Straußblütiger Gilbweiderich

Straußblütiger Gilbweiderich

Natürlich blond

Der Straußblütige Gilbweiderich ist keine allzu bekannte Pflanze. Allzu häufig kommt er in Deutschland auch nicht vor – im Gegenteil. In unserem Nachbarbundesland Hessen z. B. gilt die Staude als ausgestorben. Im Gütersloher Stadtpark hingegen gibt es gleich mehrere Standorte, an denen begeisterte Naturschützer diese Gilbweiderich-Art nachweisen konnten. Grund genug, sich im Rahmen unserer Pflanzenporträts mit ihr zu beschäftigen.

Woher stammt der Name „Straußblütiger Gilbweiderich“?

Das „Gilb-“ im Namen verweist auf die gelbe Blütenfarbe, an der man sich von Mai bis Juli erfreuen kann, das „-weiderich“ auf die Ähnlichkeit der länglichen Blätter mit Weidenlaub.

Speziell der Straußblütige bzw. Strauß-Gilbweiderich besitzt kugelige Blüten. In Großaufnahme erinnern diese entfernt an die Wuschel-Frisur des jugendlichen ›Richard Strauss (nicht namensgebend, sondern lediglich eine Assoziation des Autors) oder, zumal sie in dichten, runden Trauben stehen, an einen Blumenstrauß (namensgebend). Zumindest unterscheiden sich die Blüten deutlich von denen anderer Gilbweiderich-Arten.

Der botanische Name „Lysimachia thyrsiflora“ bezieht sich auf den griechischen Feldherrn ›Lysimachos aus der Leibgarde Alexander des Großen, später König von Thrakien und Makedonien. Plinius behauptet, Lysimachos habe als Erster eine Lysimachia-Art entdeckt. Wann das war, wie das geschah, warum Lysimachos – ob als Leibgardist oder als König – nichts Besseres zu tun hatte, als den Boden nach botanischen Raritäten abzusuchen, darüber lässt sich Plinius nicht weiter aus. Könnte also auch eine Fake-News sein, die nun aber, da seit 2.300 Jahren in der Welt, nicht mehr widerlegbar ist.

Der Artname „thyrsiflora“ zeigt dem kundigen Botaniker die Wuchsform des Blütenstands an (für Fachleute: ein Thyrsus). Ganz frei übersetzt ist es das Straußblütige im Straußblütigen Gilbweiderich.

Woher stammt der Straußblütige Gilbweiderich?

Der Gilbweiderich kommt in weiten Teilen der Nordhalbkugel vor. Ob Kattenstroth oder Kasachstan – wo immer gemäßigtes oder kaltgemäßigtes Klima herrscht und der Boden feucht genug ist, lässt sich die Pflanze nachweisen: an bayerischen Bächen, auf finnischen Feuchtwiesen, in schottischem Schilf, baltischen Bruchwäldern, mongolischen Mooren, sibirischen Sümpfen oder nordamerikanischen Naturlandschaften wie den Hudson-Bay-Hochmooren fühlt sich das Primelgewächs wohl.

Trotz seiner weltweiten Verbreitung ist der Gilbweiderich vielerorts selten: Nicht nur, aber auch in Nordrhein-Westfalen wird die Staude in der Roten Liste als „stark gefährdet” aufgeführt.

Wo finde ich Strauß-Gilbweiderich im Stadtpark Gütersloh?

Dort, wo es oft genug feucht genug ist: besonders auf der Eiswiese, aber auch in den Dalkeauen am Karl-Rogge-Weg, in der Feuchtwiese am Dalke-Altarm und am Teich des Naturnahen Gartens. Wie die Heidenelke und die Kuckucks-Lichtnelke gehört der Strauß-Gilbweiderich zu den mehr als 40 Pflanzenarten im Stadtpark, die in NRW als gefährdet gelten. Der Park dient also nicht nur der Naherholung, sondern leistet auch als Biotop einen wichtigen Beitrag zum regionalen Artenschutz.

Wie pflanze ich Strauß-Gilbweiderich im eigenen Garten?

Der Strauß-Gilbweiderich bietet sich als Teichbepflanzung an. Die bis zu 80 cm groß werdende Pflanze kann dabei auch problemlos mit den „Füßen“ bis zu 20 cm im Wasser stehen. Für alle an Land gepflanzten Gilbweiderichs gilt es, auch während der traditionellen Regenzeit in Gütersloh („Sommer“) auf ausreichende Wasserversorgung zu achten. Im Herbst schneidet man die Stängel zurück, ansonsten ist die Staude erfreulich pflegeleicht.

Wer hätt’s gedacht?

Im Mittelalter nutzten die Menschen Strauß-Gilbweiderich zum Färben ihrer Stoffe: Die Blätter und Stängel färben mit Alraun vorgebeizte Wolle gelb, die Wurzeln sorgen für ein kräftiges Braun. Doch nicht nur Textilien wurden gefärbt; die Pflanze war und ist auch ein natürliches Haarkosmetik-Mittel. Mit einem konzentrierten Absud der Blüten lassen sich Haare bleichen.

Ob ›Daniela Katzenberger und ›Boris Johnson bei ihrem Frisör regelmäßig Gilbweiderich-Anwendungen genießen? Ob der Gilbweiderich deshalb zu den stark gefährdeten Arten zählt? Andererseits: Ob Boris Johnson überhaupt schon mal bei einem Frisör war? Das alles werden wir an dieser Stelle nicht klären können. Aber dem Gilbweiderich etwas verdiente Aufmerksamkeit zu verschaffen, dafür war dieser Text hoffentlich gut.



Mehr Stauden und Bäume im Stadtpark und Botanischen Garten Gütersloh:


Mehr Pflanzenporträts …

… finden sich im humorvollen Stadtpark-Führer „Ab in die Botanik“ unserer Mitglieder Matthias Borner und Daniela Toman. Das ebenso informative wie unterhaltsame Buch mit mehr als 200 Fotos können Sie auf der Seite ›www.guetersloherisch.de erwerben und sich versandkostenfrei zuschicken lassen.


Lesen Sie als nächstes …

Waldkiefer

Waldkiefer

Fast eine Sehenswürdigkeit Man muss nicht den Stadtpark besuchen, um eine Waldkiefer zu sehen – diese Baumart begegnet einem alle Nase lang, zumal im Kreis Gütersloh. Aber wenn man den… Weiterlesen