Buschwindröschen

Buschwindröschen

Vom Winde verweht

Frühblüher müssen was aushalten können: Kälte zum Beispiel, Regen und Wind. Das zierliche Buschwindröschen wirkt auf den ersten Blick nicht so, als ob es diese Prüfungen meistern würde. Doch gegen Kälte und Regen hat es wirksame Tricks auf Lager. Nur in Sachen Wind erinnert es ein wenig an Scarlett O’Hara: Es kämpft oft vergeblich gegen sein tragisches Schicksal.

Woher stammt der Name „Buschwindröschen“?

Selten ist bei Pflanzen der wissenschaftliche Name verbreiteter als der deutsche. Bei der Gattung der Windröschen dürfte das der Fall sein: Gemeinhin sind sie als Anemonen bekannt – „anemos“ ist das griechische Wort für Wind.

Die griechische Sagenwelt hält eine schöne Erklärung für den Pflanzennamen bereit. Demnach hatte der Windgott Zephyr, Verkörperung des milden Westwindes (der auch bei der Namensgebung der Narzisse eine Rolle spielt), ein Auge auf eine Nymphe an seinem Hofe geworfen. Problem: Zephyr war mit Flora verheiratet, Göttin der Blüte. Folge: Die eifersüchtige Flora verwandelte ihre Konkurrentin in eine Blume, die seitdem „Anemone“ genannt wird – die Blume des Windes. In diese Blume wiederum verliebte sich der raue Nordwind Boreas, der jedoch mit seiner ungestümen Kraft die Blütenblätter davonwehte. Die Nymphe wird einstweilen genug von Männerbekanntschaften gehabt haben …

Auch der deutsche Name „Windröschen“ geht – neben der Ähnlichkeit der Blüten mit denen der Heckenrose – auf den Kampf der Pflanze mit Winden zurück, speziell mit denen in einem unbelaubten Wald. Buschwindröschen sind als Frühblüher im besonderen Maß der Naturgewalt ausgesetzt. Wenn sie im März den Waldboden mit einem weißen Blütenteppich überziehen, sind Bäume und Büsche noch weitgehend kahl. Ungehindert pfeift der Wind über den Waldboden. Dabei bewegen sich die zarten Blütenblätter schon beim kleinsten Windhauch, und oft werden sie von den Böen des bösen Boreas entblättert.

Bleibt noch das „Busch-“ im Buschwindröschen. Dies ist ein Hinweis auf den bevorzugten Standort dieser Waldpflanze: Als Wildstaude findet man sie auf Laubwaldlichtungen und unter laubfreien Gehölzen, eine besondere Vorliebe wird ihr zu Schlehdorn-Büschen nachgesagt. Der botanische Name „Anemone nemorosa“ lässt sich entsprechend mit „waldbewohnende Windblume“ übersetzen.

Woher stammt das Buschwindröschen?

Direkt hinterm Deich braucht man nicht nach Buschwindröschen zu suchen, ansonsten kommen sie in Deutschland nahezu flächendeckend vor: Wo immer Europa bewaldet ist, wachsen auch Buschwindröschen. Aber Laubwald muss es sein, denn Buschwindröschen brauchen Licht, das sie unter dunklen Tannen nicht bekommen.

Wo finde ich Buschwindröschen im Stadtpark Gütersloh?

Unter anderem am Eingang des Botanischen Gartens zum Naturteich.

Wie pflanze ich Buschwindröschen im eigenen Garten?

Mit einem Plan B in der Hinterhand. Plan A ist das Pflanzen der Buschwindröschen. Das funktioniert garantiert, selbst auf kahlgebliebenen Stellen unter Bäumen und Sträuchern. Danach können und sollen Sie die Blume sich selbst überlassen. Kontraproduktiv ist z.B. die Bodenbearbeitung: Zum einen (zer)stören Sie dadurch die Entwicklung der Rhizome, zum anderen machen diese Rhizome diese Arbeit ohnehin überflüssig. Buschwindröschen durchwurzeln die Erde großzügig und nehmen Ihnen das Umgraben ab.

Nun zu Plan B: Da Buschwindröschen zu den ersten blühenden Pflanzen des Jahres gehören, sind sie auch mit die ersten, die verblüht sind. Das ist vergleichbar mit der ›„Welle“: Gütersloh hatte als erste Stadt in OWL ein Spaßbad, also hat Gütersloh auch als erste Stadt in OWL ein veraltetes Spaßbad. Dann muss man eben modernisieren. Auf Ihr Beet bezogen heißt das: Wenn Ihr Buschwindröschen-Beet nicht schon im Mai nur aus eingezogenen, vergilbten Blättern bestehen soll, pflanzen Sie darin auch sommerblühende Pflanzen wie Glockenblumen, Türkenbund oder Storchschnabel.   

Wer hätt’s gedacht?

Nicht nur Wind, auch Kälte ist eine Herausforderung für Frühblüher. Das Buschwindröschen meistert diese mit einem eigenen Blütenschutz: Bei niedrigen Temperaturen wachsen die Außenseiten der Blütenblätter schneller als die Innenseiten und verschließen die empfindliche Blüte.

Der Vorfrühling in Gütersloh hält indes auch oft noch reichlich Regen bereit. Wenn das Wetter mal wieder ein rechtes Trauerspiel und gar nicht mit anzusehen ist, klappt das Buschwindröschen seinen Blütenkranz zu und neigt das Köpfchen traurig zu Boden. Sobald die Sonne wieder hervorkommt, richtet sich die Blume auf und öffnet sich wieder. Aber das ist bei vielen Güterslohern ja nicht anders.



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