Henning Schulz

„Ich wünsche mir Unerwartetes!“

Henning Schulz, geboren 1972 in Bielefeld und aufgewachsen in Brockhagen, wurde 2015 als Nachfolger von Maria Unger zum Bürgermeister von Gütersloh gewählt. Das Amt hatte er bis 2020 inne. Dass einige Fotos seiner ersten, offenbar erfolgreichen Wahlplakate im Stadtpark entstanden, ist nicht der einzige Grund, warum er mit der Parkanlage viele schöne Erinnerungen verbindet:

Herr Schulz, wie oft besuchen Sie den Stadtpark?

Mit der Familie unternehmen wir bestimmt alle drei, vier Monate einen Ausflug in den Stadtpark. Manchmal spontan, manchmal ganz bewusst, zum Beispiel zur Tulpenblüte im Botanischen Garten. Oder wenn wir Besuch von auswärts haben. Dann machen wir einen Spaziergang, bei dem wir an möglichst vielen Gütersloher Sehenswürdigkeiten vorbeikommen: Martin-Luther-Kirche, Alter Kirchplatz, die Pättken, Meiers Mühle und dann in den Stadtpark. Dort gibt es dann ein Eis oder Kaffee und Kuchen im Palmenhaus-Café, oder es geht zu den Kletterseilen oder zum Minigolfplatz mit den Kindern.

Können Sie sich an Ihren ersten Besuch im Stadtpark erinnern?

An den konkreten Moment vielleicht nicht, aber ich erinnere mich, wie meine Eltern früher mit mir und meiner Schwester von Brockhagen, wo wir gewohnt haben, nach Gütersloh zum Minigolfen gefahren sind. Die Anlage dort gab es ja viel früher als die im Mohns Park. Meine Familie war und ist eng mit dem Stadtpark verbunden.

Warum das?

Meine Mutter wurde 1945 zwei Tage vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs auf dem Hof Kleßmann geboren, direkt neben dem Botanischen Garten. Meine Großmutter hatte während der Kriegstage dort gelebt und uns Kindern immer vom Botanischen Garten vorgeschwärmt. Bis heute pflegen wir eine enge Freundschaft zur Familie Kleßmann.

Sie waren fünf Jahre lang Bürgermeister der Stadt. Welchen Stellenwert haben Sie der Anlage in dieser Funktion beigemessen?

Die ganze Anlage und speziell der Botanische Garten haben zweifellos eine besondere Qualität und machen ein Stück von Gütersloh aus. Es ist die „gute Stube“, verbindet Mensch und Landschaft und bringt die Gütersloher mitten in der Innenstadt in Kontakt mit der Natur. Damit erfüllt er aus meiner Sicht eine ganz wichtige Funktion.

Aber Natur gibt es ja auch um Gütersloh herum reichlich.

Zweifellos, es geht aber immer auch darum, wie man die Natur für den Menschen erschließen kann. Der Park ist ein bewusst gestalteter Ort, der auf uns alle eine unmittelbare positive Wirkung ausübt. Nehmen Sie als Beispiel das Flughafengelände, das ja auch ein großer Naturraum ist. Mir ist es wichtig, dass die naturräumlichen Qualitäten hier auch erfahrbar werden, dass eine Verbindung zwischen Mensch und Natur geschaffen wird, sprich die Natur als Teil des Lebens wahrgenommen werden. Das Flughafengelände könnte dazu dienen, diesen Kontakt mit der Natur herzustellen – wie es der Stadtpark seit über 110 Jahren schon tut.

Was glauben Sie, welchen Anspruch stellen die Gütersloher an den Stadtpark?

Einen sehr hohen, und das ist, so glaube ich, typisch für Gütersloh. Die Bevölkerung erwartet und nimmt es als selbstverständlich hin, dass der Stadtpark mit dem Botanischem Garten durch den Fachbereich Grünflächen hervorragend gepflegt wird – und der Fachbereich Grünflächen stellt denselben hohen Anspruch an seine Arbeit. Das erkennt man als Besucher mit bloßem Auge, es beweisen aber auch die zahlreichen Auszeichnungen, die der Park schon bekommen hat. Da ich privat und beruflich schon ein bisschen in Europa herumgekommen bin, darf ich behaupten: Der Gütersloher Stadtpark ist besser gepflegt als manch berühmtere Gartenanlage im In- und Ausland.

Was würden Sie sich im oder für den Park noch wünschen?

Nun, wir Gütersloher schätzen ja eher das Langfristige, das Dauerhafte, das Bewahrende. Diese Grundhaltung ist nichts Schlechtes, im Gegenteil,  aber manchmal wünsche ich mir mehr Spontanes, mehr Unerwartetes in der Stadt. Im Gartenbereich würde mir das ›Urban Gardening einfallen, wie es in Berlin etabliert ist, oder das Projekt ›Essbare Stadt. Bei uns werden solche und andere Trends manchmal bereits im Vorfeld mit zu vielen „Vorbehalten“ belegt, anstatt es einfach mal auszuprobieren.

Also: Sie als Förderkreis haben doch die Möglichkeit, etwas abseits des Erwartbaren in Sachen Natur anzustoßen – quais eine Intervention im öffentlichen Raum. Denken Sie quer, überraschen Sie mich – das würde ich mir wünschen!


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