Tulpen-Magnolie

Tulpen-Magnolie

Napoleon wäre neidisch

Einem glücklichen Botaniker und einem cleveren Offizier verdankt der Botanische Garten eines seiner beliebtesten Fotomotive: die Tulpen-Magnolie. Eine Pflanze, die es vor 200 Jahren noch nicht gab, und die doch ein „blühendes Fossil“ ist.

Woher stammt der Name „Tulpen-Magnolie“?

Der französische Botaniker Pierre Magnol (1638–1715) führte den Begriff der „Familie“ in die biologische Systematik ein. Ein Kollege ehrte ihn, indem er einen Baum, den er auf einer Forschungsreise entdeckt hatte, „Magnolia“ nannte. Magnols Glück war, dass alle Botaniker, die ähnliche Pflanzen entdeckten, sich fortan dieses Namens bedienten. Und dass die nach ihm benannten Pflanzen so schön und beliebt sind, theoretisch hätte der Kollege ja auch eine Aasblume finden können.

Speziell die Tulpen-Magnolie verdankt ihren Namen den Blütenkelchen, die an Tulpen erinnern. Ihr botanischer Namen lautet „Magnolia × soulangeana“. Das „ד zeigt dem Botaniker, dass es sich um eine Hybride handelt, eine Kreuzung verschiedener Pflanzenarten. Was es mit dem Artnamen „soulangeana“ auf sich hat weiß jeder, der den nächsten Absatz gelesen hat.

Tulpne-Magnolie

Woher stammt die Tulpen-Magnolie?

Auf diese Frage gibt es zwei Antworten: 1. Aus China, denn die Tulpen-Magnolie ist eine Kreuzung aus zwei Magnolien-Arten, die aus Ostasien stammen. 2. Aus Frankreich, denn auf die Idee, eine Yulan- und eine Purpur-Magnolie zu kreuzen, kam 1820 der französische Offizier Étienne Soulange-Bodin. Dieser hatte sich schon während seiner Laufbahn in der Napoleonischen Armee ganz dem Gärtnern verschrieben. Eine gute Entscheidung: Statt auf dem Feld der Ehre zu sterben, beackerte er sein privates Blumenbeet und durfte sich 1826 über die ersten Blüten der neuen Magnolie freuen.

Was Napoleon nicht gelang, schaffte die Züchtung seines ehemaligen Offiziers: Sie eroberte erst England und von dort aus ganz Europa. Heute ist die „Magnolia × soulangeana“ die in Mitteleuropa am häufigsten angepflanzte Magnolienart. Spricht man einfach von „Magnolie“ ohne weiteren Zusatz, meint man die Tulpen-Magnolie.

Wo finde ich Magnolien im Stadtpark?

Im Asterngarten des Botanischen Gartens, in der Nähe der Sonnenuhr, steht eine besonders schöne Tulpen-Magnolie. Obwohl es eine eigentlich seltener vorkommende Art ist, finden sich zudem fünf Baum-Magnolien im „Botanischen“.

Gaertnerin-Magnolie

Wie pflanze ich eine Tulpen-Magnolie im eigenen Garten?

Kaufen, einpflanzen und wachsen lassen. Vorher Gedanken zum Standort machen und keine allzu kleine Lücke wählen; in Alleinstellung kommt sie am besten zur Geltung. Und schließlich: Geduld haben. Tulpen-Magnolien wachsen langsam, aber „je oller, je doller“: Sie blühen umso üppiger, je älter sie sind.

Wer hätt’s gedacht?

Apropos alt: Auch wenn es die Tulpen-Magnolie erst seit rund 200 Jahren gibt, ihre Ahnentafel reicht bis in die Kreidezeit. Magnolien zählen zu den ältesten Blütenpflanzen der Erde und gelten als „lebende Fossile“. Sie entwickelten sich vor 100 Millionen Jahren als Übergangsform von Nadel- zu Laubbäumen. So ähnelt die Magnolienfrucht den Zapfen von Nadelbäumen. Die Blüten sind recht einfach gebaut und die Bestäubung übernehmen hauptsächlich Käfer, die evolutionär wesentlich älter sind als Bienen.



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