Chinesische Bleiwurz

Chinesische Bleiwurz

Blaue Blüten, graue Hände

Die Chinesische Bleiwurz hat einen langen Weg von Peking nach Pavenstädt hinter sich. Aber hierzulande fühlt sie sich offenbar recht wohl – immer mehr Gärtner nutzen die ostasiatische Staude zur großflächigen Bodenbedeckung. Doch Obacht – man kann sich an ihr leicht die Hände schmutzig machen …

Woher stammt der Name „Chinesische Bleiwurz“?

Der Name „Bleiwurz“ für die Staudengattung geht auf eine fettige Substanz in der Wurzel zurück, die die Hände bei Berührung bleigrau färbt. Viele Bleiwurz-Arten stammen aus Ostasien, weshalb der Artnamen-Zusatz „Chinesische“ Bleiwurz zwar korrekt, aber nicht wirklich eindeutig ist.

Der botanische Gattungsname „Ceratostigma“ setzt sich aus den griechischen Vokabeln „kéras“ für „Horn“ und „stigma“ für „Narbe“ zusammen. Die Narben der Pflanze sind nadel-/hornförmig verlängert, was ihr den deutschen Beinamen „Hornnabe“ oder „Hornkraut“ eingebracht hat. Der Artname „plumbaginoides“ führt uns erneut zum Blei, das im Lateinischen „plumbum“ heißt. „Plumbago“ bedeutet Bleiglanz.

Chinesische Bleiwurz

Woher stammt die Chinesische Bleiwurz?

1830 fand der deutsch-russische Botaniker ›Alexander von Bunge auf einer Forschungsreise durch China bei Peking eine ihm unbekannte Staude und beschrieb sie in seinem Buch mit dem etwas spröden, wenig verkaufsfördernden Titel „Eine Aufzählung von Pflanzen, die man im Norden von China gesammelt hat“. Zumindest hält der Inhalt des 150 Seiten starken Bandes, was der Titel verspricht: Bunge listet mehr als 400 Pflanzen auf, die er mit ein, zwei Sätzen beschreibt – unbebildert. Im Buchhandel läuft so etwas unter „Für Liebhaber“ bzw. „very special interest“.

Wo finde ich Chinesische Bleiwurz im Botanischen Garten Gütersloh?

In den Beeten zwischen dem Sonnen- bzw. Apothekergarten und Kleßmanns Wiese.

Chinesische Bleiwurz

Wie pflanze ich Chinesische Bleiwurz im eigenen Garten?

Wie im Botanischen Garten als Bodendecker. Die wadenhohe Staude bildet unterirdisch fleißig Rhizome, die selbst im Wurzelfilz unter Gehölzen ihren Weg finden. Grundsätzlich bevorzugt sie eher magere, leicht sandige Böden, womit viele Gütersloher Gärten durchaus einen Standortvorteil aufweisen. Die Pflege ist unproblematisch (insbesondere wegen ihrer Trockenverträglichkeit); größte Herausforderung ist das Eindämmen der Pflanze, die als „ausbreitungsfreudig und konkurrenzstark“ beschrieben wird.

Wer hätt’s gedacht?

Der Name des Arztes ›Samuel Hahnemann sagt vielleicht nicht jedem etwas, doch die Behandlungsmethode, die er um 1796 begründete, ist – wenngleich äußerst umstritten – bis heute sehr beliebt: die Homöopathie. Speziell bei Zahnweh empfahl Hahnemann seinen Patienten ein heilpflanzliches Rezept: Die Schmerzgeplagten sollten Bleiwurzgewächse kauen. Tatsächlich regt das Kauen den Speichelfluss an, was wiederum die natürliche Schutzfunktion des Speichels für die Mundgesundheit fördert und zum Wiederaufbau des Zahnschmelzes beiträgt.

Chinesische Bleiwurz

So richtig empfehlen kann man die Methode heutzutage allerdings nicht mehr. Sie erinnern sich an die fettige Substanz in der Wurzel? Die färbt nicht nur Hände grau. Wer dem Hahnemann´schen Rat folgt, hat anschließend mausgraue bzw. aschgraue, nein, natürlich bleigraue Zähne. Selbst in Zeiten, in denen die Drogerieregale voller Rapid-White-Perlweiss-Shine-On-Brillant-Whitening-Zahncremes liegen, keine schöne Nebenwirkung.

Lieber gehe man also erst zum Zahnarzt und dann, zur Entspannung, in den Botanischen Garten Gütersloh, wo von August bis Oktober die Chinesische Bleiwurz nicht in bleigrau, sondern enzianblau blüht.



Mehr Stauden und Bäume im Stadtpark und Botanischen Garten Gütersloh:


Mehr Pflanzenporträts …

… finden sich im humorvollen Stadtpark-Führer „Ab in die Botanik“ unserer Mitglieder Matthias Borner und Daniela Toman. Das ebenso informative wie unterhaltsame Buch mit mehr als 200 Fotos können Sie auf der Seite ›www.guetersloherisch.de erwerben und sich versandkostenfrei zuschicken lassen.


Lesen Sie als nächstes …

Königslilie

Die Königslilie ist eine sehr späte Errungenschaft unserer Gärten. Sie wuchs nur an einer – und dazu noch an einer sehr schwer zugänglichen – Stelle der Welt, im chinesischen ›Min-Flusstal, das an Tibet grenzt.… Weiterlesen