Hainbuchen-Fossile belegen das hohe Alter der Gattung. Die letzte Eiszeit überlebte die Hainbuche in Südeuropa und im Kaukasus und verbreitete sich von dort aus in weite Teilen Europas und Vorderasiens. Heute findet man sie von Südschweden bis Nordanatolien, in Südengland wie im Nordiran.

Wo findet man Hainbuchen im Stadtpark?

Der Heckengarten gehört zu den ältesten Stationen im Botanischen Garten. Die Hainbuchenhecken dort bringen es auf eine Gesamtlänge von 350 Metern! Um die „grünen Wände“ in Form zu halten, benötigen die Gärtner 1. eine Hubarbeitsbühne und 2. eine ganze Woche. Dabei achten sie durch Herausschneiden von „Heckenfenstern“ genau darauf, dass die Sichtachsen durch den Park erhalten bleiben. Bei bis zu vier Meter Heckenhöhe und den unterschiedlichsten Raumkanten erfordert der Schnitt trotz aller modernen Hilfsmittel viel Kraft und präzises Arbeiten.

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Wie pflanze ich Hainbuchen im eigenen Garten?

Bevorzugt als Hecke. Im passenden Abstand gepflanzt, ersetzen sie jeden Zaun. Eine Hainbuchenhecke ist undurchdringlich und blickdicht. Selbst im Winter bleiben viele Blätter an den Ästen, so dass die Hecke nie richtig kahl wird. Die Pflanzen brauchen kaum Pflege, allein geschnitten werden sollten sie zweimal im Jahr. Als Termine empfehlen sich dafür: der Frühjahrsschnitt vor dem frischen Austrieb bis Ende März und der Sommerschnitt – auf keinen Fall vor Juli, besser noch erst Ende Juli, wer ganz sicher gehen will, erst Ende August. Denn viele heimische Singvögel brüten (gut versteckt) in den Hecken. Die meisten Arten sind bis Juli mit der Aufzucht der zweiten Brut fertig und ausgeflogen.

Wer hätt´s gedacht?

Das Holz der Hainbuche trägt den Beinamen „Eisenholz“. Es ist das schwerste Holz aller heimischen Nutzholzarten, besonders hart, dicht und zäh. Aber auch besonders schwer zu verarbeiten: Es schwindet beim Trocknen, splittert beim Sägen, reißt beim Hobeln. Damals wie heute wird es wegen dieser Eigenschaften für eher kleine, dafür aber von Stoß und Reibung stark beanspruchte Gegenstände genutzt. In früheren Jahrhunderten waren das Radachsen, Holzschlegel, Schusterleisten, Drucklettern oder die Zähne von Zahnrädern im Mühlenbau. Heute sind es Hackblöcke, Hobelsohlen, Kegel, Billardqueues, Schlagzeug-Sticks oder Module in der Klaviermechanik.

Von der Hainbuche kommt das schöne Adjektiv „hanebüchen“, das ursprünglich nichts anderes bedeutete als „aus dem Holz der Hainbuche gemacht“. In Redewendungen wie „was für ein hanebüchener Kerl“ bedeutete es „knorrig, grob, derb, ungehobelt“. Im 18. wandelte sich die Bedeutung hin zu „abwegig, absurd“. Wenn etwas so schwer zu fassen und zu verarbeiten ist wie das harte Hainbuchenholz, gilt es seitdem als „hanebüchen“.



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