Fingerblättrige Akebie

Fingerblättrige Akebie

Unbekannte Superfrucht der Zukunft

Besucher des Botanischen Gartens erfreuen sich an den Blüten und dem Duft der Fingerblättrigen Akebie. Dass deren ungewöhnlichen Früchte essbar sind, weiß außerhalb ihrer Heimat Japan kaum jemand. Weder in Ostasien noch in Ostwestfalen hat sich die eigentlich wohlschmeckende Frucht auf dem Speiseplan durchgesetzt. Etwas in ihrem Inneren verhindert den kulinarischen Hochgenuss – noch.

Woher stammt der Name „Fingerblättrige Akebie“?

Aus dem Japanischen. Akibe heißt himmelblau und bezieht sich auf die Farbe der Früchte mancher Sorten. Manche der ohnehin exotisch aussehenden Früchte leuchten aber auch in einem kräftigen Lila. Ausgerechnet die Pflanzen im Botanischen Garten Gütersloh bringen nur dezent weißgräuliche farbige Früchte hervor.

Der botanische Name der Fingerblättrigen Akebie lautet Akebia quinata. Beide Namen beschreiben die handförmigen Blätter, die sich aus fünf (lateinisch „quinque“) Blattteilen („Fingern“) zusammensetzen.

Alternative deutsche Namen für die Kletterpflanze sind „Schokoladenwein“ und „Klettergurke“.

Woher stammt die Fingerblättrige Akebie?

Ursprünglich aus den Bergwäldern Ostasiens. Als Heilpflanze taucht sie in 2.000 Jahre alten Schriften aus Japan auf.

Wo finde ich eine Fingerblättrige Akebie im Botanischen Garten?

Im Dufttunnel, dem Naturkunstprojekt des renommierten Künstlers Ólafur Elíasson zur EXPO 2000. Dort verströmen die dunkelvioletten Akebie-Blüten im April und Mai einen süßlichen Duft, der ein wenig an Schokolade erinnert – daher ihr Trivialname „Schokoladenwein“.

Wie pflanze ich eine Fingerblättrige Akebie im eigenen Garten?

Wer den Exoten aus Fernost für die Fassadenbegrünung in Ostwestfalen einsetzen möchte, dem sei gesagt: Die Kletterpflanze gehört zu den Gewächsen, bei denen die gärtnerische Herausforderung nicht darin besteht, sie gedeihen zu lassen, sondern darin, sie im Zaum zu halten. Akebien mögen warme und sonnige Standorte; so bieten ihnen ›Weinbauregionen perfekte Lebensräume.

Nun ist aus Gütersloher Gärten keine Spexarder Spätlese zu erwarten, und dennoch wird der Hobbygärtner hierzulande keine Mühe haben, eine Akebie bis zehn Meter und höher ranken zu lassen. Denn die robuste Pflanze verträgt auch Halbschatten, wächst auf feuchten wie auf sandigen Böden, überlebt Fröste bis -20 Grad und zeigt sich resistent gegen praktisch alle heimischen Krankheiten und Schädlinge. Das einzige, was sie braucht, ist ein stützendes Gerüst, ein Kletterdraht oder eine Pergola. Das einzige, was der Gärtner braucht, ist eine Heckenschere. Sonst wird die schnellwachsende Ranke zu voluminös: Ist das Ende des Rankgerüsts erreicht, schiebt sie ihre scheinbar kilometerlangen Triebe am Boden weiter, bis diese etwas ergreifen können, an dem sie sich in die Höhe schlingen.

Wer hätt´s gedacht?

Mit den Früchten der Pflanze kann man nicht nur langjährige Besucher des Botanischen Gartens überraschen: So etwas Skuriles haben nur die wenigsten Mitbürger hierzulande gesehen. Ist sie reif, bildet die Frucht eine Längsnaht, platzt auf und gibt den Blick auf ihr geleeartiges Fruchtmark frei. Dieses Mark ist essbar, es schmeckt wie eine Mischung aus Banane, Litschi, Kiwi und Passionsfrucht. Sie gilt unter Wissenschaftlern als eine „Superfrucht der Zukunft“: Die Akebie ist, wie oben beschrieben, robust, pflegeleicht und schädlingsresistent, ihre Frucht optisch ansprechend, wohlschmeckend und nährstoffreich.

Dass sich die Obsttheken der Welt (noch) nicht unter der Last von Akebienfrüchten biegen, liegt an den kleinen, schwarzen und zahlreich vorhandenen Samen im Fruchtfleisch: Zerbeißt man diese, schmecken sie bitter und erzeugen ein Brennen im Hals. Lutscht man um sie herum, hat man den Mund voller kleiner Samen. Diese kann man dann herunterschlucken (was nicht gut schmeckt) oder ausspucken (was nicht schön aussieht). Chinesische und japanische Wissenschaftler arbeiten an Züchtungen, die dieses kulinarische Problem beheben.

Mit einer samenlosen Sorte würde sich der kommerzielle Anbau der Akebie umso mehr lohnen. Denn nicht nur das Fruchtfleisch lässt sich verspeisen, roh oder zu Marmelade, Joghurt oder Eis verarbeitet, sondern auch die Schale kann wie Zucchini oder Auberginen gebraten und gegessen werden. Die Blätter ergeben einen aromatischen Tee, die Rinde dient traditionell als Heilmittel und aus den Ranken lassen sich Körbe flechten. Eigentlich ein Rätsel, dass diese wertvolle Pflanze vielfach unbekannt und ungenutzt ist. Im Dufttunnel können Besucher des Botanischen Gartens sich immerhin optisch und olfaktorisch an ihr erfreuen.



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