Alexandrinische Senna

Alexandrinische SennaAlexandrinische Senna

Ewige Jugend durch Abführmittel

In intensivem Gelb leuchtet der Senna-Strauch von Mai bis Oktober – so intensiv, dass es Theorien gibt, das Phänomen des „Brennenden Dornbuschs“ aus der Bibel lasse sich mit Luftspiegelungen an Sennablüten erklären. Keine Theorie, sondern vielfach erprobt ist die abführende Wirkung der Blätter und Früchte.

Woher stammt der Name „Alexandrinische Senna“?

Nur in den wenigsten Fällen sind der deutsche und der wissenschaftliche Name einer Pflanze gleichbedeutend – bei der Alexandrinischen Senna ist das der Fall: „Senna alexandrina nennen Botaniker die Art. „Senna” stammt sprachlich aus dem arabischen Kulturraum; dort wurde die Pflanze schon in der Antike für medizinische Zwecke verwendet und spätestens seit dem 9. Jahrhundert auch gehandelt. Ein Hauptumschlagplatz war ›Alexandria. So wählte man die ägyptische Hafenstadt als Namenspatin für die Art.   

Woher stammt die Alexandrinische Senna?

Die ältesten Nachweise stammen aus den Nilstaaten, aus Nubien und dem Sudan, sowie von der Arabischen Halbinsel. Heute wächst die Pflanze in ihrer Wildform zudem in weiten Teilen des tropischen Afrikas, aber auch im südlichen Indien.

Senna-Kuebel

Wo finde ich Alexandrinische Senna im Botanischen Garten?

Kübel mit Senna-Sträuchern stehen, von der Hyazinthenwiese / der Schutzhütte mit den Vogelporträts kommend, am Eingang zum Lavendelgarten sowie im Apothekergarten. Bezeichnet sind die Pflanzen an beiden Standorten allerdings nicht mit „Senna alexandrina, sondern mit „Cassia senna. Früher wurde die Pflanze den Kassien zugeordnet, bevor man ihnen eine eigene Gattung zugestand.

Wie pflanze ich Alexandrinische Senna im eigenen Garten?

Gar nicht bzw. nur in Kübeln, denn einen deutschen Winter im Freien übersteht die Pflanze nicht (zumindest einen normalen deutschen Winter – so mild wie der Winter in diesem Jahr war, hätte man im Garten auch Orchideen züchten können, aber das ist ja nicht der Regelfall). Als Pflanze aus trockenen Gebieten sollte die Alexandrinische Senna so hell wie möglich bei 5° bis 18°C überwintern. Ab dem Spätfrühling kann sie dann wieder in den Garten oder auf die Terrasse.

Wer hätt´s gedacht?

Die abführende Wirkung von Senna ist wissenschaftlich nachgewiesen; für das Wissen hätte es aber der modernen Forschung nicht bedurft: Dass man beim Essen getrockneter Sennesfrüchte besser keine weißen Hosen trägt, wussten die Menschen seit der Erfindung weißer Hosen und schon vorher. Im „Großen Buch der Heilpflanzen” wird die Wirksamkeit mit „zuverlässig, bisweilen drastisch“ beschrieben.

Senna-Hummel

Ohnehin war Senna eine der wichtigsten Heilpflanzen der Antike, die nicht nur bei Verstopfung, sondern auch gegen Lepra, Augenleiden und ein Dutzend weiterer Einträge aus dem ›Pschyrembel eingesetzt wurde. Der Prophet Mohammed wird mit den Worten zitiert: „Haltet euch an Sennesblätter und Kümmel, denn beide heilen jede Krankheit, ausgenommen den Tod.“

Und selbst das stellte jemand in Frage: Der Graf von Saint Germain (1710–1784) war eine der schillerndsten Figuren des französischen Hofes; die Lektüre seines ›Wikipedia-Artikels sei allen Unterhaltungssuchenden wärmstens empfohlen. Eine der vielen Legenden über den Abenteurer, Alchemisten und Okkultisten besagten, dass er unsterblich sei. Dazu trugen sowohl sein jugendliches Aussehen noch in älteren Jahren als auch seine Fähigkeit bei, historische Ereignisse aus weit zurückliegenden Epochen so detailreich zu schildern, als wäre er selbst Zeitzeuge gewesen.

Angesprochen auf seine immerwährende Jugend erwähnte er ein lebensverlängerndes Elixier, das er u.a. aus Blättern der „ägyptischen Senna“ herstelle. Speziell unter den Hofdamen entstand hohe Nachfrage nach dem Getränk, was der Graf aber nicht ausgenutzt haben soll – zumindest nicht finanziell. Bis heute ist seine Rezeptur erhältlich und wird unter dem Namen „Saint-Germain-Tee“ vermarktet – allerdings nicht als Jungbrunnen, sondern als Abführmittel. Was vielleicht erklärt, warum sich für den Grafen mit keiner der Hofdamen eine längerfristige Liaison ergab.



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