Dickmännchen

Dickmännchen - Japanischer Ysander

Von Sinnen ist ratlos, Hoëcker patzt

Sie gehören zu den beliebtesten Bodendeckern in deutschen Gärten: Für das Begrünen von schattigen und wurzeldurchzogenen Flächen unter Gehölzen nutzt auch mancher Gütersloher Gartenbesitzer die robusten Dickmännchen. Nicht auszuschließen ist aber, dass viele Dickmännchen-Besitzer gar nicht wissen, was da in ihrem Beet wächst. Aber das lässt sich ja ändern.

Woher stammt der Name „Dickmännchen“?

Dickmännchen tragen ihren ungewöhnlichen Namen, weil das männliche Geschlechtsorgan, der Stempel, auffallend dick ist. Auch der botanische Name „Pachysandra terminalis“ spielt darauf an: „pachýs“ ist griechisch für „dick”, „andrós“ steht für „Mann”. Das lateinische „terminalis“ bedeutet „endständig“ und beschreibt die Blüten, die von Ende März bis Mai aus dem dunkelgrünen Blätterteppich einen weißgespränkelten machen.

Woher stammt das Dickmännchen?

Im Gartencenter liest man auf dem Etikett bisweilen einen etwas seriöseren deutschen Namen für das Dickmännchen: Japanischer Ysander. Wie auffallend häufig im Botanischen Garten begegnet uns hier eine Pflanze, die ursprünglich in Japan beheimatet ist.

Der erste Europäer, der sie zu Gesicht bekam, war Philipp Franz von Siebold in den 1820er Jahren. Dem Würzburger Arzt gelang es als Angestellter einer Handelsgesellschaft, Kontakte zu Einheimischen im damals abgeschotteten Inselstaat aufzubauen. Von seinen japanischen Patienten ließ er sich – verbotenerweise – Pflanzen liefern. So gehen die Erstbeschreibungen von unvorstellbaren 1.050 Pflanzenarten auf Siebold zurück – darunter auch die des Dickmännchens. Das brachte ihm in der Fachwelt Ruhm und Ehre und in Japan eine Anklage wegen Hochverrats ein, die mit seiner Verbannung endete.

Zurück in Deutschland, veröffentlichte er 1835 die „Flora japonica”. Den Lesern kam dieses Pflanzenlexikon wie Science Fiction vor: Hunderte Pflanzen waren darin beschrieben und abgebildet, die noch kein Mensch in der westlichen Welt je gesehen hatte (darunter neben dem Dickmännchen auch die Ährige Scheinhasel und der Blauregen). Diese Faszination muss man sich bisweilen vor Augen führen, wenn wir heute im Gartencenter vor einem Tisch voller Dickmännchen zum Stückpreis von 1,49 Euro stehen.

Dickmännchen

Wo finde ich Dickmännchen im Botanischen Garten Güterslog?

An der Hyazinthenwiese, zwischen dem Eingang Park-/Ecke Badstraße und der Schutzhütte, eingerahmt von einer Stechpalme und einem Flügel-Spindelstrauch.

Wie pflanze ich Dickmännchen im eigenen Garten?

Dickmännchen werden direkt im ersten Kapitel des Buches „Gärtnern für Dummies“ behandelt. Die dicht wuchernden, 20 bis 30 Zentimeter hohen Bodendecker sind äußerst anspruchslos und pflegearm. Schatten, Wurzeldruck, Schädlinge und Frost machen ihnen nichts aus, sie sind weitgehend bodentolerant und schnittverträglich. Allein bei zuviel Sonnenschein verfärben sich ihre Blätter gelblich – aber wann gibt es in Gütersloh schon zu viel Sonnenschein?

Wer hätt’s gedacht?

In diesem Abschnitt folgt, wie so häufig bei unseren Pflanzenporträts, ein Eintrag aus dem „Handbuch des unnützen Wissens“: In der beliebten Sat.1-Ratesendung ›„Genial daneben“ richtete Moderator Hugo Egon Balder in der Folge 238 vom 15. September 2006 die Frage ans Team: „Was ist ein Dickmännchen?“ An kreativen Antworten von „Michelin-Logo“ über „Günter-Strack-Double“ bis „Sexspielzeug“ mangelte es nicht. Doch die richtige Lösung kannten weder Hella von Sinnen noch Bastian Pastewka noch Barbara Schöneberger noch Martin Schneider und noch nicht einmal ›Bernhard Hoëcker, der doch sonst weitaus abstrusere Fragen sicher beantwortet.

Unglaublich, für alle Gartenfreunde schier unfassbar, aber wahr. Gegen solche Wissenslücken empfiehlt sich ein Besuch des Botanischen Gartens Gütersloh – aber das ist ja ohnehin immer die richtige Lösung …



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