Garten-Fuchsschwanz

Garten-Fuchsschwanz Amarant

Wunderkorn im Weltall

Der Fuchsschwanz ist vielen Gartenfreunden besser als „Amarant“ bekannt. Er ist eine der ältesten Nutzpflanzen der Menschheit und hat es im Lauf der Geschichte in prähistorische Gräber, auf die Altäre blutiger Opferrituale, in die Bioläden dieser Republik, auf die Internationale Raumstation ISS und nicht zuletzt in den Botanischen Garten von Gütersloh geschafft. Doch der Reihe nach:

Woher stammt der Name „Garten-Fuchsschwanz“?

Um zu beantworten, wie der Fuchsschwanz im Deutschen zu seinem Namen kam, reicht ein Blick auf seine dunkelroten, buschigen, langen Blütenrispen – so etwas hätte sich früher jeder Mantafahrer für seine Antenne gewünscht (als es noch Teleskopantennen gab – und Mantafahrer). Die Fuchsschwanz-Art, die im „Botanischen“ wächst, ist der Garten-Fuchsschwanz. Der heißt deshalb so, weil man ihn nur als Kulturpflanze aus Gärten und der Landwirtschaft kennt – eine Wildform ist unbekannt und seine Abstammung nicht restlos geklärt. Schön sind seine Namen im englischen Sprachraum: „Prince’s Feather“ (Prinzenfeder) wird er dort genannt, oder auch „Kiss-Me-Over-The-Garden-Gate“ (Küss mich über dem Gartentor).

Als „Amaranthus caudatus“ bezeichnen Botaniker die Pflanze. „Amaranthus“ heißt „die nicht Vergehende“, d.h. „die ewig Blühende“. Das ist zwar leicht übertrieben, wohl aber haben viele Pflanzen dieser Gattung Blüten, deren Farbe auch im vertrockneten Zustand erhalten bleibt. Entsprechend wurde Amarant früher als Symbol für immerwährende Schönheit, Vollkommenheit und sogar für die Jungfrau Maria gesehen. Wobei nicht jede Dame ein Kompliment wie „Sie haben auch im vertrockneten Zustand noch reichlich Farbe“ zu schätzen weiß. „caudatus“ heißt „geschwänzt“ – bezüglich der auffälligen Blüten waren sich Volksmund und Gelehrte einig.

Woher stammt der Fuchsschwanz?

Speziell im Andenraum, aber auch in Nord- und Mittelamerika wird der Fuchsschwanz traditionell als Nahrungsmittel, Heilpflanze und Färbemittel verwendet. „Traditionell“ heißt in diesem Fall: seit Jahrtausenden. Amarant-Körner, die Archäologen als Grabbeigaben in Mexiko fanden, wurden auf 5.000 v. Chr. datiert.

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Wo finde ich Fuchsschwanz im Botanischen Garten Gütersloh?

Die Pflanze wird häufig in den saisonal bepflanzten Beeten rund um den Kugelahorn gepflanzt, alternativ auch im Staudenparterre zwischen Stein- und Lavendelgarten.

Wie pflanze ich Fuchsschwanz im eigenen Garten?

Nicht vor den Eisheiligen, also Mitte Mai, denn die Pflanze verträgt keinen Frost. Der Standort sollte also sonnig sein – und windgeschützt: Die bis zu 1 Meter hohen Fuchsschwänze knicken bei Wind leicht ab. Unterschätzen sollte man nicht die Ausbreitungsfreude der Pflanze. Wer es versäumt, die Samenstände rechtzeitig zu entfernen, muss auf einen frostreichen Winter hoffen, sonst nennt er im nächsten Sommer eine Amarant-Plantage sein eigen.

Wer hätt’s gedacht?

Fuchsschwanz-Samen enthalten viele Nähr- und Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine – und galten als „Wunderkorn der Inka und Azteken”, das auch religiösen Zwecken diente. So kneteten Azteken-Priester aus gemahlenen Amarant-Samen, Maismehl, Blut und Honig eine Masse, aus der sie ein Bildnis des Sonnengottes ›Huitzilopochtli formten. Dieses wurde am Ende einer Prozession in Stücke gebrochen und von den Teilnehmern als Fleisch und Blut der Gottheit gegessen. Die (zumindest auf dem Papier) christlichen Spanier sahen in dem Ritual eine Verhöhnung des Abendmahls, verwüsteten die Amarant-Felder und stellten den Anbau unter Todesstrafe. In der Folge starben Millionen Azteken an Fehl- und Mangelernährung und das Wissen um den Nutzwert der Pflanze ging an ihrer angestammten Heimat vorübergehend verloren.

Doch längst hat die Lebensmittelindustrie die einstige Kraftquelle der Azteken für sich entdeckt. Nicht in Deutschland, aber in Südamerika, Russland und China wird in großem Stil Amarant angebaut. Abnehmer sind Millionen Menschen in Lateinamerika, deutsche Bioläden (die z. B. Amarant-Müsli, -Müsliriegel und -Kekse anbieten) sowie die NASA: Das Wunderkorn der Inka ist heutzutage als nährstoffreiche Zutat für Astronautennahrung gelistet.

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